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Nizaqete Bislimi liest beim Jahresauftakt der RVB

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 02/2017

Rund 80 geladene Gäste sind der Einladung der Raiffeisen-Volksbank eG (RVB) zum Neujahrsempfang 2017 am 3. Januar in Wiesmoor gefolgt, wo Nizaqete Bislimi ihr Buch „Durch die Wand“ vorstellte.

In diesem berichtet sie von ihrer Flucht vor dem Kosovo-Krieg und von den Herausforderungen als Asylsuchende in Deutschland. In einem sehr authentischen Vortrag hat Bislimi über die Flucht, ihre Ängste und ihre ersten Jahre in Deutschland gesprochen.

Es ist das Jahr 1993 als Nizaqete Bislimi und ihre Familie vor dem Krieg im Kosovo nach Deutschland flüchten. Bislimi erinnert sich noch genau an den Tag, wo sie sich mit ihrer Mutter und ihren kleineren Geschwistern von dem Vater verabschiedeten und mit einem Kleinbus ihre Flucht nach Deutschland begannen. „Wir wussten nicht, ob wir die nächsten Tage überleben würden und sicher nach Deutschland kommen. Aber wir wussten, dass wir fliehen mussten, weil alles nur noch schlimmer werden sollte“, erzählt Bislimi und das, obwohl sie eigentlich eine schöne Kindheit hatten. Bislimi berichtet von einem sehr prägenden Ereignis, ihrem 11. Geburtstag. „Wir haben ein großes Fest gefeiert und sogar meine Verwandten aus Belgrad sind angereist. Ich weiß noch, wie ich mich damals auf dem Weg zur Schule mit meiner Schwester gefragt habe, wo ich wohl in 10 Jahren stehen würde. Schon damals habe ich überlegt, Anwältin zu werden oder auch Zahnärztin. Ich hatte kürzlich eine Zahnspange bekommen und konnte mir gut vorstellen auch mal so einen weißen Kittel zu tragen.“ Ein Jahr später hatte sich bereits alles verändert, viele Verwandte waren in den Krieg eingezogen worden, Bislimis Erinnerungen sind geprägt mit Bildern von Panzern und Soldaten.

Am 14. September 1993 sind sie bei den Erstaufnahmestellen in Köln als Asylsuchende dem Land Nordrhein-Westfalen zugeteilt worden und haben anschließend eine Woche in einer kleinen Kabine eines Schiffs gelebt. Danach lebten sie in einer dunklen Flüchtlingsbaracke, wo sie sich mit Möbeln vom Sperrmüll einrichteten und wo neben zahlreichen weiteren Flüchtlingen auch Kakerlaken eine Unterkunft gesucht hatten. Der Asylantrag wurde abgelehnt, aber die Familie durfte vorerst bleiben. Sie mussten jedoch jedes Vierteljahr die Duldung verlängern und so war es schwierig Vorstellungen über die Zukunft anzunehmen oder gar eine Zukunft zu planen. Trotz ihres steinigen Wegs und der immer wiederkehrenden Herausforderung hat Bislimi 1998 ihr Abitur bestanden und ein Jura-Studium begonnen.

Heute ist Nizaqete Bislimi Rechtsanwältin für Migrationsrecht und setzt sich für die Belange von Flüchtlingen ein. Außerdem ist sie Vorsitzende des Bundes Roma Verbandes, der sich für die in Deutschland lebenden Roma engagiert. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Richetta Manager, Gospel- und Soulsängerin, und ihren Begleitern Miro Birkner und Roland Legantke.