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2. Genossenschaftstag Weser-Ems: Genossenschaften setzen sich für dezentrale Energieerzeugung ein: Chancen zur Stärkung regionaler Wirtschaftsstrukturen

16.05.2008

Der Genossenschaftsverband Weser-Ems e.V. und die ihm angehörenden 244 Genossenschaften informierten auf dem 2. Genossenschaftstag Weser-Ems am 16. Mai 2008 im Akademiehotel Rastede Vertreter der Kommunen, interessierte Unternehmer und Landwirte über die Möglichkeiten der Schaffung „energieautarker“ Regionen.

Unterstützung erhielt der Verband auf dieser Veranstaltung durch die bundesweit anerkannte Expertin Frau Professor Dr. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt vom DIW in Berlin, von MdL Ulf Thiele, Generalsekretär der CDU in Niedersachsen, und von MdB Hermann Scheer, Präsident von EUROSOLAR und Alternativer Nobelpreisträger. Des Weiteren referierten der Vorstandsvorsitzende Helmut Eicker von der EnergieNetzwerk Weser-Ems eG, der Regionalverantwortliche Vertrieb der ENERCON GmbH Wolfgang Lübbe sowie die Geschäftsführerin der Raiffeisen Agil Leese eG Britta Ronnenberg. Abgerundet wurde das Fachprogramm mit Beiträgen von Christoph Gers-Grapperhaus von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und von Michael Kralemann vom 3N-Kompetenzzentrum Nachwachsende Rohstoffe.

Die UNO-Klimaberichte und die steigenden Energiepreise zeigen deutlich, dass ein Umdenken in der Energiepolitik zwingend erforderlich ist. Energie so zu gewinnen, dass der Natur nicht geschadet wird und Strom sowie Wärme bezahlbar bleiben, sind große Herausforderungen unserer Zeit. „Unter dem Motto ´Global denken, lokal handeln´ sehen wir die dezentrale Energieerzeugung als ein bedeutsames und zukunftsweisendes Thema für die Menschen und die Wirtschaft in der hiesigen Region an“, so Verbandsdirektor Georg Litmathe bei der Begrüßung der annähernd 100 Teilnehmer aus der Region. „Bereits im vergangenen Jahr haben wir uns mit den Möglichkeiten der dezentralen Energieerzeugung auseinandergesetzt und gemeinsam mit mehreren unserer Mitgliedsunternehmen eine energiepolitische Initiative gestartet, aus der zahlreiche Gründungen von Bürger-Photovoltaik-Genossenschaften hervorgegangen sind bzw. sind in 2008 in der Umsetzung befinden.“

Das Geschäftsmodell einer Bürger-Photovoltaik-Genossenschaft sei aber nur eine Facette in dem Gesamtkonzept des Verbandes. Langfristiges Ziel sei, in der überwiegend ländlich geprägten Region Weser-Ems „energieautarke Regionen“ durch Bürger-Genossenschaften als Initiatoren und Betreiber entstehen zu lassen. Beim dem von dem Genossenschaftsverband strategisch verfolgten Ansatz werden erneuerbare Energien auf lokaler Ebene miteinander verbunden. Vielfach wird hierbei der Begriff „virtuelles Kraftwerk“ verwendet. Dieses Kraftwerk ist eine Zusammenschaltung von kleinen, dezentralen Kraftwerken (wie z. B. Windenergieanlagen, Blockheizkraftwerken, Photovoltaikanlagen, Kleinwasserkraftwerken und Biogasanlagen) zu einem Verbund, der gemeinsam von einer zentralen Wartungsstelle gesteuert wird. Dass die dezentrale Energieerzeugung machbar ist, dokumentieren beispielsweise das Bioenergiedorf Jühnde eG sowie mehrere andere Bioenergiedörfer in Europa und der Bio-Energiepark Oehmer Feld der Raiffeisen Agil Leese eG.

Neben der Erhöhung der Energieeffizienz und Aktivitäten im Bereich der Energieeinsparung stellt besonders die Nutzung von erneuerbaren Energien einen wichtigen Ansatzpunkt für eine nachhaltige und dezentrale Energieversorgung dar. Durch die Gründung von Genossenschaften, z.B. in Form einer Bioenergiedorf eG, will der Verband Initiativen von energieautarken Kommunen unterstützen und Impulse für eine zukunftsfähige Wirtschaftsentwicklung geben. Um die interessierten Kommunen, Landwirten und Unternehmen an der Umsetzung von derartigen Projekten und der damit zusammenhängenden Wertschöpfung zu beteiligen, bietet es sich an, Projekte der dezentralen Energieerzeugung in genossenschaftlicher Trägerschaft vor Ort zu realisieren. Dabei ist die eingetragene Genossenschaft eine ideale Rechtsform, um gleichzeitig bürgerschaftliches Engagement zu bündeln. Dieser Antritt bietet den Regionen die Möglichkeit, die Energieversorgung - zumindest zu einem großen Teil - in Zukunft selbst zu organisieren.