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Genossenschaften verzeichnen solide Geschäftsentwicklung

15.05.2017

Genossenschaftsverband Weser-Ems gibt Geschäftsergebnisse 2016 bekannt

 © Thorsten Ritzmann

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Die Verbandsdirektoren des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems Axel Schwengels (v. l.) und Johannes Freundlieb präsentierten gemeinsam mit Abteilungsleiter Harald Lesch die Geschäftsergebnisse der Genossenschaften in Weser-Ems und gingen auf aktuelle Entwicklungen ein.

Rastede. Am 15. Mai stellte der Genossenschaftsverband Weser-Ems die Geschäftsergebnisse 2016 der Genossenschaftsbanken und der Ländlichen Genossenschaften im Akademiehotel Rastede vor. Außerdem informierten die Verbandsvorstände Johannes Freundlieb und Axel Schwengels über aktuelle Themen und den Verlauf der Geschäftsentwicklung der Mitgliedsunternehmen in den ersten Monaten dieses Jahres.

Zusammenfassend stellte der Verbandsvorstand fest, dass die genossenschaftlichen Unternehmen in fast allen Geschäftssparten erneut solide Zuwächse erzielt haben.

Genossenschaftsbanken

Das addierte Bilanzvolumen umfasste nach Angaben von Verbandsdirektor Freundlieb zum Jahresende 25,8 Mrd. Euro (plus 5,2 Prozent). Die 59 Genossenschaftsbanken vergaben per Ende 2016 über 19,0 Mrd. Euro an Krediten (plus 3,9 Prozent). Motor des Kreditwachstums waren erneut die langfristigen Kredite mit einer Laufzeit von fünf Jahren und länger, die um 751 Mio. Euro und somit um 4,8 Prozent (Vorjahr: plus 5,4 Prozent) zugelegt haben. Insbesondere die Kredite an das Baugewerbe und die Landwirtschaft haben um 8,7 Prozent bzw. 1,9 Prozent zugenommen. Zusätzlich vermittelten die Banken ein Kreditvolumen in Höhe von annähernd 5,3 Mrd. Euro an Verbundunternehmen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken. Dies entspricht einem Zuwachs von über 6 Prozent.

Das Volumen im Einlagengeschäft wuchs um 6,4 Prozent auf 16,8 Mrd. Euro. Im Einzelnen erhöhten sich die Sichteinlagen um 836 Mio. Euro oder 9,8 Prozent auf 9,8 Mrd. Euro (Vorjahr: plus 11 Prozent), während sich die befristeten Einlagen mit einem Volumen von 1,7 Mrd. Euro gegenüber dem Jahresende 2015 nahezu unverändert darstellten. Die Spareinlagen konnten mit einem  Anstieg von 188 Mio. Euro (plus 3,4 Prozent) auf gut 5,7 Mrd. Euro ebenfalls zulegen. In dem abermals erfreulichen Wachstum der Kundeneinlagen insgesamt spiegelt sich das hohe Vertrauen der Kunden in die Genossenschaftsbanken wider.

Weitere 7,2 Mrd. Euro (plus 4,3 Prozent) legten die Mitglieder und Kunden bei den Unternehmen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken an, so dass sich die Summe der Einlagen per Ende 2016 auf 24,0 Mrd. Euro belief. Das Kundenwertvolumen betrug zum 31. Dezember 2016 somit insgesamt mehr als 48,3 Mrd. Euro.

Der Zinsüberschuss als die wichtigste Ertragsquelle ist infolge der anhaltenden Niedrigzinsphase leicht von 544,6 Mio. Euro auf 542,1 Mio. Euro gesunken. Das ist eine Veränderung von 2,29 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme auf 2,16 Prozent.

Der Provisionsüberschuss entwickelte sich mit 0,67 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme gegenüber 0,71 Prozent im Vorjahr ebenfalls rückläufig. In Summe bedeutet dies eine Veränderung von 167,9 Mio. Euro auf 167,2 Mio. Euro. Erzielt werden die Provisionsüberschüsse maßgeblich durch Erträge aus der Kontoführung und dem Zahlungsverkehr. Die Verwaltungsaufwendungen konnten gegenüber dem Vorjahr (1,92 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme) aufgrund der durchschnittlich gestiegenen Bilanzsumme auf nunmehr 1,83 Prozent gesenkt werden, die tatsächliche Kostensteigerung betrug allerdings 3 Prozent: In Summe eine Erhöhung von 446,5 Mio. Euro auf 459,8 Mio. Euro.

Das vorläufige Betriebsergebnis vor Bewertung in Höhe von 1,02 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme hat sich gegenüber dem Vorjahreswert (1,09 Prozent) leicht verringert, stellt aber gleichwohl im Bundesvergleich einen Spitzenwert dar, so Verbandsdirektor Schwengels.

Nach Verrechnung des Bewertungsergebnisses aus dem Wertpapiergeschäft und aus den Kundenforderungen können die Genossenschaftsbanken eine angemessene Dotierung des Eigenkapitals vornehmen sowie eine attraktive Dividende an die Mitglieder auszahlen.

Zum Jahresbeginn unterhielten die dem Verband angehörenden Genossenschaftsbanken 371 Geschäfts- und 141 SB-Stellen und waren damit für ihre Kunden und Mitglieder in der Region Weser-Ems unverändert sehr gut erreichbar.

Im ersten Quartal 2017 hat sich das Kundenkreditvolumen um weitere 0,8 Prozent erhöht. Wie im ersten Quartal üblich, ist das Einlagenvolumen um 0,3 Prozent gesunken.

Die vom Verband auch in 2016 intensiv betriebene Interessenvertretung in Bezug auf den Nachbesserungsbedarf bei der Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie in deutsches Recht hatte Erfolg. Durch das kürzlich verabschiedete Finanzaufsichtsrechteergänzungsgesetz werden künftig wieder so genannte Immobilienverzehrkredite möglich sein, die es insbesondere älteren Menschen erlauben, den altersgerechten Umbau ihrer Wohnimmobilie über Bankkredite zu finanzieren.

Die aktuellen Vorschläge von Politik sowie BaFin und Bundesbank zur so genannten „Small Banking Box“ gehen laut Verbandsdirektor Freundlieb in die richtige Richtung, während die aktuelle Zinspolitik aus Sicht des Verbandes volkswirtschaftlich nicht richtig ist. „Auch die Ware `Geld` sollte seinen Preis haben. Wir fordern zum Abbau der Bürokratie auf dem Sektor der Bankenaufsicht insbesondere eine Befreiung der regional tätigen Banken von den Offenlegungsvorschriften sowie eine deutliche Reduzierung der Anforderungen an das Meldewesen“, so der Verbandsvorstand.

Ländliche Genossenschaften

Die Region Weser-Ems bietet beste Voraussetzungen für eine nachhaltige, ressourceneffiziente landwirtschaftliche Produktion. Die qualitativ hochwertigen Erzeugnisse erfordern viel Know-how und werden international geschätzt und stark nachgefragt. Nichtsdestotrotz ist die Perspektive der Landwirtschaft mit vielen Unsicherheiten verbunden: „Geopolitische Ungewissheiten, eine geschwächte Europäische Gemeinschaft, fortwährende Handelsblockaden und zunehmende gesellschaftspolitische Diskussionen um verschiedene Produktionsinhalte stellen die gesamte Branche vor neue Herausforderungen und geben immer wieder Grund zur Sorge“, so Verbandsdirektor Freundlieb.

Das vergangene Jahr 2016 war bundesweit von einschneidenden Preisrückgängen gekennzeichnet. Deutschland ist als weltweit drittgrößte Exportnation von Agrarprodukten in hohem Maße vom internationalen Warenverkehr abhängig, so dass die (land-) wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen im Ausland die hiesige Produktion erheblich beeinflussen. In der Folge kommt es in der Landwirtschaft und den vor- und nachgelagerten Bereichen zu erheblichen Rückkopplungseffekten, welche beispielsweise von deutlich verminderten Investitionsmaßnahmen gekennzeichnet sind – über alle Wertschöpfungsstufen hinweg.

Warengenossenschaften

Die dem Verband angehörenden 36 Genossenschaften und Gesellschaften, die das landwirtschaftliche Warengeschäft betreiben, haben im Jahr 2016 einen Gesamtumsatz von rund 1,56 Mrd. Euro erzielt, was einem Rückgang von etwa 5 Prozent entspricht. Ausschlaggebend für diesen Rückgang sind unter anderem die im Vergleich zum Vorjahr weiter gesunkenen Erlöse durch den Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Betriebsmitteln sowie Brenn-, Treib- und Schmierstoffen.

Wetterkapriolen in weiten Teilen Deutschlands führten zu einer enttäuschenden Getreideernte, während weltweit zum vierten Mal in Folge ein Rekordresultat von über zwei Milliarden Tonnen erzielt werden konnte. Damit wurde die Nachfrage übertroffen und ein weiterer Anstieg der Bestände generiert, wodurch Preisnotierungen unter Druck geraten sind und den Erzeugern und Vermarktern geringe Erlöse bescherten.

Der Futtermittelumsatz (eigene Herstellung, Handel und Einzelfuttermittel) verzeichnete im Vergleich zu den Vorjahren einen mengenmäßigen Rückgang um etwa drei Prozent. Viele Landwirte ließen ihre Ställe aufgrund der schlechten Ertragslage leer stehen. Zudem sorgte die Initiative Tierwohl (ITW) für eine reduzierte Auslastung der Kapazitäten. In einzelnen Regionen sorgte auch die Vogelgrippe für erheblich niedrigere Putenbestände, was ebenfalls zu Mengenrückgängen führte. Dennoch sind Futtermittel nach wie vor für rund die Hälfte des gesamten Umsatzes der Warengenossenschaften verantwortlich und das Marktniveau kann als vergleichsweise stabil bezeichnet werden. „Anteilig entspringen über 60 Prozent der umgesetzten Futtermittel der Eigenproduktion unserer Mitgliedsgenossenschaften. Für das Jahr 2017 ist von einer stagnierenden bis leicht reduzierten Nachfrage im Futtermittelbereich auszugehen“, stellte Verbandsdirektor Schwengels fest.

Die Nachfrage an ‚Ohne-Gentechnik‘-Erzeugnissen ist laut Verband in den vergangenen Jahren erheblich angestiegen, so dass diesem Bereich der Futtermittelwirtschaft eine stärkere Bedeutung zugesprochen werden muss. In diesem Zusammenhang sind die aus Richtung des Lebensmitteleinzelhandels gestellten Forderungen maßgeblich und haben eine große Bedeutung für die Urproduktion – insbesondere innerhalb des Milchsektors. Die heimische Futterindustrie hat auf diese Entwicklung durch einen gesteigerten Einsatz von heimischen Hülsenfrüchten im Mischfutter reagiert, so dass eine zielführende Anpassungsstrategie konstatiert werden kann. „Künftig ist von einem unveränderten Bedarf an Futtermitteln für die ‚Ohne-Gentechnik‘-Produktion auszugehen, so dass – zumindest im Bereich der Milchindustrie – ein gesteigerter Anteil an Rapsschrot denkbar ist“, so der Verbandsvorstand.

Der Einsatz von Düngemitteln war im vergangenen Jahr 2016 stark rückläufig. Während der Verbrauch von Elementarnährstoffen wie Stickstoff (N) und Phosphor (P) im Ackerbau und im Vergleich zu vorangegangenen Jahren relativ konstant war, geht der Verband davon aus, dass Landwirte darin bemüht waren, Einsparpotentiale zu nutzen (zum Beispiel bei der ‚Aufkalkung‘ von Böden). Denn nach Expertenmeinung besteht eine deutliche Korrelation zwischen dem Einsatz von Düngemitteln und den Erzeugerpreisen in der Veredelungswirtschaft. Die kommenden Jahre lassen laut Verband aufgrund der novellierten Düngemittelverordnung weitere Umsatzrückgänge in diesem Bereich vermuten.

Der Handel mit Saatgut ist weiterhin geprägt von anhaltend hohem Anbau von Mais zu Lasten der übrigen Ackerfrüchte. Interessanterweise konnte der Vertrieb von Pflanzkartoffeln erheblich ausgeweitet werden.

Neben dem klassischen landwirtschaftlichen Geschäft ist der Handel mit Mineralölen und Treib- und Schmierstoffen als weiterer großer Umsatzträger etabliert und fester Bestandteil des Warenhandels. Denn nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch das Gewerbe und die privaten Haushalte sehen hier die Genossenschaften vor Ort als kompetenten Ansprechpartner und Lieferanten. Preisbedingt bewegte sich der Handel in diesem Segment deutlich unter dem Vorjahr. Das dichte Netz an Tankstellen, an denen fast überall auch alternative Kraftstoffe wie Erd- oder Flüssiggas angeboten werden, weitet sich zunehmend aus.

Nahezu alle dem Verband angehörenden warenführenden Genossenschaften und Gesellschaften stützen die örtliche Nahversorgung durch den Betrieb von Raiffeisen-Märkten. Neben Artikeln, die jeder Haus- und Gartenbesitzer benötigt, werden – je nach regionaler Begebenheit – auch Lebensmittel, Spielwaren oder Reitsportartikel angeboten. In einigen Fällen wird das breite Sortiment noch zusätzlich durch einen versierten Baustoffhandel ergänzt, den nicht nur die private Kundschaft schätzt, sondern der auch bei Gewerbetreibenden als zuverlässiger Partner anerkannt ist. Die Raiffeisen-Märkte erzielten einen Umsatz von 63,4 Mio. Euro.

Viehvermarktungsgenossenschaften

Im Jahr 2016 waren in Weser-Ems 21 Unternehmen der genossenschaftlichen Vieh- und Fleischwirtschaft in der Vieherfassung und vereinzelt auch in der Fleischvermarktung tätig. Hierzu zählen auch die drei dem Verband angehörenden Herdbuchgenossenschaften sowie eine Warengenossenschaft und eine Genossenschaftsbank, die zusätzlich das Viehgeschäft betreiben. Der durchschnittliche Umsatz der Vieh vermarktenden Genossenschaften und Gesellschaften betrug 50,3 Mio. Euro und steigerte sich damit im Vergleich zum Vorjahr leicht. Insgesamt betrug der Umsatz 1,1 Mrd. Euro.

Erfreuliche Ergebnisse lieferte der Schweinemarkt: Während die schweinehaltenden Landwirte eine seit Herbst 2014 andauernde, existenzgefährdende Durststrecke mit miserablen Erzeugerpreisen durchzustehen hatten, die vielfach nicht kostendeckend war, erholten sich die Notierungen bis September 2016 auf eine vorübergehende Preisspitze von 1,72 Euro je Kilogramm. Gestützt und verstetigt wurde die Preisverbesserung durch anspringende Drittlandausfuhren nach Asien, insbesondere China (plus 80,5 Prozent).

Die positiven Ergebnisse im Export sorgten auch für einen Aufschwung im Ferkelmarkt, obwohl die Entwicklung der Ferkelnotierungen – vor allem im letzten Quartal 2016 – einer regelrechten Achterbahnfahrt mit einem überraschenden Preissturz gleichkam.

Die Ferkelerzeugung hält in Deutschland schon seit Jahren nicht mehr Schritt mit der Entwicklung der Schweinemast. Die einheimische Ferkelproduktion ist rückläufig, daher werden zunehmend mehr Ferkel aus Dänemark und den Niederlanden importiert. Die Wettbewerbsvorteile der genannten Länder in der Ferkelproduktion resultieren vor allem aus dem scheinbar abgeschlossenen und seit einigen Jahren stagnierenden Strukturwandel der dortigen Betriebe. Inzwischen liegen die niederländischen und dänischen Bestandsgrößen deutlich über denen der deutschen Ferkelerzeuger. Nur die Bestandsgrößen aus den östlichen neuen Bundesländern können noch annähernd mit den Sauen- und Ferkelzahlen der genannten Nachbarländer mithalten.

Alles in allem war das Marktgeschehen in den Schweinefleisch erzeugenden Ketten geprägt von Produktionssteigerungen bei weiterhin bestehenden Handelsrestriktionen. Intensiv auseinandergesetzt hat sich die Branche mit der gesellschaftspolitischen Debatte um die künftige Nutztierhaltung. Insbesondere die Genossenschaften waren wichtiger Bestandteil der Weichenstellung zur Fortführung der ITW für den Zeitraum zwischen den Jahren 2018 bis 2020. Neben der ITW kritisch diskutiert wird derzeit die Implementierung eines staatlichen Tierwohllabels.

Die Entwicklungen im Rindfleischmarkt waren im Jahr 2016 nicht unerheblich von den Geschehnissen am Milchmarkt beeinflusst. So kam es über alle Handelsklassen hinweg zu einem starken Preisrückgang in der ersten Jahreshälfte. Immerhin folgte ab August ein deutlicher und stetiger Anstieg des Preisniveaus. Bedingt durch die Milchkrise drängten im ersten Jahresquartal relativ viele Schlachtkühe auf den Markt, so dass der sonst in dieser Zeit übliche Anstieg der Schlachtkuhpreise völlig ausblieb. Für das Jahr 2017 werden wieder etwas höhere Rindfleischpreise erwartet. Allerdings bleibt nach Aussagen von Verbandsdirektor Schwengels abzuwarten, inwiefern das Hilfspaket für den Milchmarkt zu kurzfristig erhöhten Kuhschlachtungen und einem damit verbundenen zeitweisen Preisdruck führen wird.

In der Weser-Ems-Region stagnierten die vermarkteten Stückzahlen im Bereich der Zucht- und Nutztiere (im Wesentlichen Ferkel, Läufer und Großvieh) bei 3,6 Mio. Tiere, der Umsatz konnte auf rund 290 Mio. Euro (Vorjahr: 265 Mio. Euro) ausgeweitet werden.

Auch die Zahl der erfassten Schlachttiere (Schweine und Großvieh) stellte sich im Jahr 2016 mit 4 Mio. Stück im Vergleich zum Vorjahr unverändert dar. Der Umsatz stieg auf 711 Mio. Euro (Vorjahr: 675 Mio. Euro).

Herdbuchgenossenschaften

Die dem Verband angehörenden Herdbuchgenossenschaften blicken insgesamt erneut auf ein erfolgreiches, wenn auch gegenüber den Vorjahren abgeschwächtes Zucht- und Geschäftsjahr zurück. Sperma von züchterisch wertvollen Bullen wurde an Zuchtstationen im In- und Ausland verkauft, wobei sich die Nachfrage nach genomisch selektiertem Sperma gefestigt hat. Die Herdbuch- und Viehvermarktungsgenossenschaften tragen seit Jahren durch erhebliche Exporte zur Marktentlastung bei.

Molkereigenossenschaften

In den Jahren 2015 und 2016 lagen die Milcherzeugerpreise seit zehn Jahren zum ersten Mal für zwei aufeinanderfolgende Kalenderjahre im Schnitt unter 30 Cent je Kilogramm. Vor diesem Hintergrund erscheint eine Markterholung als längst überfällig, wobei sich im ersten Halbjahr 2017 tatsächlich eine Harmonisierung einzustellen scheint. Der Höhepunkt der beschriebenen Milchkrise wurde im Juni 2016 erreicht, als der Erzeugerpreis für Milch im Bundesdurchschnitt nur noch 22,8 Cent je Kilogramm betrug. Seitdem sorgt ein kontinuierlicher Anstieg der Erzeugerpreise zum Jahreswechsel für ein Niveau von über 30 Cent je Kilogramm. Gegenwärtig prüfen zahlreiche Molkereien die Absicherung der Milchpreise an der Warenterminbörse.

Zwei der dem Verband angehörenden Molkereigenossenschaften waren in der Milchverarbeitung tätig. Sie verarbeiteten knapp 8,2 Mrd. kg Rohmilch und erzielten dabei Umsatzerlöse von rd. 4,5 Mrd. Euro. „Die unternehmerische Zielsetzung unserer Molkereien ist darauf ausgerichtet, die von ihren Mitgliedsbetrieben aufgenommene Milch in leistungsfähigen Unternehmenseinheiten weitestgehend über ertragreiche und zukunftssichere Märkte zu verwerten“, so der Verbandsvorstand. Dabei stellen sich die Molkereien den immer größer werdenden Herausforderungen auf dem vernetzten globalen Milchmarkt, den sich stetig wandelnden Verbraucherwünschen und -gewohnheiten sowie den veränderten politischen Rahmenbedingungen, um eine bestmögliche Verwertung zu erreichen. Auch werden die Produkt- und Sortimentspolitik, die internen Prozesse und die Kostenstruktur laufend überprüft und optimiert.

In den kürzlich veröffentlichten Empfehlungen des Bundeskartellamtes zu den Lieferbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien sieht der Verband einen unberechtigten Eingriff in bewährte genossenschaftliche Strukturen. „Die genossenschaftlichen Milcherzeuger sind Eigentümer der Molkereigenossenschaften und bestimmen seit mehr als 150 Jahren, wie die Anlieferung und Abnahme der Milch vertraglich geregelt wird“, stellte der Verbandsvorstand mit Vehemenz fest.

Ausblick Ländliche Genossenschaften

Nach den für viele Bereiche der Landwirtschaft schwierigen Jahren 2015 und 2016, in denen erhebliche wirtschaftliche Verluste charakteristisch waren, blickt das gesamte Agribusiness etwas hoffnungsvoller auf das Jahr 2017. Die aktuellen Marktentwicklungen in bedeutenden landwirtschaftlichen Produktionsbereichen geben Anlass zur Hoffnung, dass die wirtschaftliche Talsohle durchschritten sein könnte. Verbandsdirektor Freundlieb hierzu: „Obwohl diese Entwicklung in der Milch- und der Veredelungswirtschaft etwas stärker ausfallen dürfte, besteht aufgrund weitestgehend stabiler internationaler Agrarmärkte in der ersten Jahreshälfte 2017 berechtigter Grund zur Hoffnung auf bessere Zeiten.“

Energiegenossenschaften

Das Jahr 2016 war ein vergleichsweise schlechtes Windjahr. Im Fünfjahresvergleich ist der Indexertragswert um knapp 16 Prozent gefallen. Auch die milde Witterung führte bei den zu dem Verband gehörenden Nahwärmegenossenschaften zu rückläufigen Absatzmengen. Von der Witterung profitiert haben dagegen die Photovoltaikgenossenschaften.

In den ersten Monaten des laufenden Jahres 2017 wehte der Wind vergleichsweise kräftig, allerdings kam es vielerorts zu Überkapazitäten in den Stromnetzen, so dass die Windkraftanlagen an rund einem Drittel der Zeit abgeschaltet werden mussten. Für die Photovoltaikgenossenschaften hat das Jahr 2017 verhalten begonnen, da die Tage in den ersten Monaten zumeist bewölkt waren. Erst ab April 2017 zeigte sich häufiger die Sonne.

Immaterielles Kulturerbe - 9. Genossenschaftstag - Genossenschaftsgesetz

Anschließend ging Verbandsdirektor Freundlieb auf die Anerkennung der Genossenschaftsidee als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit durch die UNESCO im November 2016 ein und betonte: „Das ist der globale Ritterschlag für die erfolgreiche Idee des kooperativen Wirtschaftens!“

Beim 9. Genossenschaftstag Weser-Ems am 9. Juni im Akademiehotel Rastede geht es um das Thema „Erneuerbare Energie und Energieeffizienz – ein Geschäftsfeld für viele Akteure in den Regionen“.

Die Planungen für das Raiffeisen-Jahr 2018 aus Anlass des 200. Geburtstages von Friedrich Wilhelm Raiffeisen laufen laut Verbandsvorstand auf Hochtouren.

Abschließend ging Verbandsdirektor Schwengels auf eine geplante Änderung des Genossenschaftsgesetzes ein. Er warnte im Hinblick auf die derzeit sehr hohe Insolvenzsicherheit von Genossenschaften und dem damit verbundenen Gläubiger- und Mitgliederschutz davor, die Anforderungen an die genossenschaftliche Pflichtprüfung zu lockern.