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Union Investment wächst in schwierigem Umfeld

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 08/2016

Union Investment bleibt trotz eines sehr holprigen Jahresauftakts an den Börsen auf Wachstumskurs.

Mit 10,6 Mrd. Euro erzielte die Fondsgesellschaft den zweitbesten Nettoabsatz innerhalb der letzten fünf Jahre (1. Halbjahr 2015: 13,9 Mrd. Euro). „Damit zählen wir auch in diesem Jahr zu den absatzstärksten Fondsgesellschaften“, sagte Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment, im Rahmen der Halbjahrespressekonferenz. Die Assets under Management stiegen im Vergleich zur Jahresmitte 2015 um 9,2 Prozent von 252,3 Mrd. Euro auf 275,4 Mrd. Euro.

Der Nettoabsatz des institutionellen Geschäfts bewegt sich mit 6,6 Mrd. Euro mit Ausnahme des außergewöhnlichen Vorjahreswerts (9,4 Mrd. Euro) im Rahmen der letzten fünf Jahre. Die Assets under Management, die Union Investment für institutionelle Kunden verwaltet, erreichten mit 158,1 Mrd. Euro (142,3 Mrd. Euro) einen neuen Höchststand.

Der seit 2012 anhaltend positive Nettoabsatz im Privatkundengeschäft hat sich auch im ersten Halbjahr 2016 mit 4,0 Mrd. Euro (4,5 Mrd. Euro) fortgesetzt. „Das ist das zweitbeste Ergebnis der letzten fünf Jahre. Erfreulich ist, dass viele private Kunden trotz schwieriger Rahmenbedingungen Kurs halten“, erklärte Reinke. Absatzfavoriten waren einmal mehr Multi-Asset-Lösungen. Immer mehr Anleger erkennen zudem die Chancen des ratierlichen Fondssparens für einen nachhaltigen Vermögensaufbau. „Wie wir aus der Marktforschung wissen, liegt den Deutschen das Sparen weiterhin ‚im Blut‘. Es gibt den Menschen ein gutes Gefühl, weil Sparen die Handlungsfähigkeit für die Zukunft erhält“, erklärte Reinke. Nur 3,8 Prozent der Deutschen würden nicht sparen. „Sparen ist nicht tot, sondern wird höchstens totgeredet“, so Reinke. Als Ergebnis wuchs bei Union Investment die Zahl der Fondssparverträge in den letzten zwölf Monaten um 16,6 Prozent auf 1.281.000. Zum Wachstum beigetragen hatte auch die Entscheidung von Union Investment, zum Jahreswechsel die Mindestsparrate auf 25 Euro monatlich zu senken. Stabil entwickelte sich auch das ratierliche Geschäft mit der Riester-Rente. Hier investierten die Sparer im ersten Halbjahr 665 Mio. Euro (614 Mio. Euro).

Reinke ging auch auf die aktuellen politischen Diskussionen um das deutsche Rentensystem ein. Es beruht auf zwei Grundpfeilern, dem Umlageverfahren und dem kapitalgedeckten Verfahren. „Hier wurde über Jahrzehnte ein System entwickelt, das sich bewährt hat“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Beide Wege kommen aus unterschiedlichen Gründen verstärkt unter Druck, die gesetzliche Rentenversicherung aufgrund der Demografie, die kapitalgedeckte Vorsorge aufgrund des lang anhaltenden Niedrigzinsumfelds. Reinke kritisierte Vorschläge aus der Politik, die darauf abzielten, zum Umlageverfahren als einzigem Träger der Altersvorsorge zurückzukehren. „Mir konnte bislang keiner erklären, wie man die Stabilität eines Gebäudes erhöht, indem man einen tragenden Eckpfeiler wegschlägt“, führte Reinke aus.

Er forderte zudem eine Weiterentwicklung der Riester-Rente. „Es würden sich noch mehr Menschen für die Riester-Rente entscheiden, wenn sie nicht auf die Grundsicherung angerechnet, die Fördergrenzen und Zulagenhöhen dynamisiert und der Berechtigtenkreis ausgebaut werden würde“, erklärte Reinke. Zudem regte Reinke an, dass Deutschland dem Beispiel anderer Länder folgen und die ungeförderte private Vorsorge mit steuerlichen Anreizen attraktiver machen sollte.

Reinke vermisste in der aktuellen öffentlichen Rentendebatte ein gewisses Maß an Sachlichkeit. „Ich wünsche mir, dass wir in der öffentlichen Diskussion den Menschen mehr Orientierung geben, statt sie durch zugespitzte Aussagen zu verunsichern. Wir müssen die Sparer, die etwas für ihre Vorsorge getan haben, darin bestärken, dass sie etwas richtig gemacht haben“, resümierte Reinke.