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Erstes GENObarcamp in Weser-Ems: Teilnehmer waren begeistert

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 08/2016

Unter dem Motto „Nordisch by Nature“ fand am 19. und 20. Mai das erste GENObarcamp im Akademiehotel Rastede statt. Den 114 Teilnehmern – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Genossenschaftsbanken aus ganz Deutschland - wurden inspirierende Sessions mit Innovationen und tollen Ideen geboten. Ein Veranstaltungsbericht von Johanna Büermann, Volksbank Vechta eG.

Zuerst einmal eine Antwort auf die Frage: GENObarcamp - was ist das eigentlich? Bei einem GENObarcamp handelt es sich um eine Tagung mit Workshops, deren Ablauf und Inhalte zu Beginn offen sind. Die Themenfelder werden von den Teilnehmern selbst entwickelt und im Verlauf der Veranstaltung gestaltet. Barcamps bieten die Chance zum Austausch und zur Diskussion sowie zur Präsentation von Produktentwicklungen. Zweimal jährlich findet an diversen Standorten in Deutschland ein GENObarcamp statt.

Bereits am Vorabend des GENObarcamps reisten viele Besucher an und kommunizierten beim gemeinsamen Warm-Up im Cafe Extrablatt in Oldenburg ihre ersten Ideen. Zu Beginn der Veranstaltung um 10 Uhr bekam jeder Teilnehmer ein Paar gelbe Gummistiefel und die Seminarunterlagen überreicht. Doch warum gelbe Gummistiefel für ein Seminar in den Räumen der Genossenschaftsakademie? Die Akademie hat weder Löcher in der Decke, noch schien es, als würde es draußen anfangen zu regnen. Die Antwort auf die Frage der Gummistiefel beantwortete Dr. Gerhard Kroon in seiner Begrüßungsrede. Da auch die Genossenschaftsbanken nicht von der Digitalisierung verschont bleiben, müssen sie ebenfalls dem raschen Fortschritt des Trends schritthalten können und dies funktioniert in Norddeutschland lediglich mit dem richtigen Schuhwerk: den Gummistiefeln. Auch Kirsten König begrüßte alle Anwesenden recht herzlich, erklärte die Seminarunterlagen sowie den Ablauf der Tagung und wies auf die Videobox für die Weitergabe von Feedbacks hin.

Nach dem organisatorischen Part  begannen die Teilnehmer, ihre Themen auf blaue Themenkärtchen zu schreiben und an eine Pinnwand den vorgegebenen Zeiten zuzuordnen. Die so entstandene Übersicht zeigte alle 33 verschiedenen sogenannten Sessions, von denen meist drei oder vier parallel liefen. In den 30-minütigen Sessions wurden Themen von Teilnehmern vorgetragen bzw. diskutiert. Nach den Sessions, dazwischen oder während fanden Meinungsaustausche statt.

Als Teilnehmerin des für mich ersten GENObarcamps habe ich viele Eindrücke und Anregungen mitnehmen dürfen. Im Folgenden werde ich mich deshalb auf die Themen der Sessions, die ich selbst besuchte, beschränken.

Als erstes nahm ich an der Session „Mitgliedschaft mit Herz“ teil, die für mich sehr interessant war. Moderiert wurde sie von den Mitarbeitern Martin Eberle und Florian Bauer der Volksbank Weinheim eG. Kurz erklärt: Die Mitglieder der Genossenschaftsbank können entscheiden, ob sie sich ihre Dividende auszahlen lassen oder spenden möchten. Vereine, die an einer Spende aus dem sogenannte „Herzbudget“ interessiert sind, können sich ähnlich wie auf einer Crowdfunding-Plattform präsentieren und für ihren Verein werben. Je nach Fananzahl erhält der Verein einen Anteil des Budgets gezahlt. Um überhaupt einen Anteil der Spenden zu bekommen, ist eine Anzahl von mindestens 20 Fans notwendig. Mit dieser Produktidee können so einige Projekte von Vereinen aus der Region vollständig finanziert werden. Die Teilnehmer dieser Session zeigten sich begeistert von der Idee und diskutierten viele Punkte. Es stellte sich für einige Banken heraus, dass es sich als schwierig erweist, wenn bereits Crowdfunding genutzt wird, auf die Art „Mitgliedschaft mit Herz“ umzustellen. Weiterhin wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Mitglieder mit Herz erst im Nachhinein erfahren, welcher Verein von ihrer Spende tatsächlich gefördert wird.

Eine weitere Session, die ich an diesem Tag besucht habe, war: „Mobile First!“ von Jens Drexler, Mitarbeiter der Volksbank Stade-Cuxhaven eG. In dieser wurden weitere Möglichkeiten der gezielten Kunden- und Nichtkundenansprache zum Thema Baufinanzierung im alltäglichen Leben erläutert. Die gezielte Werbung nach Besuchen im Einzelhandel über den Einsatz von kleinen Bluetooth-Sendern namens Beacons wurde erklärt. Im Anschluss referierte

Peter Corticelli von der Fiducia & GAD IT AG. Er stellte unter dem Titel „webCenter der Zukunft“ die geplanten, zukünftig neuen Möglichkeiten des Vertriebs über das Internet vor.

Klaus Rostek, Mitarbeiter der Raiffeisenbank Hersbruck eG, war der nächste Referent einer meiner ausgewählten Sessions. Unter dem Titel „Neue (digitale) Vertriebsansätze“ führte er die Funktionen der Beratungs-Webapp „Baufinanzierungskonfigurator“ kurz „Baufiko“ vor und zeigte die Vorteile dieser umfangreichen digitalen Beratung auf.

Nach der fünften Session „Amazon vs. Voba“ von Tanja Ringhof, Volksbank Breisgau Nord eG, war um 15:20 Uhr erst einmal Sessionsschluss. Hier wurde die Technik besprochen, die für die Nutzung der Amazon-Strategie notwendig ist. Tanja Ringhoff gab Tipps und Tricks, wie Banken bereits jetzt die Amazon-Strategie „Andere Nutzer kauften auch“ spielen können.

Anschließend ging es weiter mit Präsentationen neuer Start up-Unternehmen, die sich in genau acht Minuten vorstellen durften. Die GENObarcamp-Teilnehmer bekamen Einblicke in das Wesen des Unternehmens, die Idee, die verfolgt wird, und die mögliche Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken. Vorgestellt haben sich:

  • „Nachbarschaft.net“, das erste lokale Netzwerk für Bewohner eines Dorfes oder Stadtgebiet. In diesem Netzwerk wird es den Anwohnern leichter gemacht, seine Nachbarn kennenzulernen, gemeinsame Hobbys zu entdecken und sich mit dem einen oder anderen Nachbarn zum gemeinsamen Kaffee zu verabreden
  • „Abo Alarm“, ein Unternehmen, welches sich um die Abwicklung von Verträgen jeglicher Art kümmert, diese verwaltet und fristgerecht kündigt
  • „Friendsurance“, eine Versicherungsplattform, die den Kunden, bei gleicher Beitragszahlung und Schadensfreiheit innerhalb einer Schadensgruppen, mit jährlichen Beitragsrückzahlungen belohnt
  • „Barzahlen.de“ bietet Menschen die Möglichkeit, Einzahlungen bis   999,99 Euro und Auszahlungen bis  300,00 Euro in Einzelhandelsgeschäften tätigen zu können
  • „VisualVest“, ein Beratungsportal und gleichzeitig Tochter von Union Investment, welches aufgrund der wachsenden Online-Affinität automatisierte Anlageberatungen von Drittfonds anbietet. So können selbst ganze Portfolien im Internet zusammengestellt werden
  • „Status Quo“, ein Portal auf dem Bürgerprojekte von Bankkunden, die von der Bank finanziert wurden, vorgestellt werden. Ähnlich wie beim Crowdfunding können diese Projekte von Interessierten finanziell unterstützt werden und somit die Vorfinanzierung der Bank ablösen

Beendet wurde der erste Tag des GENObarcamps mit einer kurzen Zusammenfassung von  Kirsten König. Am Abend bestand dann noch die Möglichkeit, an einem Afterwork-Abend im Patio in Oldenburg ab 19:30 Uhr teilzunehmen, um weitere Ideen, Innovationen und Plattformen zu diskutieren.

Der zweite Tag des GENObarcamps startete mit vier weiteren Sessionrunden, von denen ich wieder jeweils eine besuchte. Zuerst wurde unter dem Titel „Online-VertriebImmobilien“ die Verbesserung der Aufmerksamkeit für die Volksbanken Immobilienseite präsentiert. Florian Neumann, Mitarbeiter der Dortmunder Volksbank eG, gab  Tipps und präsentierte Einstellungen, wie die eigene Immobilienseite bei der Google-Suche an Priorität gewinnt. Somit wird die Verlinkung auf die Bankhomepage weiter oben in den Suchergebnissen angezeigt. Außerdem stellte er andere Möglichkeiten für die Werbeanbindung im Internet vor.

In der zweiten Session referierte Carsten Westdörp, Mitarbeiter der VR Bank Oldenburg Land West eG zum Thema „Audio + Video Podcasting“. Hier wurden die Grundlagen des Podcasting und Youtube vorgestellt und die Nutzung des Youtube-Kanals einiger Genossenschaftsbanken analysiert.

Bei den letzten beiden von mir besuchten Sessions handelte es sich jeweils um eine Diskussionsrunde. Anne Moltz, Mitarbeiterin der easyCredit, begann beim Thema „Let‘s Facebook“ ihre Fragen zu den Punkten Visualität von Videos und Kampagnen im Verbund sowie „Kauf du Sau“ – verkaufen auf Facebook zu stellen. Das Resümee dieser Session war, dass Genossenschaftsbanken noch Potenzial in Bezug auf die Schnelligkeit  in der heutigen Onlinewelt haben.

Als letzter Referent des GENObarcamps beleuchtete Pascal Buntrock von der Volksbank Ganderkesee-Hude eG das Thema Digitalisierung. Unter dem Titel „12. GBC im Norden `Nordish by nature´“ wurden die Ängste und Bedenken der Digitalisierung und dessen rascher Fortschritt erläutert und erklärt.

Zum Schluss des zweitägigen GENObarcamps wurde der Veranstaltungsort für das Frühjahr 2017 gewählt. Hierbei hat die Volksbank Hessenland eG die Teilnehmer mit ihrer Präsentation vom Ausführungsort, einem Tagungshotel im Hessenland, überzeugt.