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Risikomanagement-Konferenz von Union Investment

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 12/2016

Bei der 11. Risikomanagement-Konferenz von Union Investment konnte Vorstandsmitglied Alexander Schindler mehr als 300 Teilnehmer begrüßen, darunter viele Vertreter von Volks-und Raiffeisenbanken. Experten aus Kapitalanlagepraxis, Wissenschaft und Politik tauschten sich in der Mainzer Rheingoldhalle über aktuelle Chancen und Herausforderungen an den Märkten aus.

In seinem Eröffnungsvortrag stellte Professor Martin Hellmich von der Frankfurt School of Finance & Management die Ergebnisse der diesjährigen Risikomanagementstudie zur Entstehung von Blasenbildungen und Krisen an den Finanzmärkten vor. Mit Modellen, die die unterschiedlichen Erwartungen der Marktteilnehmer und die daraus resultierende dynamische Marktentwicklung berücksichtigen, lassen sich Hellmich zufolge sowohl Finanzmarktanomalien als auch Blasenbildungen kausal erklären.

Erhöhte Risiken durch Herdentrieb

Auch Dr. Frank Engels, Leiter des Rentenfondsmanagements bei Union Investment, führte die steigende Volatilität auf ein zunehmend gleichgerichtetes Handeln von Finanzmarktteilnehmern zurück. Engels analysierte die Ursachen für die gestiegene Volatilität an den Kapitalmärkten und unterstrich die mit einem Herdentrieb von Finanzmarktakteuren verbundenen Gefahren, verstärkt durch eine gesunkene Liquidität. „Vermögensverwalter müssen sich diesen Herausforderungen durch die Nutzung neuer Handelsplattformen sowie neuer Analyse- und Risikomanagementansätze stellen“, sagte Engels.

Mit Blick auf das Risikomanagement wies Professor Stephen A. Ross vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in seinem Vortrag auf den Unterschied zwischen berechenbaren Risiken auf der einen Seite und unbekannten Risikofaktoren andererseits hin. „Hier müssen Investoren differenzieren, denn nur berechenbare Risiken lassen sich beherrschen“, empfahl Ross. Als Königsweg zur Reduktion von Risiken empfiehlt er den Einsatz von Optionen. Sein Spezialgebiet, denn Ross hat sich mit seiner Forschung zu Optionspreismodellen international einen Namen gemacht.

Taktische Investments gefragt

Im Anschluss erläuterte Jens Wilhelm, Mitglied des Vorstands von Union Investment, den Konferenzteilnehmern, wo sich Anlegern im Niedrigrenditeumfeld noch Ertragschancen bieten. „Anleger müssen neue Renditequellen erschließen und flexibler investieren“, empfahl Wilhelm. Investoren müssten in einem von starken Schwankungen geprägten Marktumfeld über längerfristige strategische Anlagen hinaus kurzfristig taktische Anlageideen umzusetzen.

Europa braucht Reformen

Mit politischen Risiken und den aktuellen Herausforderungen in Europa setzte sich Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen, in seinem Vortrag auseinander. Angesichts zunehmender europakritischer Strömungen innerhalb der EU betonte Meister positive Entwicklungen, sei es beim Schuldenabbau, den Arbeitslosenzahlen oder der europäischen Kapitalmarktunion. Doch dies reiche noch nicht aus. Das Potenzialwachstum in Europa sei zu niedrig, stellte der Staatssekretär von Finanzminister Schäuble fest. Erforderlich seien daher strukturelle Veränderungen auf europäischer Ebene. Meister wandte sich gegen eine Vergemeinschaftung der Einlagensicherung, zumindest bis zu einer weitgehenden Säuberung der Bankbilanzen von Altlasten.

Rückbesinnung auf Tugenden

Risiken aus ganz anderer Perspektive analysierte abschließend Professor Julian Nida-Rümelin von der Universität München in seinem Vortrag zur Ethik des Risikos. „Eine Risikopraxis ist nur dann legitim, wenn sie ethischen Regeln entspricht“, so Nida-Rümelin. Er plädierte für eine engmaschige Regulierung, solange ethische Grundregeln in der finanzwirtschaftlichen Praxis nicht ausreichend beachtet würden. Doch eine strikte Regulierung allein könne die Probleme nicht lösen. „Deshalb führt kein Weg an einer Wiederentdeckung der Tugenden vorbei“, lautete die Schlussfolgerung von Nida-Rümelin.