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DMK - Weltmilchmarkt-Krise drückt auf das Ergebnis

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 04/2016

Gremien führen maximalen Anteil der Liquidität auf die Höfe - Klares Votum für Milkmaster-Bonusprogramm

Aufgrund der anhaltenden Krise am Weltmilchmarkt hat die DMK GROUP in 2015 rund 30 Mio. Euro Ergebnis zusätzlich über die Milchgeldauszahlung auf die Höfe gebracht. Das geht aus vorläufigen Zahlen über das Geschäftsjahr 2015 hervor, die das Unternehmen am 23. Februar vorgelegt hat.

Dem vorläufigen Bericht zum Geschäftsjahr 2015 der DMK GROUP zufolge lieferten im Jahr 2015 8.350 Milcherzeuger ihre Milch an das Unternehmen; rund sechs Prozent weniger Betriebe als in 2014. Der Rückgang muss als weiterer Beleg dafür gesehen werden, wie sehr die dramatische Marktsituation den Strukturwandel zusätzlich beschleunigt hat. Die Milchmenge bleibt mit 6,7 Mrd. Kilogramm stabil (im Vorjahr 6,8 Mrd. Kilogramm).

Weltweit sind die Milchauszahlungspreise eingebrochen. Der durchschnittliche Auszahlungspreis bei DMK GROUP ist von 36,9 Ct / kg (2014) auf 27,6 Ct / kg (2015) gesunken und liegt deutlich unterhalb der Kostendeckungsgrenze  der Landwirte. Aufgrund der Marktentwicklung preisbedingt stark zurückgegangen ist auch der Gesamtumsatz des Unternehmens. Er lag in 2015 bei 4,7 Mrd. Euro und damit 600 Mio. Euro bzw. 11 Prozent unterhalb des Vorjahresumsatzes (5,3 Mrd. Euro in 2014). Stabil bleibt die Eigenkapitalquote, die auch für das Jahr 2015 mit über 36 Prozent ausgewiesen werden kann.

Ausdrücklich weist das Unternehmen auch im Zusammenhang der vorläufigen Zahlen für das Jahr 2015 auf die außergewöhnlich hohen Zukunftsinvestitionen hin, die DMK in den Jahren 2012 bis 2015 in neue Produktionsanlagen, in die Erschließung neuer, vor allem internationaler Märkte und in die Weiterentwicklung seines Markenportfolios investiert hat. Insgesamt lagen die Investitionen seit der Fusion zwischen Nordmilch und Humana bei rund 500 Mio. Euro. Die Inbetriebnahme neuer Produktionsstätten, die Restrukturierung einzelner Sparten sowie der hohe Anteil an Standardmilchpulver und Käse belasten den Milchauszahlungspreis.

"Alles Geld auf die Höfe": Verzicht auf Gewinn zugunsten der Landwirte

Mit dem klaren Ziel, alle erwirtschaftete Liquidität möglichst direkt an die Anteilseigner zurück zu führen, wurden im Verlauf des Jahres insgesamt rund 30 Mio. Euro Ergebnis über das Milchgeld an die Landwirte ausgezahlt. So wurde bewusst ein Gewinnrückgang auf 13 Mio. Euro (42,3 Mio. Euro in 2014) erreicht.

Um die Liquidität der Milchlieferanten angesichts der schwierigen Situation am Weltmarkt zusätzlich zu stützen, wurde bereits im August 2015 ein umfangreiches Programm zur  Kostensenkung gestartet, das bis zum Ende des Geschäftsjahres 2016 über 50 Mio. Euro freisetzen soll.

Die großen Investitionen aus den Vorjahren (darunter das Milchpulverwerk in Zeven, das Werk in Erfurt und die neue Mozzarella-Käserei in Georgsmarienhütte) sind abgeschlossen. Technologisch steht die DMK GROUP damit auf höchstem Niveau und einem soliden Fundament für die Zukunft.

Außerordentliche Vertreterversammlung

Mit einem überzeugenden Votum für die Fortsetzung der von Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsführung von DMK verfolgten Gesamtstrategie und gegen kurzfristige Eingriffe in die Mengensteuerung ging am 23. Februar eine außerordentliche Vertreterversammlung der DMK zu Ende. Mit insgesamt 357 Stimmberechtigten waren 85 Prozent der von den Anteilseignern gewählten Genossenschaftsvertreter zu einer außerordentlichen Vertreterversammlung ins niedersächsische Osterholz-Scharmbeck gekommen. Einberufen wurde die Versammlung vom Vorstand der Deutsches Milchkontor eG auf Antrag einer Gruppe von Landwirten, die Kritik an Kurs und Struktur der DMK-Führung äußerten und Maßnahmen forderten, die zu einer Erhöhung des Milchauszahlungspreises führen sollten.

Diskussion zu Marktlage und zur Strategie des Unternehmens

In einer intensiven, aber sachlich geführten Diskussion wurden neben der Lage am Milchmarkt auch die von der Geschäftsführung vorgestellten, vorläufigen Ergebnisse des Geschäftsjahres 2015, die aktuellen Prognosen für 2016 sowie die Gesamtstrategie des Unternehmens diskutiert. Alle Anwesenden waren sich der angespannten Lage auf den Märkten und Höfen bewusst.

Klares Votum für Milkmaster-Bonusprogramm

Das nach Abschluss der Diskussion entstandene Meinungsbild ergab ein überzeugendes Votum sowohl für die jüngst vom Vorstand und Beirat beschlossene Einführung des sogenannten "Milkmaster-Bonusprogramms", als auch für die langfristige, strategische Ausrichtung von DMK. Beim "Milkmaster-Programm" handelt es sich um eine unternehmensinterne Initiative für mehr Nachhaltigkeit bei der Milchproduktion und für mehr Transparenz gegenüber dem Handel und dem Verbraucher.

Mit dem "Milkmaster-Programm" bietet DMK seinen Landwirten finanzielle Anreize für die Einführung oder Durchführung bestimmter Maßnahmen und für das Erreichen bestimmter Qualitätsniveaus in unterschiedlichen Bereichen einer nachhaltigen und tiergerechten Milchproduktion. Kritiker fürchten durch die Einführung des Systems in einer Zeit, in der die Landwirte ohnehin kaum oder nicht kostendeckend wirtschaften können und folglich finanziell unter hohem Druck stehen, zusätzliche Belastungen für die Milcherzeuger. Mit einer Zustimmung von über 80 Prozent der insgesamt 357 genossenschaftlichen Vertreter, die sich für die Einführung des "Bonus-Programms" zum jetzigen Zeitpunkt aussprachen, kann sich DMK in seinen Entscheidungen und dem eingeschlagenen Kurs klar bestätigt fühlen.

Mitgliederbeziehungen werden intensiv diskutiert

Bestätigt wurde die Fortführung eines bereits im Herbst vom Vorstand des DMK berufenen, unternehmensinternen Arbeitskreises, der sich, unter der Leitung des Vorstandsvorsitzenden der Deutsches Milchkontor eG, Thomas Stürtz, mit Fragen der Mitgliederbeziehung, der Andienungs- und Abnahmepflicht sowie zu Maßnahmen befasst, die zu einer langfristig wirksamen Steuerung der Milchmenge beitragen können. "Ich bin zufrieden mit dem Verlauf der außerordentlichen Vertreterversammlung", sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrats der DMK GROUP, Otto Lattwesen, im Anschluss an die Versammlung. "Sowohl der Verlauf als auch das Ergebnis der Debatte haben gezeigt, wie wichtig es insbesondere in schwierigen Zeiten ist, zusammen zu kommen und sich offen, aber sachlich auszutauschen. Umso mehr muss ein kritischer Austausch als Teil unserer Verantwortung verstanden werden. Das Vertrauen in uns, das heute bestätigt und bekräftig wurde, bestärkt uns darin, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen - was auch bedeutet: stets umsichtig und wachsam zu sein."

Aufgrund der angespannten Lage auf den Höfen befinden sich derzeit rund 500 Mio. kg Milch in Kündigung. Das entspricht rund sieben Prozent der Gesamtmilchmenge der DMK GROUP. Wirksam werden diese Kündigungen zum Jahresbeginn 2018.

Strategische Ausrichtung bleibt

Um die Auszahlungsleistung zu verbessern, setzt die DMK GROUP national und international weiterhin auf die vier strategischen Geschäftsfelder Milchprodukte, Käse, Ingredients und Tochterunternehmen.

Einer der Eckpfeiler wird weiterhin auch der Ausbau des Markengeschäfts bleiben. Mit attraktiven Produkten und Vermarktungskonzepten, die auf die Wünsche der Konsumenten ausgerichtet sind, konnte DMK die Spitzenposition der Marke MILRAM 2014 und 2015 weiter stärken. Während Standardprodukte in 2015 stark unter Druck waren, hielt sich der Absatz von Markenartikeln stabil; in Wachstumsländern wie China konnte die Exportmarke Oldenburger im Absatz sogar wachsen.

Derzeit verkauft DMK rund zehn Prozent seiner Milchprodukte in Drittländer außerhalb der EU. Dieser Wert soll weiter gesteigert werden, die notwendige Infrastruktur dafür ist mit eigenen Verkaufsbüros in Dubai, Moskau und Shanghai geschaffen. Die Wertschöpfung liegt im Export durchschnittlich über dem Inlandsniveau.