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15 Jahre Riester-Rente: Oft kritisiert, meist unterschätzt

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 02/2017

Riester-Rente wird rund ein Viertel des Einkommens eines Standardrentners ausmachen - Diskussion um die Riester-Rente sollte versachlicht werden - Die fünf wichtigsten Erkenntnisse

Als die Riester-Reform am 1. Januar 2002 an den Start ging, bedeutete dies einen tiefen Einschnitt in das deutsche Rentenversicherungssystem. Der nach dem Krieg eingeführten gesetzlichen Rente wurde eine staatlich geförderte private Vorsorge zur Seite gestellt, um die Finanzierbarkeit der Altersvorsorge auch in einem sich ändernden demografischen Umfeld langfristig zu sichern. Das Konzept war neu und fand nicht nur Befürworter. Bis heute wird in der Öffentlichkeit immer wieder über die Riester-Rente diskutiert. „Der 15. Geburtstag ist eine gute Gelegenheit, Bilanz zu ziehen und zu hinterfragen, was gut gelaufen ist und was nicht“, sagt Wolfram Erling, Leiter Zukunftsvorsorge bei Union Investment. Erling begleitet die Riester-Rente von Union Investment fast vom ersten Tag an. Nach anderthalb Jahrzehnten steht für ihn fest: „Die Riester-Rente kann nicht alle Probleme in der Altersvorsorge lösen. Aber das war auch nie ihr Ziel. Ihr ist es aber gelungen, einen großen Teil der Förderberechtigten zu erreichen und ihre Vorsorgelücke zu verkleinern.“

Nach 15 Jahren gibt es in der Riester-Rente rund 16,5 Millionen Verträge. Das entspricht einer Quote von über 40 Prozent der Förderberechtigten. Erling sieht darin einen Beleg, dass sich die Riester-Rente trotz vieler Diskussionen als Instrument der Altersvorsorge etabliert hat. „Für eine freiwillige Vorsorgelösung ist das eine beachtliche Akzeptanz. Sie zeigt, dass die Riester-Rente beliebter ist, als einige politisch motivierte Aussagen glauben machen wollen.“ Eine aktuelle Studie von Professor Axel Börsch-Supan, einem Mitglied des Sachverständigenrates der Bundesregierung zur Riester-Rente, komme zu dem Schluss, dass Riester heute die am weitesten verbreitete ergänzende Altersvorsorge in Deutschland sei.

Die Studie zeigt, dass die Riester-Rente vor allem bei Familien mit Kindern weit verbreitet ist – 70 Prozent der Haushalte mit zwei und mehr Kindern besitzen demnach einen Riester-Vertrag. Auch in jüngeren Generationen wird Riester akzeptiert: In der Altersstufe der 18 bis 34-Jährigen besitzen 44 Prozent einen Riester-Vertrag, in der Altersgruppe der 35 bis 54-Jährigen sogar 50 Prozent. „Das sind ermutigende Zahlen. Die private Altersvorsorge wird gerade für jüngere Menschen immer wichtiger, da das Leistungsniveau der gesetzlichen Rente weiter sinken wird“, so Erling.

Riester-Rente wird rund ein Viertel des Einkommens eines Standardrentners ausmachen

Nach Schätzungen von Börsch-Supan werde die Riester-Rente im Jahr 2050 rund ein Viertel des Einkommens eines Standardrentners ausmachen. „Das ist eine Dimension, die man sich heute noch nicht vorstellen kann. Viele Menschen bekommen aktuell nur geringe monatliche Beträge aus der Riester-Rente. Aber das ist der Tatsache geschuldet, dass die Rentenempfänger nur höchstens 15 Jahre einzahlen konnten“, erläutert Erling. Das gesetzliche Rentenniveau sei bei diesen Rentenempfängern jedoch im Vergleich zu künftigen Rentnern noch deutlich höher. Aufgrund der Bedeutung der privaten Altersvorsorge sei es daher wichtig, dass die Riester-Rente attraktiv bleibe und die Menschen sich frühzeitig für einen Abschluss entscheiden, betont der Experte.

Wie erfolgreich Riester-Sparen mit einem Fondssparplan in den letzten 15 Jahren sein kann, zeigt folgendes Beispiel: „Ein Anleger aus unserem Haus konnte über die vergangenen anderthalb Jahrzehnte im Schnitt einen Ertrag von über 7 Prozent verbuchen – und das nach Abzug aller Kosten“, so Erling. Zu viel erwarten dürfe man aber trotzdem nicht. „Die Riester-Rente ist angetreten mit dem Ziel, das Rentenniveau zusammen mit der gesetzlichen Rente bei 50 Prozent des letzten Netto-Einkommens zu halten. Das kann sie leisten, wenn man sie voll nutzt. Damit hat sie ihr Ziel erreicht.“

Diskussion um die Riester-Rente sollte versachlicht werden

Ein Problem der Riester-Rente sei, dass viele potenzielle Riester-Sparer aufgrund der öffentlichen Debatten verunsichert seien und deswegen lieber nichts tun. Außerdem sei für Anleger das große Angebot und die Intransparenz mancher Produkte eine Herausforderung. „Für den einzelnen ist es sehr schwer, sich zwischen den verschiedenen Konzepten der Anbieter zu entscheiden“, so Erling.

Außerdem habe die Riester-Rente darunter zu leiden, dass Schwächen aus der Vergangenheit immer noch in den Köpfen seien: „Vor allem in der Anfangsphase hieß es, riestern sei zu komplex“, so Erling. Inzwischen habe der Gesetzgeber aber reagiert und die Riester-Rente für den Kunden vereinfacht. So müssen Kunden ihre Zulagen mittlerweile nur noch einmal beantragen und erhalten jährlich ihre Zulagen. Eine wichtige Verbesserung sei auch der Plan der Bundesregierung, die Riester-Rente nicht mehr vollständig auf die Grundsicherung anzurechnen und damit die Riester-Rente vor allem für geringe Einkommen attraktiver zu machen. „Das ist ein wichtiger Beitrag, um die Altersvorsorge gerade bei Geringverdienern zu stärken“, betont der Experte. Wünschenswert wäre es, wenn die Riester-Rente gar nicht auf die Grundsicherung angerechnet würde. Begrüßenswert ist auch die Einführung des neuen Riester-Produktinformationsblattes, mit dem insbesondere die Transparenz hinsichtlich der Kosten erhöht wurde.

Insofern appelliert der Leiter der Zukunftsvorsorge von Union Investment an ein bisschen mehr Fairness in der öffentlichen Debatte: „Von einem Scheitern kann keine Rede sein. Die Riester-Rente ist ein Erfolgsmodell.“ Das Aufflammen einer politischen Grundsatzdebatte in den letzten Monaten habe der gesamten Vorsorge insgesamt eher geschadet. „Gerade junge Menschen müssen an eine zusätzliche Altersvorsorge herangeführt werden, damit ihre Versorgungslücke nicht zu groß wird.“ Denn nur mit einem starken dreigliedrigen Modell aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge kann das Vorsorgesystem bestehen.

 

15 Jahre Riester-Rente: Die fünf wichtigsten Erkenntnisse

Als die Riester-Reform am 1. Januar 2002 an den Start ging, bedeutete dies einen tiefen Einschnitt in das deutsche Rentenversicherungssystem. Der gesetzlichen Rente wurde eine staatlich geförderte private Vorsorge zur Seite gestellt, um die Finanzierbarkeit der Altersvorsorge auch in einem sich ändernden demografischen Umfeld langfristig zu sichern. Das Konzept war neu und fand nicht nur Befürworter. Bis heute wird in der Öffentlichkeit immer wieder über die Riester-Rente diskutiert. Nach 15 Jahren ist es Zeit für ein Zwischenfazit mit den fünf wichtigsten Erkenntnissen.

  1. Die Riester-Rente ist trotz aller Diskussionen etabliert.

    Nach 15 Jahren gibt es in der Riester-Rente rund 16,5 Millionen Verträge. Das entspricht einer Quote von über 40 Prozent der Förderberechtigten. Eine aktuelle Studie von Professor Axel Börsch-Supan, einem Mitglied des Sachverständigenrates der Bundesregierung zur Riester-Rente, kommt zu dem Schluss, dass Riester heute die am weitesten verbreitete ergänzende Altersvorsorge in Deutschland ist.

  2. Die Riester-Rente erreicht einen großen Teil der Förderberechtigten.

    Die Studie zeigt, dass die Riester-Rente vor allem bei Familien mit Kindern weit verbreitet ist – 70 Prozent der Haushalte mit zwei und mehr Kindern besitzen demnach einen Riester-Vertrag. Auch in jüngeren Generationen wird Riester akzeptiert: In der Altersstufe der 18- bis 34-Jährigen besitzen 44 Prozent einen Riester-Vertrag, in der Altersgruppe der 35- bis 54-Jährigen sogar 50 Prozent.

  3. Die Riester-Rente verkleinert Vorsorgelücken.

    Viele Menschen bekommen zwar aktuell nur geringe monatliche Beträge aus der Riester-Rente. Dies ist aber der Tatsache geschuldet, dass diese Rentenempfänger nur höchstens 15 Jahre einzahlen konnten. Das gesetzliche Rentenniveau ist bei diesen jedoch im Vergleich zu künftigen Rentnern noch deutlich höher. Nach Schätzungen von Börsch-Supan wird die Riester-Rente im Jahr 2050 rund ein Viertel des Einkommens eines Standardrentners ausmachen.

  4. Diese aktuellen Verbesserungsvorschläge bringen die Riester-Rente noch einmal deutlich voran.

    Viele potenzielle Riester-Sparer sind aufgrund der öffentlichen Debatten verunsichert. Inzwischen hat der Gesetzgeber aber reagiert und die Riester-Rente für den Kunden vereinfacht. So müssen Kunden ihre Zulagen mittlerweile nur noch einmal beantragen und erhalten sie jährlich. Eine wichtige Verbesserung ist auch der Plan der Bundesregierung, die Riester-Rente nicht mehr vollständig auf die Grundsicherung anzurechnen. Damit wird sie vor allem für geringe Einkommen noch attraktiver. Für alle Riester-Sparer lohnt sich auch die geplante Erhöhung der Grundzulage. Seit Einführung der Riester-Rente vor rund 15 Jahren erhalten Versicherte jedes Jahr einen Zuschuss von bis zu 154 Euro. Künftig soll dieser bei 165 Euro liegen. Zusätzlich schafft das neue Riester-Produktinformationsblatt schafft mehr Transparenz für die Riester-Sparer.

  5. Fazit: Die Riester-Rente ist ein Erfolgsmodell.

    Dass die Rente heute auf mehreren Säulen steht, macht sie langfristig stabiler. Nur mit einem starken dreigliedrigen Modell aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge kann das Vorsorgesystem bestehen. Die Riester-Rente ist angetreten mit dem Ziel, das Rentenniveau zusammen mit der gesetzlichen Rente bei 50 Prozent des letzten Netto-Einkommens zu halten. Das kann sie leisten, wenn man sie voll nutzt. Damit hat sie ihr Ziel erreicht.