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10. Genossenschaftstag Weser-Ems: Genossenschaftliche Lösungen für den sozialen und bezahlbaren Wohnungsbau

01.06.2018

Rastede. Der demografische Wandel und sich verändernde gesellschaftliche Strukturen führen zu steigendem Bedarf an sozialem und bezahlbarem Wohnraum. Gleichzeitig kann in vielen Kommunen in Weser-Ems bereits jetzt der vorhandene Wohnungsbedarf durch die aktuell zur Verfügung stehenden Kapazitäten nicht mehr ausreichend gedeckt werden. Besonders betroffen sind hiervor Personen mit geringem Einkommen und junge Familien. Hierauf ausgerichtet wurden auf dem 10. Genossenschaftstag des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems (GVWE) am 1. Juni im Akademiehotel Rastede Konzeptvorschläge rund um die genossenschaftliche Wohnraumversorgung vorgestellt.

„Unserem Verband ist es wichtig, lösungsorientierte und erfolgreiche Genossenschaftsmodelle vorzustellen, die vor Ort mit bürgerschaftlichem Engagement umgesetzt werden können", führte GVWE-Abteilungsleiter Harald Lesch bei der Eröffnung des Genossenschaftstages aus. Eingeladen waren zu dieser Veranstaltung Entscheidungsträger der Städte, Gemeinden und Landkreise sowie der Kirchen, Sozialverbände und Wohnungsbaugesellschaften in Niedersachsen. Gerade das „Raiffeisen-Jahr 2018“ bietet nach Aussagen von Lesch die Gelegenheit, gemäß der Genossenschaftsidee von Friedrich Wilhelm Raiffeisen aufzuzeigen, was mit dem Engagement von vielen zum Wohl der Gesellschaft umgesetzt werden kann.

„Das Genossenschaftsmodell ist für mich ein absolut zukunftsfähiges Modell dafür, eine Lösung für die Herausforderungen der Daseinsvorsorge von heute und morgen zu finden. Die Wohnungsgenossenschaften stellen bezahlbaren Wohnraum für alle Einkommens- und Altersgruppen zur Verfügung. Sie leben bürgerschaftliche Verantwortung, und davon brauchen wir gerade heute wieder mehr. Neben Eigentum und Miete sollte das selbstbestimmte, genossenschaftliche Wohnen als die 3. tragende Säule mit dem geförderten Wohnungsbau weiter entwickelt werden“, unterstrich der niedersächsische Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz Olaf Lies die Bedeutung genossenschaftlicher Lösungen für die Wohnraumversorgung.

Wie Lies weiter ausführte, wurde im Frühjahr das Bündnis für bezahlbares Wohnen gegründet. „Die Aufgabe, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, wollen wir gemeinsam mit Kommunen, Genossenschaften, Investoren, Wohnungsbaugesellschaften, Mieterverbänden und weiteren Akteuren bearbeiten und zukunftsorientiert meistern“.

Verbandsdirektor Johannes Freundlieb vom gastgebenden Genossenschaftsverband Weser-Ems bestätigte: „Wohnungsbaugenossenschaften haben sich als hervorragende Möglichkeit erwiesen, die Wohnbauversorgung in Kommunen auszuweiten. Nicht zuletzt die gegenseitige Unterstützung und die soziale Grundeinstellung der Mitglieder bilden den Kern vieler genossenschaftlicher Wohnprojekte.“ Er zeigte die vielfältigen Formen von Wohnungsbaugenossenschaften als Kooperationsmodelle auf. Die rund 2.000 Wohnungsbaugenossenschaften in ganz Deutschland investieren nach seinen Angaben jährlich über 4 Milliarden Euro in Neubauten, Instandhaltung und Modernisierungsmaßnahmen.

„Neue Wohnformen und entsprechende Fördermöglichkeiten zur Entwicklung zukunftsfähiger Gemeinschaften haben sich im ländlichen Raum inzwischen bewährt“, dies zeigte Dr. Andrea Töllner, Projektleiterin des FORUM Gemeinschaftliches Wohnen, anhand verschiedener bereits erfolgreich umgesetzter Projekte auf.

Auf großes Interesse stießen zudem die praxisnahen Vorträge von Lothar Schreinemacher, Vorstand der Lingener Wohnbau eG sowie Annette Sabelhaus, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Hasetal eG. Stellte Lothar Schreinemacher seine Genossenschaft als ein wegweisendes Projekt für mehr soziale Gerechtigkeit in Lingen vor, gab Annette Sabelhaus einen Erfahrungsbericht zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum im Hasetal als ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt, Gemeinden und Bürgern. „Erfolgreiche Projekte brauchen immer gesellschaftliche Akzeptanz und hierfür ist die Genossenschaft eine bewährte Grundlage“, stellte Sabelhaus als eine wesentliche Erkenntnis ihrer Tätigkeit in der Genossenschaft heraus.

Philipp Möhlenkamp aus dem Büro Möhlenkamp Architekten in Lindern stellte den Tagungsteilnehmern die Möglichkeiten einer ganzheitlichen Stadtentwicklung am Beispiel des Geländes der ehemaligen Donnerschwee-Kaserne in Oldenburg vor. „Donnerschwee ist ein gelungenes Beispiel für gemeinschaftliches, solidarisches und barrierefreies Wohnen als Gewinn für alle Generationen“, ist er überzeugt.