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Hümmlinger Energiepark ein „Jahrhundertprojekt“

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 11/2018

Die Gesellschaft Energiepark Hümmling hat im September gemeinsam mit der Raiffeisenbank (Raiba) Lorup sowie Kommanditisten und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung den Hümmlinger Energiepark in Lorup feierlich eingeweiht. Mehrere Hundert Gäste nahmen an der Veranstaltung teil.

 © Christian Belling/Ems-Zeitung
Eine halbe Million Euro übergaben Bankdirektor Heinrich Hanekamp (l.) und Bankdirektor Jürgen Schenzel (r.) mit einem symbolischen Scheck an Bürgermeister Wilhelm Helmer.

Bevor Pfarrer Josef Wilken und Pastor Uwe Hill den Energiepark offiziell segneten, hieß Christoph Gravel, Geschäftsführer der Raiffeisen Bauträger und Immobilien GmbH (RBI), einem Tochterunternehmen der Raiba Lorup, welches für den Bau des Parks verantwortlich zeichnet, die Gäste in „ihrem Windpark“ willkommen. „Dieser neue Windpark war für uns noch einmal ein langer und mühsamer Weg, auf dem wir aber großartige Unterstützung erfahren haben“, sagte Gravel. „Nur mit intensiver Zusammenarbeit und der großartigen Unterstützung vieler Menschen schafft man ein solches Jahrhundertprojekt.“

Ende vergangenen Jahres nutzten 1.534 Bürger der Samtgemeinde Werlte einen sechswöchigen Zeitraum, um sich Anteile für den im „Haßmoor“ realisierten Windpark, mit einem Investitionsvolumen von 146 Millionen Euro und einer Jahresstromproduktion von über 250 Millionen Kilowattstunden, zu sichern. Insgesamt 37 Millionen Euro an Eigenkapital wurden dabei gezeichnet. Bis auf kleinere technische Probleme an den Betontürmen ist nach Aussagen von Gravel der Bau der 23 Windenergieanlagen abgeschlossen.

„Was einer nicht schafft, schaffen viele“

 Bankdirektor Jürgen Schenzel bedankte sich für das Vertrauen der Anleger. „Mittlerweile können wir uns nur noch als Initiatoren des Windparks bezeichnen. Eigentümer sind die Kommanditisten“, sagte Schenzel. Er lobte die Bereitschaft der Mitwirkenden anzupacken statt zu mauern. „Was einer nicht schafft, schaffen viele, und dieses Prinzip wurde bei unserem Energiepark Hümmling eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“ Wichtig sei bei dem Projekt zudem die Möglichkeit für die Bürger gewesen, auch mit geringen Einlagen in den Windpark zu investieren. Nach den Aussagen von Bankdirektor Heinrich Hanekamp betrage die Wertschöpfung des neuen Windparks für die nächsten 20 Jahre aus Gewerbesteuern, Pachten an die Flächeneigentümer, für den Betrieb der Anlagen und die Ausschüttung an die Kommanditisten nach Rückzahlung der eingezahlten Einlagen insgesamt etwa 147 Millionen Euro, somit eine Wertschöpfung von gut 7,3 Millionen Euro pro Jahr vor Ort. „Wir sehen, bei dem klassischen Bürgerwindpark gibt es nur Gewinner“, so Hanekamp. „Die Kommanditisten, die das Eigenkapital eingezahlt haben, mit einer attraktiven Verzinsung, die Gemeinde freut sich über Gewerbesteuereinnahmen, die Flächeneigentümer mit ordentlichen, zusätzlichen Pachteinnahmen für ihre Flächen und für den Betrieb der Anlagen bleibt auch noch etwas übrig“, führte er weiter aus.

Erste Planungen vor über 20 Jahren

Bereits im Februar 1996 wurde von einigen Loruper Bürgern ein Antrag an die Gemeinde zur Errichtung eines Bürgerwindparks im Plangebiet „Haßmoor“ gestellt, wo sich heute ein Großteil der neuen Anlagen des Energieparks Hümmling befindet. Mit dem Modell des Bürgerwindparks im Bereich der erneuerbaren Energien habe die Raiba Lorup, nach Worten des Vorstands, vor gut 20 Jahren selber „Neuland“ betreten, damals aber schon die richtigen Weichen für den erfolgreichen Ausbau der Windenergie mit 100 Prozent Bürgerbeteiligung in der Region gestellt. „Für die Zukunft werden wir vielleicht noch weitere Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Energien entwickeln“, sagte Hanekamp.

Raiba spendet eine halbe Million Euro.

Die Verbundenheit der Raiba Lorup mit der Region dokumentierte an diesem Tag eine Überraschung an Lorups Bürgermeister Wilhelm Helmer. Die Bankvorstände Heinrich Hanekamp und Jürgen Schenzel übergaben symbolisch den beachtlichen Scheck über 500.000 Euro an die Gemeinde für gemeinnützige Zwecke in Lorup.

Der Ort hat sich durch den Bau der Windkraftanlagen in den Gebieten Mammoor sowie Haßmoor und besonders Glümmel in den Jahren 2017 und 2018 deutlich verändert. Gleichzeitig verursachen die Anlagen jedoch auch Beeinträchtigungen des Ortsbildes und Belastungen durch Geräuschemissionen. Nicht alle Bürger aus Lorup haben oder konnten sich an den Windkraftanlagen beteiligen. Mit der Spende an die Gemeinde sollen auch die Bürger, die nicht an den Anlagen beteiligt sind, trotzdem von dem Zubau der Anlagen profitieren können. Die Bank hofft damit, die Akzeptanz für die Anlagen und gleichzeitig auch das Vertrauen der Bürger von Lorup in die Bank weiter zu stärken. „So etwas hat es in Lorup bisher nicht gegeben“, freute sich Helmer und versprach die Mittel so zu verwenden, dass sie dem gewünschten gemeinnützigen Zweck in Lorup dienen werden. Er werte die Spende als Zeichen der Bank für die Verbundenheit mit der Gemeinde und sei stolz darauf. Zudem hob der Bürgermeister die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Kommune und Bank mit seinen Tochterunternehmen in den vergangenen 20 Jahren hervor.

Werltes Samtgemeindebürgermeister Ludger Kewe stellte die Einweihung als großen Tag für die Gemeinde Lorup, aber auch als großen Tag für die Samtgemeinde Werlte dar.

„Ein Investitionsvolumen für ein Einzelprojekt in dieser Größenordnung hat es in der Samtgemeinde Werlte bisher nicht gegeben und wird es vermutlich auch in der Zukunft so schnell nicht geben“, so Kewe. Es sei innerhalb der Samtgemeinde bisher kein Projekt eingeweiht worden, an dem so viele Bürger aus der Samtgemeinde beteiligt gewesen waren. Marc-André Burgdorf, Kreisratsmitglied des Landkreises Emsland, verwies in seinem Vortrag auf das Spannungsfeld, dem der Landkreis bei der Genehmigung eines derartigen Projekts ausgesetzt war. Auf der einen Seite ständen die Anforderungen an die Naturnutzung und den Siedlungs- und Wirtschaftsraum und auf der anderen Seite die Räume für die erneuerbaren Energien. Burgdorf betonte, dass das Emsland seine Aufgaben in diesem Bereich erfülle und in Niedersachsen eine Spitzenposition in der Bereitstellung von erneuerbaren Energien erreicht habe.

Verbandsdirektor Axel Schwengels gratulierte zu einem erfolgreichen Abschluss dieses bemerkenswerten Energieprojektes. Die Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann verwies in ihrem Grußwort auf die genossenschaftlichen Prinzipien, nach denen das Windparkprojekt im Raiffeisen-Jahr von den Verantwortlichen konzipiert und umgesetzt wurde. Die Bürgerenergieparks leisten einen wichtigen Beitrag, die Akzeptanz und die Motivation für die Energiewende in breiten Teilen der Gesellschaft zu steigern.

Auch der „Emsländer“ Bernd Busemann, Vizepräsident des Niedersächsischen Landtages, richtete sehr herzliche Glückwünsche an die Verantwortlichen des Energieparks Hümmling für die erfolgreiche Umsetzung. Das frühe „Bejahen“ der Projekte um die erneuerbaren Energien habe nach seinen Angaben die Entwicklung der Region vorangetrieben.

Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies gab in seinen Grußwort ein deutliches Votum für die Windenergie ab. Er stellte die Errichtung und Genehmigung des Windparks als starkes Signal für die erneuerbaren Energien, gegen den Klimawandel und somit für die Zukunft der Gesellschaft, unserer Erde dar. Dieses Signal komme aus der ganzen Region, somit aus dem gesamten Emsland, und dafür bedankte sich Lies bei den anwesenden Vertretern der Gemeinde, der Samtgemeinde und des Landkreises ausdrücklich.

Aus seiner Sicht habe der Landkreis Emsland einen großen Anteil an der Energiezukunft. „Nicht nur die Stromproduktion, sondern auch das große Thema der Elektromobilität mit weiteren Projekten in der Nachbarschaft wird hier im Landkreis Emsland deutlich vorangetrieben“, hob der Umweltminister hervor. Dabei zeigte Lies die Entwicklung anhand der umgesetzten Projekte von der Gemeinde Lorup über die Samtgemeinde Werlte bis in den gesamten Landkreis Emsland auf.