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Agrar-Treffpunkt Weser-Ems: Herausforderungen des deutschen Eiermarktes beleuchtet

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 08/2015

Mit den Herausforderungen des deutschen Eiermarktes beschäftigte sich kürzlich eine Abendveranstaltung in der Reihe „Agrar-Treffpunkt Weser Ems“ im Akademiehotel Rastede. Es berichtet Dr. Albert Hortmann-Scholten, Geschäftsbereich Landwirtschaft, Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK Niedersachsen).

Deutschland nimmt im weltweiten Vergleich eine Vorreiterrolle bezüglich der Haltungsstandards in der Geflügelhaltung ein. In den letzten Jahren hat die Legehennenhaltung bzgl. des Tierschutzes große Fortschritte verbucht. Weit über 90 Prozent aller Hennen produzieren Eier in alternativen Haltungsverfahren. Dennoch fordert die Politik und Gesellschaft die Umsetzung weiterer Tierschutzmaßnahmen. Darunter gehört das geplante Kupierverbot in der Legehennenhaltung. Das Land Niedersachsen plant in ab dem 1. November für eine besonders tiergerechte Haltung von Legehennen eine finanzielle Zuwendung in Höhe von 1,70 Euro je gehaltener Legehenne zu bewilligen. Ziel des Seminars war es, die Weiterentwicklung der Hennenhaltung und damit der hiesigen Eierproduktion vor dem Hintergrund der geschilderten Ausgangslage zu bewerten. Multiplikatoren sowie Vertretern der vor- und nachgelagerten Bereiche sollen Informationen an die Hand gegeben werden, evtl. anstehende Investitionen in die Hennenhaltung zu bewerten.

Die wirtschaftliche Situation ist seit 2012 im Bereich der Bodenhaltung geprägt durch eine nicht kostendeckende Marktlage. Seit einigen Wochen ändert sich allerdings die Stimmung am deutschen Eiermarkt. Die in den USA im Dezember 2014 ausgebrochene Vogelgrippe führt zu erheblichen Produktionsausfällen am Eier- und Geflügelfleischmarkt. Mittlerweile wurden in Amerika aufgrund der A-Vieren Influenza rund 35 Mio. Legehennen gekeult. Hierdurch ist indirekt auch der europäische Eiermarkt betroffen. Da die USA mittlerweile nicht mehr vollständig die Nachfrage aus eigener Erzeugung decken kann, schnellen auch die Preise am deutschen Markt mittlerweile nach oben. So stiegen von Mitte Mai bis Mitte Juni die Preise für Bodenhaltungseier der Klasse M von ca. 5,9 Cent auf rund 8 Cent je Ei. Die Hintergründe des Eiermarktes weitere Absatzentwicklungen erläuterte auf dem Agrartreff Dr. Albert Hortmann-Scholten.

Mit der Minimierung von Federpicken und Kannibalismus bei unkupierten Legehennen durch Optimierung der Herdenführung und Tierbetreuung unter Berücksichtigung der Junghennenaufzucht beschäftigte sich Inga Garrelfs von der LWK Niedersachsen

Im Rahmen einer Initiative, die vom BMEL und der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft (BLE) gefördert wird, betreut eine Facharbeitsgruppe der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein von der BLE gefördertes M&D Projekt (Modell- & Demonstrationsvorhaben).

Federpicken und Kannibalismus sind bei Legehennen weltweit bekannte Verhaltensstörungen, die zu Leistungseinbußen und erhöhter Mortalität führen können. Zur Reduzierung des unerwünschten Verhaltens wird bei vielen Herden die Schnabelspitze amputiert (kupiert). Der Tierschutzplan Niedersachsen sieht vor, das Kürzen des Schnabels ab 2017 ausnahmslos zu verbieten.

Dieses Projekt hat das Ziel, dass es trotz des unkupierten Schnabels möglichst nicht zu Federpicken und Kannibalismus kommt. Dazu werden 20 Projektbetriebe mit schnabelunkupierten Herden innerhalb des 2-jährigen Projektzeitraumes (2014/2015) intensiv betreut und beraten. Dadurch sollen Erfahrungen und Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Faktoren eine Verhaltensstörung wie Federpicken oder Kannibalismus begünstigen. Maßnahmen sollen zu einer präventiven Minimierung der Verhaltensweisen führen, aber auch bei Ausbruch das Ausmaß reduzieren oder das Fehlverhalten stoppen. Die Auslöser für Federpicken und Kannibalismus sind äußerst vielseitig und umfassen dabei Faktoren wie Fütterung, Platzangebot, Beschäftigung, Stallklima, Tiergesundheit u.v.m. Auch die Aufzucht der Junghennen ist hierbei von gravierender Bedeutung, da eine gesunde ungekürzte Junghenne vermutlich weniger zu Verhaltensstörungen in Stresssituationen neigt.

Das Ziel des Projektes ist es, die gewonnenen Erkenntnisse durch ein intensives Schulungsangebot an andere Betriebe weitergeben zu können. Dazu werden alle Ergebnisse dokumentiert und in einen Leitfaden eingearbeitet. Die im Projekt befindlichen Betriebe nehmen darin eine Beispielfunktion an.

Förderprogramm für Legehennen in Niedersachsen

Über die neue Tierwohl-Förderung in Niedersachsen berichtete Jan Eilers. Sie soll Haltungsformen bei Legehennen unterstützen, die ohne das Kupieren von Schnäbeln auskommen. Die Antragstellung konnte vom 1. bis zum 27. Juli erfolgen. Bei der ELER-Tierwohlmaßnahme handelt es sich um eine einjährige Maßnahme. Der Verpflichtungszeitraum – also der Zeitraum, in dem die vorgegebenen Bedingungen einzuhalten sind – beginnt am 1. Dezember und endet am 30. November 2016. Für die Maßnahme ist ein Mittelvolumen von 1,5 Mio. Euro bereitgestellt.