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Genossenschaftsbanken in Weser-Ems blicken auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2018 zurück

01.03.2019

Die erfolgreichen Geschäftsergebnisse der dem Genossenschaftsverband Weser-Ems e.V., Oldenburg, angehörenden Volksbanken und Raiffeisenbanken für das Jahr 2018 wurden jetzt auf einer Pressekonferenz in dem Akademiehotel Rastede bekannt gegeben. Außerdem gingen die Verbandsdirektoren Johannes Freundlieb und Axel Schwengels auf aktuelle die genossenschaftliche Bankengruppe betreffende herausfordernde Umfeldbedingungen ein.

 © Markus Hibbeler

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Die Verbandsdirektoren des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems Axel Schwengels (v. r.) und Johannes Freundlieb präsentierten gemeinsam mit Abteilungsleiter Harald Lesch die Geschäftsergebnisse 2018 der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems. Zudem gaben sie Einblick in aktuelle Projekte der Digitalisierungsoffensive der genossenschaftlichen Bankengruppe.

Die 59 Volksbanken und Raiffeisenbanken haben ihre Marktposition trotz eines herausfordernden Umfeldes auch 2018 weiter ausgebaut, dies stellte Freundlieb einleitend fest. Das addierte Bilanzvolumen umfasst nach seinen Angaben zum Jahresende 2018 rund 28,6 Milliarden Euro (plus 4,7 Prozent). Dieser Anstieg liegt über dem Bundesdurchschnitt von 4,3 Prozent. Die durchschnittliche Bilanzsumme ist um 5,0 Prozent auf 485,5 Millionen Euro angestiegen. „Der Zuwachs bei den Kundeneinlagen und den Kundenkrediten mit jeweils 5,1 Prozent zeigt nach Feststellung des Verbandsvorstandes die robuste Verfassung unserer Mitgliedsbanken gerade auch in Anbetracht des anhaltend schwierigen Umfeldes durch die europäische Niedrigzinspolitik.


„Die gelebte Nähe zu den Menschen und zur Region ist seit jeher der Schlüssel für den Erfolg unserer Mitgliedsbanken. Sie betreiben ihr Bankgeschäft nicht zum Selbstzweck, sondern sie bieten ein Banking für Menschen. Diese Haltung und das solide Wirtschaften erkennen die Mitglieder und Kunden an und spiegelt das hohe Vertrauen in die Genossenschaftsbanken wider“, so Freundlieb. Das Wachstum wurde mit einem unverändert stabilen Personalbestand von rund 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgesetzt.

Kreditwachstum im Baugewerbe und Wohnungsbau
Auch 2018 haben sich die regionalen Genossenschaftsbanken wieder als verlässlicher Partner für die Menschen und die mittelständischen Unternehmen vor Ort erwiesen: Sie vergaben über 21,4 Milliarden Euro an Krediten (plus 5,1 Prozent) und erzielten damit ein überdurchschnittliches und das Vorjahr (plus 4,5 Prozent) übertreffendes Wachstum. Motor dieses Wachstums waren erneut die langfristigen Kredite mit einer Laufzeit von fünf Jahren und länger, die um 684 Millionen Euro und somit um 4,0 Prozent (Vorjahr: plus 4,3 Prozent) zugelegt haben. Insbesondere die Kredite an das Baugewerbe und die Wohnungsbaukredite an Privatpersonen nahmen um beachtliche 16,8 Prozent bzw. 13,2 Prozent zu. Zusätzlich vermittelten die Banken ein ebenfalls gesteigertes Kreditvolumen in Höhe von 6,2 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,8 Milliarden Euro) an die Unternehmen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken. Dieses Volumen umfasst einen Zuwachs von 7,0 Prozent.

Erhöhte Kundeneinlagen bestätigen Genossenschaftsmodell
„Die positive Entwicklung bei Kundeneinlagen ist ebenfalls ein klarer Beleg für den Erfolg des genossenschaftlichen Geschäftsmodells – trotz der extrem niedrigen Zinsen am Markt“, resümierte Schwengels. Das Volumen im Einlagengeschäft wuchs um 5,1 Prozent auf 18,8 Milliarden Euro. Im Einzelnen erhöhten sich die Sichteinlagen um 831 Millionen Euro oder 8,0 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro (Vorjahr: plus 10,0 Prozent), während die befristeten Einlagen mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig waren. Die Spareinlagen konnten mit einem Anstieg von 203 Millionen Euro (plus 3,5 Prozent) auf 6,1 Milliarden Euro ebenfalls zulegen. Weitere 7,8 Milliarden Euro (plus 0,5 Prozent) legten die Mitglieder und Kunden bei den Unternehmen der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken an, so dass sich die Summe der Einlagen per Ende 2018 auf 26,6 Milliarden Euro belief. Das gesamte bilanzielle Kundenwertvolumen betrug zum Jahresende 40,2 Milliarden Euro (plus 5,1 Prozent).

Solide Ertragslage im herausfordernden Umfeld
„Trotz der unverändert anhaltenden Niedrigzinsphase und eines intensiven Wettbewerbs, erforderlichen Investitionen in die Digitalisierung und weiterhin steigender regulatorischer Anforderungen, ist es unseren Mitgliedsbanken auch 2018 gelungen, eine solide Ertragslage zu erzielen“, teilte Freundlieb mit. Der Zinsüberschuss ist im vergangenen Geschäftsjahr um 0,04 Prozentpunkte auf 1,98 Prozent  der durchschnittlichen Bilanzsumme zurückgegangen. Die Zinserträge verminderten sich um 0,13 Prozentpunkte auf 2,36 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, die Zinsaufwendungen fielen um 0,08 Prozentpunkte auf 0,38 Prozent. Der Provisionsüberschuss blieb im Jahr 2018 konstant bei 0,68 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die Verwaltungsaufwendungen konnten um 0,07 Prozentpunkte auf 1,70 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme gesenkt werden.

Gutes Betriebsergebnis erwirtschaftet
„Das vorläufige Betriebsergebnis vor Bewertung erhöhte sich um 0,04 Prozentpunkte auf 1,02 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme (Vorjahreswert: 0,98 Prozent). Dieses Ergebnis resultiert im Wesentlichen daraus, dass der verringerte Zinsüberschuss durch den geringeren Verwaltungsaufwand überkompensiert werden konnte. „Das Betriebsergebnis nach Bewertung fällt mit 0,92 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich um 0,06 Prozentpunkte niedriger aus. Hauptursache ist hierfür das Bewertungsergebnis im Bereich Wertpapiergeschäft“, führte Schwengels vor den Pressevertretern aus.

Zuweisungen zu den Sonderposten für allgemeine Bankrisiken und zu den Vorsorgereserven werden gerade in den Gremien der einzelnen Genossenschaftsbanken vor Ort beraten, so dass der Jahresüberschuss nach Angaben des Verbandes noch nicht abschließend feststeht. „Das Betriebsergebnis ist gut und lässt wieder eine angemessene Eigenkapitalstärkung sowie eine angemessene Dividende für die Mitglieder zu“, so Schwengels.

Starke Präsenz in der Fläche und über digitale Zugangswege
Das nach wie vor dichte Bankstellennetz mit 350 Filialen und 144 SB-Stellen garantiert den Kunden und Mitgliedern die flexible Versorgung mit Bargeld, individuellen Serviceleistungen und persönlicher Beratung. Daneben stehen den Mitgliedern und Kunden auch zahlreiche digitale Kanäle wie das Online-Banking und die VR-BankingApp für Smartphones und Tablets zur Verfügung. „Nähe kann heute über viele Wege erfahren werden, ob im persönlichen Gespräch oder über innovative digitale Anwendungen. Die Genossenschaftsbanken bieten beides in sehr hoher Qualität an und orientieren sich damit am veränderten Kundenverhalten“, so Freundlieb.

Die Mitgliedsbanken investieren weiter erheblich in digitale Anwendungen. Im Zentrum einer in der genossenschaftlichen FinanzGruppe mit großer Mehrheit auf Bundesebene beschlossenen Digitalisierungsoffensive steht eine neue Vertriebsplattform, die den Mitgliedern und Kunden der Genossenschaftsbanken ein vernetztes Angebot über alle Vertriebskanäle bietet. Noch im ersten Halbjahr wird der Startschuss erfolgen, so dass weitere Online-Leistungen auf dieser Vertriebsplattform eingebracht und für die Genossenschaftsbanken im Vertriebsbereich und in der Kundenansprache sofort verfügbar sein werden.

Gesellschaftliches Engagement: in der Region für die Region
Volksbanken und Raiffeisenbanken verbinden seit jeher wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlich verantwortlichem Handeln und übernehmen Verantwortung für die Region und die Menschen. „Mit über 2,4 Millionen Euro förderten die Banken in Zusammenarbeit mit der genossenschaftlichen Soziallotterie, die für den Vertrieb des Produkts „VR-Gewinnsparen“ verantwortlich zeichnet, allein in Weser-Ems regionale Projekte zugunsten von Kunst, Kultur und Umwelt“, führte Freundlieb in diesem Zusammenhang aus.
 
Ausblick: schwierige Rahmenbedingungen erwartet
Das Jahr 2019 wird nach Aussagen des Verbandsvorstandes weiter herausfordernd. Der Wirtschaftsmotor in Deutschland, Europa und der Welt beginnt immer mehr zu stottern: Der Ifo-Index für das Weltwirtschaftsklima ist im ersten Quartal überraschend stark gesunken und auf den niedrigsten Stand seit gut sieben Jahren gefallen. 2019 wird auch das Schicksalsjahr der Europäische Union (EU): Der Brexit und die anstehenden Neuwahlen des Europäischen Parlamentes, bei denen ein Rechtsruck und eine spürbare Zersplitterung der Parteienlandschaft nicht auszuschließen ist, setzen die EU unter Druck. Diese Unsicherheiten beeinflussen auch maßgeblich die Geldpolitik der EZB und lassen die Hoffnung auf eine baldige Zinswende sinken, was den Druck auf die Ertragslage weiter erhöhen wird. „Für die Genossenschaftsbanken wird entscheidend sein, wie gut es weiterhin gelingt, die Margeneinbußen durch Volumenzuwächse im Kreditgeschäft einigermaßen zu kompensieren, ohne zu viel zu riskieren“, so die Einschätzung von Schwengels.

Gute Regulierung: „Besser statt mehr regulieren“
Vielfältigkeit, Dezentralität und Subsidiarität – dies sind nicht nur die Werte der EU, sondern auch die der Genossenschaftsbanken. „Doch im Hinblick auf Regulierung, Aufsicht und Kontrolle fehlt für uns spürbar oft ein Maß an Proportionalität. Stattdessen sollte besser reguliert werden statt immer mehr“, forderte Freundlieb von der Politik. Regulierungen sollten Unternehmen, Banken und Verbrauchern mehr Nutzen stiften als Lasten aufbürden. Auch hier gilt es nach seinen Aussagen, Subsidiarität zu wahren. Ein Anfang in Richtung Erleichterung für kleine und mittlere Kreditinstitute ist die „small banking box“. Sie muss aber weiter wie zum Beispiel bei der Umsetzung von Basel III umgesetzt werden.

Einlagensicherung: die Zeit ist noch nicht reif
„Hinsichtlich der Schaffung eines gemeinsamen europäischen Einlagensicherungssystems (EDIS) ist unsere Haltung unverändert klar und eindeutig: Die Zeit ist nicht reif für EDIS“, betonte Schwengels. Risikoabbau und Risikoangleichung müssen definitiv zuzunächst in einem ausreichenden Maße erreicht sein, bis eine Vergemeinschaftung der Einlagensicherung in Europa überhaupt in Betracht gezogen werden kann.

Digitalisierung: gleiche Regeln für Banken und Drittanbieter
Innovationen im Markt beleben das Bankgeschäft und schaffen neue Produkte und Services. Gleichwohl sollte das Motto „Gleiches Geschäft, gleiches Risiko, gleiche Regeln“ auch bei der Digitalisierung gelten, um einen fairen Wettbewerb mit gleichen Rahmenbedingungen unter den Kreditinstituten und Drittanbietern (Fintechs) zu gewährleisten. Diese Spielregeln müssen zum Beispiel auch für digitale Zahlungssysteme gelten. Die EU Zahlungsdiensterichtlinie (PSD II) sollte für alle Banken, Drittdienstleister und Anbieter mit Firmensitz im Ausland gleichermaßen interpretiert und angewendet werden. Als wesentlicher Eckstein ist hier die Sicherheit von Zahlungssystemen zu nennen, für die die Banken die Primärhaftung übernehmen.

Verbraucherschutz praxisnah ausrichten
Guter Verbraucherschutz ist für die genossenschaftliche FinanzGruppe ein wichtiges Anliegen. Hier muss jedoch davor gewarnt werden, die Regulierungsschraube zu überdrehen. „Wenn überzogene Bürokratie es faktisch unmöglich macht, kundenfreundliche Produkte auf den Markt zu bringen, kann hier nicht mehr von Verbraucherschutz die Rede sein“, so Schwengels. Finanzverbraucherschutz muss stattdessen die Interessen der Verbraucher und des Marktes sinnvoll in Einklang bringen. Bei den Informations- und Dokumentationspflichten im Wertpapiergeschäft (MiFID II) ist im Sinne von Mitgliedsbanken, Mitgliedern und Kunden eine Nachjustierung erforderlich.

Kapitalmarktunion: keine Benachteiligung regionaler Banken
„Als verlässlicher Finanzpartner für mittelständische Unternehmen begrüßen wir grundsätzlich die Schaffung einer Kapitalmarktunion, aber bei ihrer Ausgestaltung müssen zwingend zunächst noch Weichenstellungen vorgenommen werden. Mit Blick auf unsere  Firmenkundenstruktur geht eine eventuelle Privilegierung der Kapitalmarktfinanzierung aus unserer Sicht am Markt vorbei, denn die Mehrzahl unserer Kunden bevorzugen Bankkredite. Regional tätige Banken dürfen innerhalb einer Kapitalmarktunion nicht  benachteiligt werden“, betonte Freundlieb abschließend.