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Agrar-Exkursion in Versuchsstation für Schweinehaltung

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 09/2017

Die vierte Agrar-Exkursion Weser-Ems führte die Teilnehmer in die Versuchsstation für Schweinehaltung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Wehnen.

Die Schweinehaltung in Deutschland befindet sich einer Phase großer Herausforderungen. So wird sowohl in der Branche selbst aber auch in der Gesellschaft und Politik intensiv darüber diskutiert, wie die Schweine in Deutschland heutzutage gehalten werden und welche Haltungsform(en) auch vor dem Hintergrund eines offenen Marktes Zukunft haben.

Seit 2016 untersucht die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Wehnen in einer Versuchsstation für Schweinehaltung in Wehnen Verbesserungen für die Haltung von Schweinen in einem geschlossenen System.

In der Versuchsstation kooperiert die Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit vielen anerkannten Partnern wie Universitäten, Hochschulen und auch der Wirtschaft, um die komplexen Fragestellungen möglichst umfassend und sachlich neutral bearbeiten zu können. Im aktuellen Forschungsprojekt „InnoPig“ geht dabei der Frage nach, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Abferkelsysteme (Ferkelschutzkorb, freie Abferkelung, Gruppenhaltung ferkelführender Sauen) in den Bereichen Tiergesundheit, Tierverhalten, Leistung und Wirtschaftlichkeit im Vergleich haben. Unter Berücksichtigung weiterer Fragestellungen wie der anschließenden Ferkelaufzucht und dem Verzicht auf das Kupieren der Schwanzspitze werden im Rahmen von insgesamt neun Promotionsarbeiten an den Universitäten Kiel und Göttingen sowie der tierärztlichen Hochschule Hannover die umfangreichen Daten wissenschaftlich gewonnen und ausgewertet und liefern somit einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Schweinehaltung.

Die Teilnehmer informierten sich über die aktuelle Entwicklung am Schweinemarkt, über den aktuellen Stand der Initiative Tierwohl und die Auswirkung auf die Wirtschaftlichkeit. Im Zusammenhang mit der Wirtschaftlichkeit wird immer wieder über die Bezahlbarkeit von verbesserten Tierwohlstandards diskutiert. So wurde vor kurzem vom Bundeslandwirtschaftsministerium ein Katalog mit Kriterien, die im staatlichen Tierwohllabel umgesetzt werden sollen, veröffentlicht. In diesem zweistufigen Modell werden in der Einstiegsstufe Kriterien wie zum Beispiel 30 Prozent mehr Platz oder ständiger Zugang zu Raufutter genannt. Nach Berechnung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen müsste für diese beiden Kriterien allein der Schweinemäster einen höheren Erlös von ca. 7 Euro je Mastschwein erzielen. Entweder müssen diese Mehrkosten über eine Förderung erstattet werden oder aber der Markt muss den Mehraufwand honorieren.

Bei der Betrachtung der Betriebszweigauswertung (BZA) aus dem Oldenburger Münsterland zeigt sich, dass die letzten zwei Wirtschaftsjahre für die Schweinehaltung wenig erfreulich verliefen. Dies liegt insbesondere an den niedrigen Erzeugerpreisen. Im Durchschnitt erwirtschafteten die Betriebe im Wirtschaftsjahr 2015/16 eine Direktkostenfreie Leistung (DkfL) je Mastplatz von 45 Euro. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre sind rund 55 Euro je Mastplatz erwirtschaftet worden. In der Sauenhaltung konnte im Durchschnitt lediglich eine DkfL je Sau von 417 Euro erzielt werden. In den letzten zehn Jahren lag die durchschnittliche DkfL bei 483 Euro je Sau. Ein Ausblick auf die BZA für das jetzt fast abgelaufen Wirtschaftsjahr 2016/17 lässt vermuten, dass die Betriebe deutlich bessere wirtschaftliche Ergebnisse erzielen werden. Dies liegt hauptsächlich daran, dass sich die Erlössituation in der Schweinehaltung fast schlagartig verbessert hat.

Die Referenten und Ansprechpartner in den spannenden Diskussionen waren seitens der Landwirtschaftskammer Dr. Heiko Janssen, Fachreferent Schweinezucht, Schweinehaltung, und Helmut Wahl, Berater Ferkelerzeugung, Schweinemast, Stallklima & -technik, sowie Ralf-Peter Janik, Abteilung Marketing-Verbundkoordination-Gründungsberatung unseres Verbandes.

Autoren: Dr. Heiko Janssen, Helmut Wahl, Ralf-Peter Janik