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Klimawandel hat für Investoren Konsequenzen

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 08/2016

Die dritte Nachhaltigkeitskonferenz von Union Investment stand ganz im Zeichen des Klimawandels. Alexander Schindler, Vorstand von Union Investment, konnte im Offenbacher Büsing Palais viele Besucher aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe begrüßen. Mit prominenten Referenten wie Wolfgang Clement, Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit a.D., diskutierten die Konferenzteilnehmer über die künftigen Folgen des Klimawandels für Unternehmen und Investoren.

Beim Weltklimagipfel in Paris hatte sich die internationale Staatengemeinschaft Ende letzten Jahres zu dem sehr ambitionierten Klimaziel durchgerungen, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Ein Ziel mit erheblichen gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen, denn die Beschlüsse werden sich signifikant auf die Zukunftsfähigkeit von Geschäftsmodellen auswirken. Zum Schutz vor Verlusten müssen Investoren nicht nur Energieversorger, sondern auch die Geschäftsmodelle indirekt betroffener Unternehmen auf den Prüfstand stellen. Schließlich wird die Klimafreundlichkeit jeder einzelnen Investition in Zukunft eine Rolle spielen.

Wolfgang Clement hob in seinem Vortrag die Bedeutung der Energiepolitik für die gesamte Volkswirtschaft hervor, denn „Energiepolitik ist Wirtschaftspolitik“. Daher gelte es, beim Umwelt- und Klimaschutz die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie stets im Blick zu behalten und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig kritisierte Clement, dass die Vereinbarungen des Pariser Klimagipfels zwar gut gemeint, aber nicht gut gemacht seien. Schließlich seien diese nicht bindend, sondern beruhten ausschließlich auf Selbstverpflichtungen der Staaten. Darüber hinaus reiche eine Fokussierung auf nationale Ziele nicht aus. Vielmehr sei eine globale Perspektive erforderlich. Mit Blick auf Deutschland kritisierte Clement die derzeitige Energiepolitik als Staatswirtschaft und warnte vor nationalen Alleingängen: „Ich werbe für eine europäische Energieunion, in welche die deutsche Energiewende eingebettet werden muss.“

Neben Clement verdeutlichte Professor Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Mitglied der deutschen Delegation beim Weltklimagipfel in Paris, die Notwendigkeit einer globalen Energiewende. Die Konsequenzen des Klimawandels für die Energieversorgungsunternehmen schilderte Frank Plümacher, Senior Vice President bei Eon. Dabei ging er auch auf die geplante Aufspaltung des Unternehmens in zwei Einheiten, Uniper und Eon, ein. Ulrich Dönges, Leiter der Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, betonte die Ausrichtung des genossenschaftlichen Geschäftsmodells auf Nachhaltigkeit. Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien habe bei den eigenen Anlagen nur überschaubare Eingriffe in das Anlageuniversum mit sich gebracht und sich nicht negativ auf die Performance ausgewirkt. Ein Paradigmenwechsel ist für Investoren aus Sicht von Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Engagement bei Union Investment, unausweichlich. Umsatz und Gewinn von Unternehmen würden durch die Klimapolitik massiv beeinflusst. Die daraus erwachsenden Risiken müssten bei der Unternehmensbewertung sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anleiheseite berücksichtig werden.

Zwei Studien verdeutlichen die Wirkung der energiepolitischen Beschlüsse

Zwei von Union Investment beauftragte Studien befassen sich mit der Klimathematik. In der aktuellen Nachhaltigkeitsstudie in Zusammenarbeit mit Professor Henry Schäfer von der Universität Stuttgart geht die Mehrheit der deutschen Großanleger davon aus, dass sich die angestrebte Reduktion von Treibhausgasen auf die Entwicklung der Kapitalmärkte auswirken wird, insbesondere auf Energieversorger sowie auf die Gas- und Ölindustrie. Mehr als ein Fünftel der Großanleger berücksichtigen Klimaschutzaspekte in den Anlagerichtlinien. Im Vordergrund stehen dabei der Ausschluss bestimmter Branchen sowie verstärkte Investments in erneuerbare Energien. In der aktuellen Befragung bekannten sich 60 Prozent der Investoren zur nachhaltigen Kapitalanlage. Dies entspricht einem Plus von zwei Prozentpunkten. 43 Prozent der nachhaltig agierenden Investoren sind mit ihrer Kapitalanlage zufrieden bzw. außerordentlich zufrieden. Mehr als drei Viertel von ihnen können sich einen Ausstieg aus der Nachhaltigkeit nicht mehr vorstellen.

In der zweiten Studie beschäftigten sich Professor Dr. Alexander Bassen und Professor Dr. Timo Busch von der Universität Hamburg mit dem Zusammenhang von CO2-Intensität und Kapitalmarktperformance von Unternehmen. Ihre Analyse von Aktienportfolios mit unterschiedlicher CO2-Intensität zeigt die Vorteile einer Anlagestrategie, die auf Aktien von Unternehmen mit niedriger CO2-Intensität setzt. Hierdurch kann im Durchschnitt eine Überrendite von rund 0,8 Prozent erzielt werden. Die CO2-Experten kommen außerdem zu der Erkenntnis, dass in Zukunft die Bedeutung von CO2-Emissionen für Investitionsentscheidungen deutlich steigen wird. Die Ergebnisse präsentierte Prof. Bassen auf der Nachhaltigkeitskonferenz.