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GVWE-Vorstandstage: Zukunft im Fokus - agieren und profitieren!

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 12/2016

Die jeweils zweitägigen GVWE-Vorstandstage fanden Mitte November im Akademiehotel Rastede statt. Die Tagungen waren sehr gut besucht – insgesamt zählten wir über 130 Teilnehmer: Vorstandsmitglieder der unserem Verband angehörenden Genossenschaftsbanken sowie Vertreter der Unternehmen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken.

 © GVWE
Verbandsdirektor Johannes Freundlieb (vorne, r.) und Prüfungsdienstleiter Axel Schwengels (vorne, l.), der ab dem 1. Februar 2017 die Nachfolge von Verbandsdirektor Georg Litmathe antritt, eröffneten die GVWE-Vorstandstage mit ihrem Impulsvortrag "Zukunft im Fokus - agieren und profitieren!"

In ihrem Impulsvortrag „Zukunft im Fokus – agieren und profitieren“ gingen Verbandsdirektor Johannes Freundlieb und der ab Februar 2017 zum Verbandsdirektor berufene Prüfungsdienstleiter Banken Axel Schwengels auf Planungsrechnungen, Eigenkapitalanforderungen und strategische Handlungsfelder der Mitgliedsbanken ein.

„Die Genossenschaftsbank an sich hat Weltkriege, Währungsreformen und Finanzmarktkrisen überstanden: Die Kunden haben Vertrauen zu uns. Das Modell, Einlagen zu Krediten zu transformieren ist einfach und nachvollziehbar. Kombiniert mit dem Anspruch, die Nummer eins in der Mitglieder- und Kundenzufriedenheit zu sein/ werden, gilt es nun, die bislang in der analogen Welt erzielten Erfolge auch in der digitalen Welt umzusetzen“, so Freundlieb.

Dass die Erfolge der zu unserem Verband gehörenden Genossenschaftsbanken sich sehen lassen können, demonstriert nicht nur der überdurchschnittliche Kreditzuwachs und die gute Eigenkapitalausstattung, sondern auch ein Blick in die Ertragslage. Aber: Die Zukunft ist anders als die Vergangenheit. Und: Es gibt keine Patentrezepte für den zukünftigen Erfolg, da die Genossenschaftsbanken durch ihre enorme regionale Prägung und ihre Geschäftsführung verschieden sind und demzufolge auch andere Geschäftsstrategien verfolgen.

Die Frage lautet: Was müssen wir tun, um erfolgreich zu bleiben? Unter Berücksichtigung einer Analyse der Zukunftsfähigkeit, zu der der Vorstand entsprechende Parameter erläuterte, zählt der unternehmerische Willen, neue Gegebenheiten als Herausforderungen anzunehmen und das Gespür für den Markt – die Bedürfnisse der Mitglieder und Kunden – noch weiter zu schärfen und entsprechend zu handeln, zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren. Veränderungsbereitschaft ist Führungsaufgabe, so Freundlieb.

Ohne Veränderungen wird es nicht gehen: dies war auch das Fazit bei der Betrachtung eines „unmanaged Szenarios“ einer „Durchschnittsbank“, das von Prüfungsdienstleiter Schwengels erläutert wurde - zumal nicht von einem Ende der Niedrigzinsphase, jedoch von erhöhten Eigenmittelanforderungen ausgegangen werden muss.

Die Handlungsfelder sind bekannt und finden sich in Ergänzung zum KundenFokus 2020 auch in dem Gemeinschaftsprojekt „ZukunftsFokus Weser-Ems“ wieder. Ein wesentliches Handlungsfeld ist die Ausweitung des stationären Vertriebs mit dem digitalen Vertrieb. „Jetzt gilt es, weiter zu agieren, um letztendlich zu profitieren!“ forderte Freundlieb die Tagungsteilnehmer auf.

„Wenn wir sehen, wo wir sind, was wir schon erreicht haben, und wo die Mitbewerber stehen, muss KundenFokus 2020 stringent verfolgt werden“ – mit diesen Worten eröffnete Heidrun Lohrmeier, Beraterin der Abteilung Unternehmensberatung unseres Verbandes, ihren Vortrag zum Thema „KundenFokus 2020 – die Omnikanalstrategie für das Privatkundengeschäft“. Das Thema ist komplex, aber machbar und es ist eine Freude zu sehen, wie sich die technischen Möglichkeiten evolutionär entwickeln, so die Referentin, die aktiv in der task force des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken zu dem Thema Omnikanal an dieser Evolution mitwirkt und die Interessen der unserem Verband angehörenden Genossenschaftsbanken vertritt. Ergänzt wurden ihre Ausführungen von Abteilungsleiter Harald Lesch, der die Grundsätze und Rahmenbedingungen für „KundenFokus 2020“ und das in der Entwicklung befindliche Umsetzungsmodell erläuterte.

Persönlich-digital – dass dies kein Widerspruch ist, sondern sich hervorragend ergänzt, bewies Vorstandsmitglied Andreas Kinder von der Grafschafter Volksbank eG anhand einer Vielzahl von Beispielen dieser Bank. Die Grafschafter Volksbank eG hat eine Bilanzsumme von 1,5 Mrd. Euro, ein Kundenwertvolumen von 3 Mrd. Euro. Dafür sorgen 370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 33 Auszubildende in 14 Geschäftsstellen. Im vergangenen Jahr eröffnete die Bank ihre umgebaute Hauptstelle (wir berichteten). Hiermit verbunden wurden neue Wege in der Kundenberatung und neue Arbeitswelten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen.

Die digitale Welt ist das Zuhause des Unternehmens CEWE – dem führenden europäischen Fotofinisher mit Sitz in Oldenburg. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Rolf Hollander und Vorstandsmitglied Dr. Reiner Fageth stellten das im Jahre 1912 gegründete Unternehmen vor und zeigten die Transformationsprozesse auf, die das Unternehmen durchlaufen hat. Nur durch permanente Neuentwicklungen, Diversifikationen oder die Entdeckung neuer artverwandter Geschäftsfelder lässt sich der Lebenszyklus eines Unternehmens verlängern. Insbesondere gingen sie auf die Schaffung der erfolgreichen Marke „Mein CEWE-FOTOBUCH“ ein und erläuterten den Aufbau und die damit verbundene Strategie, die bewirkte, dass seit der Markteinführung im September 2005 die heutige Markenbekanntheit in Deutschland bei über 70 Prozent liegt.

Der zweite Tag begann mit einem Vortrag von Abteilungsleiter Rechtsanwalt Jochen Röben, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht. Er startete mit dem Themenkomplex, inwieweit aus juristischer Sicht Negativzinsen überhaupt möglich sind und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um einen Negativzins für Einlagen in Einlagen- und/oder Kontokorrentkonten verrechnen zu dürfen. Des Weiteren erläuterte er die Situation im Umgang mit Verwahrentgelten auf Kontokorrentkonten und die Behandlung negativer Referenzzinssätze im Aktivgeschäft. Abschließend ging er auf aktuelle Problemstellungen im Kartellrecht ein.

Unter dem Motto „Führungskompetenz erweitern“ stand der Beitrag von Akademieleiter Dr. Gerhard Kroon. Damit startet die Genossenschaftsakademie Weser-Ems (GAW Rastede) die neue „Führungsakademie“. Unter diesem Label werden zukünftig alle Angebote für Führungskräfte-Erst- und Weiterqualifizierung gebündelt und angeboten. Neu ist ab 2017 unter anderem die Weiterbildung zur/zum „Zertifizierte/n Bereichsleiter/in“. Zielgruppe dieses Angebots sind Führungskräfte, die – auf der Basis einer Führungskräfte-Erstqualifizierung wie beispielsweise Management in Genossenschaftsbanken (MGB) – bereits leitend tätig sind, aber in den Bereichen Leadership und Management ihre Kompetenzen ergänzen und erweitern möchten. Abgerundet wird das Angebot der Führungsakademie mit Führungskräfte-Auswahlverfahren, Potenzialeinschätzungsverfahren, Veranstaltungen zur Biostrukturanalyse, Führung in der Genossenschaftlichen Beratung und vieles mehr. Weitere Informationen hier.

Den traditionellen Part „Aktuelles aus Prüfung und Regulatorik“ übernahmen der amtierende Prüfungsdienstleiter Axel Schwengels und der ab Februar 2017 neue Prüfungsdienstleiter Stefan Grüterich unseres Verbandes. Hierbei wurde eine Vielzahl von aktuellen Themen angesprochen: angefangen von neuen Anforderungen an den Umgang mit Interessenkonflikten im Aufsichtsrat bis hin zu den prüfungsrelevanten Auswirkungen der Migration auf agree21 und die neue Abschlussprüferregulierung.  

Den Abschluss der Tagungen bildete der Vortrag von Bankdirektor Klaus Krömer, Vorstandsmitglied der Norddeutschen Genossenschaftlichen Beteiligungs-Aktiengesellschaft (NGB). Er sprach die Veränderungen an, die sich durch die Verschmelzung der DZ BANK AG und der WGZ Bank AG zum 1. August 2016 für die Holding abzeichnen und mit welchen strategischen Überlegungen sich daher der Vorstand beschäftigen wird. Zudem wies er auf die ausstehenden Beschlussfassungen der Hauptversammlung der NGB-Holding in den Weser-Ems Hallen in Oldenburg hin.