Genossenschaft für treue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 08/2014
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsvieh Hümmling eG (EZG Hümmling) gründeten ihre eigene Genossenschaft, die Belegschaftsgenossenschaft für regenerative Energieerzeugung eG. Wir sprachen mit Bernd Terhalle, Geschäftsführer der EZG Hümmling und Vorstandsvorsitzender der Belegschaftsgenossenschaft für regenerative Energieerzeugung eG.
Die Zahl der Tiere, die von der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsvieh Hümmling eG vermarktet werden, hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Alleine im Jahr 2013 setzte die Genossenschaft 1,4 Mio. Tiere um. Hinter diesen Zahlen stecken eine straffe und effiziente Organisation, gute Betriebsmittel sowie engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, einschließlich Geschäftsführung, Vorstand und Aufsichtsrat.
Vor kurzem war ein Filmteam, beauftragt vom Deutschen Raiffeisenverband, zu Besuch. Sie produzierten einen Beitrag über ein innovatives Vermarktungskonzept, das die EZG Hümmling gemeinsam mit anderen Viehvermarktungsgenossenschaften zur weiteren Steigerung der Absatzzahlen erfolgreich umgesetzt hat.
Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, insbesondere die Fahrer, die regelmäßig eng in Kontakt mit den Landwirten stehen, staunten in 2011 über den Boom der Photovoltaikanlagen. In Flurgesprächen wurde jedoch festgestellt, dass private Investitionen auf den vorhandenen Dächern der Wohnhäuser oftmals nicht die richtige Ausrichtung haben, so dass sich die Installation einer Photovoltaikanlage nicht rechnet. Anders bei dem Dach der sich noch in Planung befindlichen neuen Betriebsstätte der EZG Hümmling. Die Geschäftsführung entschied sich für die Installation einer Anlage mit 196 kWp. Der Neigungswinkel passte, die Prognosen verhießen passable Erträge.
Vorstand und Aufsichtsrat der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsvieh Hümmling eG hatten jedoch mehr im Sinn. „Für uns ist es besonders wichtig, etwas für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu tun. Sie sind diejenigen, die unserer Genossenschaft den nötigen Zusammenhalt geben, die die Bedürfnisse unserer Mitglieder erfüllen und die täglich ihre Leistungen erbringen. Und qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur zu haben, sondern auch langfristig zu halten, ist wesentlich für unseren Erfolg“, so die Aussage des Geschäftsführers.
Fragen an Bernd Terhalle
- Sie haben gemeinsam mit dem Aufsichtsrat der EZG Hümmling Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern empfohlen, eine eigene Genossenschaft zu gründen.
Ja, das ist richtig. Wir haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erst einmal gefragt, ob sie Interesse hätten, sich an der Photovoltaikanlage zu beteiligen. Nach einer sehr positiven ersten Resonanz gründeten sie dann eigenständig die Belegschaftsgenossenschaft für regenerative Energieerzeugung eG.
Die Mitglieder der Belegschaftsgenossenschaft für regenerative Energieerzeugung eG können jetzt von den Einnahmen der Photovoltaikanlage profitieren, eigenverantwortlich wirtschaften und den Betrieb der Genossenschaft selbst verwalten. Wir haben seitens des Ehrenamtes entschieden, dass sie diese Aufgaben innerhalb der regulären Arbeitszeit erledigen dürfen. Der Aufwand hält sich in Grenzen, dennoch gilt unser Dank denjenigen, die sich hier engagieren.
- Dürfen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EZG Hümmling der Belegschaftsgenossenschaft beitreten oder gibt es Einschränkungen? Wie hoch ist die Einlage für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
Beschäftigte müssen mindestens drei Jahre dabei sein, um Mitglied bei der Belegschaftsgenossenschaft zu werden. Der Mindestanteil beträgt 50 Euro. Beschäftigte, die länger als drei Jahre bei uns tätig sind, dürfen sich mit maximal 5.000 Euro, also 100 Anteilen zu je 50 Euro beteiligen. Wenn Sie länger als sechs Jahre dabei sind – und das sind Zweidrittel unserer Belegschaft - können die Anteile auf bis zu 7.500 Euro aufgestockt werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich zwar beteiligen wollen, die finanziellen Mittel aber derzeit nicht zur Verfügung haben, weil sie beispielsweise gerade ihr Wohnhaus bauen, können sich von der EZG Hümmling ein kostengünstiges Arbeitgeberdarlehn leihen. Dieses wird gerne in Anspruch genommen.
- Haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, unterm Jahr Informationen über die Entwicklung des produzierten Stroms zu erhalten?
Wir haben ständig die aktuellen Daten im Netz, so dass jedes Mitglied mit seiner Zugangskennung Einsicht nehmen kann. Schön wäre es, wenn wir im Besprechungsraum einen Monitor hätten, wo wir uns gemeinsam den aktuellen Stand ansehen könnten. Wir sind derzeit in der Planung, das umzusetzen.
- Welche Rolle hat die EZG Hümmling bei der Belegschaftsgenossenschaft eingenommen?
Die EZG Hümmling ist förderndes Mitglied. Alleine vor dem Hintergrund, dass für die Übernahme der PV-Anlage ein größerer Betrag benötigt wurde. Wir halten dadurch 60 Prozent der Mitgliederanteile, die wir verwalten. Dennoch haben wir wie jedes andere Mitglied nur eine Stimme – entsprechend unserem bewährten Genossenschaftsrecht. Wenn ein Mitarbeiter nach drei Jahren Mitglied werden möchte, stellen wir die entsprechenden Anteile durch Übertragung zur Verfügung. Wenn ein Mitglied ausscheidet, bekommt er sein eingezahltes Geld in voller Höhe zurück, die Anteile übernimmt die EZG.
- Wie hat sich die Belegschaftsgenossenschaft nach der Gründung weiterentwickelt?
Sehr gut. Wir sind seinerzeit davon ausgegangen, dass wir eine Dividende von 5 Prozent zahlen können. Das erste Jahr war ein Rumpfgeschäftsjahr: die Dividende betrug 4,25 Prozent. Im vergangenen Jahr war die Sonne nicht ganz so ergiebig: es reichte jedoch für 4,5 Prozent. In diesem Jahr stehen die Aussichten gut, die prognostizierte 5 Prozent-Hürde nehmen zu können.
Vielen Dank für das informative Gespräch.