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ARD-Börsenexperte Gürne als Gastredner bei der Volksbank Cloppenburg eG

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 08/2017

Viele Folien benötigte Markus Gürne nicht, um der Vertreterversammlung der Volksbank Cloppenburg eG zu verdeutlichen, wie eng Regionalpolitik, Vormachtstreben, Wirtschaft, Handel, Religion und Gesellschaft zusammenhängen, woraus Krisen entstehen, wie sie sich befeuern und – leider nicht selten – zu Konflikten werden. Eine Weltkarte und eine Europakarte reichen ihm dafür.

 © Volksbank Cloppenburg eG
Markus Gürne (2. v. l.) auf der Vertreterversammlung der Volksbank Cloppenburg eG mit Vorstandsmitglied Jürgen Fuhler, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Ludger Niehaus und Vorstandsmitglied Norbert Hauptvogel

Mit der Weltkarte geht es los. Markiert sind neben Deutschland noch Russland, die USA und die Ukraine. Moment, möchte man meinen, Ukraine, war da was? Doch, ja, da war was. Und da ist immer noch was. Vor allem aber ist der Russland-Ukraine-Konflikt für Gürne ein gutes Beispiel um zu zeigen, dass gegenwärtige Konflikte ihre Ursachen zumeist in der – mal näheren, mal weiteren – Vergangenheit haben, dass psychologische wie auch wirtschaftliche Faktoren eine Rolle spielen und dass dadurch Verbindungen und Konfliktlinien entstehen, die eine Lösung zumindest nicht leichter machen.

Beim Russland-Ukraine-Konflikt beispielsweise kommen durch den kaum verdeckten Weltmachtanspruch Russlands ganz schnell die NATO und die USA ins Spiel, was beispielsweise ein gemeinschaftliches Vorgehen der Vereinigten Staaten und Russlands bei Konflikten wie etwa auf der arabischen Halbinsel nicht eben leichter macht. Die wiederum ist – nicht zuletzt historisch bedingt – ohnehin ein einziger Krisenherd, die Konflikte dort treiben ungezählte Menschen in die Flucht. Und schon sind wir in Europa. Griechenland, Türkei, Italien, Großbritannien sind auf der Europakarte markiert, auch hier hängt vieles mit allem zusammen. Und dass – zurück zur Weltkarte – Indien seinen Platz in der Welt sucht und China wirtschaftlich wie militärisch eine neue Rolle beansprucht macht es für die Handelnden in Politik und Wirtschaft nicht leichter.

Gürne weiß wovon er spricht, das wird beim Blick auf seinen Lebenslauf deutlich. Nach seinem Start in Baden-Württemberg zog es den studierten Rechts- und Politikwissenschaftler in die weite Welt. 2002 absolvierte er eine Ausbildung zum Krisen- und Kriegsreporter in London und wechselte anschließend ins ARD-Studio Kairo, das für Ägypten, Jordanien, Sudan, Libyen, Syrien, Irak, Saudi-Arabien, Jemen, Oman und die Golfstaaten zuständig ist. 2003 wurde Markus Gürne ARD-Sonderkorrespondent für den Irak mit Sitz in Bagdad. Nach einem Zwischenspiel als Redaktionsleiter ARD-aktuell beim Hessischen Rundfunk (2005-2008) wechselte er als ARD-Auslandskorrespondent nach Neu Delhi und war in dieser Funktion zuständig für Indien, Pakistan, Afghanistan, Bangladesh, Sri Lanka, Nepal, Bhutan und die Malediven. So versteht es sich von selbst, dass sich sein vollkommen frei gehaltener Vortrag nicht auf Studien, Notizen und Powerpoint-Folien stützt, sondern auf langjährige Erfahrung und selbst Erlebtes. Und sicher trägt auch sein Rhetorik-Studium in Tübingen dazu bei, dass Gürne sein Publikum nicht nur informiert, sondern auch auf höchstem Niveau unterhält.

Seit 2012 ist Gürne Ressortleiter der ARD-Börsenredaktion. Seitdem berichtet er über die Finanzmärkte und das Geschehen an der Frankfurter Börse. Im Januar 2013 übernahm er zusätzlich beim ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus" die Moderation der hr-Ausgaben. Und auch in seinem Vortrag – wir sind ja immerhin bei einer Bank – landet Gürne am Ende bei der Börse. Seine Aufgabe in der ARD-Börsenredaktion sieht er darin, das Weltgeschehen so einzuordnen und zu erläutern, dass die Auswirkungen auf die Finanzmärkte erkennbar und verständlich werden. Dass er dabei auch mal dem einen oder anderen auf die Füße tritt, nimmt er in Kauf. „Mensch Gürne“, soll ihn ein US-Diplomat mal angepflaumt haben, „Sie haben ja Recht mit allem, aber müssen Sie es im Fernsehen sagen?“

Volksbank Cloppenburg auf Wachstumskurs
Wichtigstes Thema bei einer Vertreterversammlung bleibt aber die Entwicklung der Genossenschaftsbank. Die 120 Vertreterinnen und Vertreter der Mitglieder nahmen wohlwollend zur Kenntnis, dass von einer Krise zumindest im Oldenburger Münsterland nichts zu sehen ist. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ludger Niehaus sowie die beiden Vorstandsmitglieder Jürgen Fuhler und Norbert Hauptvogel konnten zum dritten Mal in Folge sowohl bei den Kunden- und Mitgliederzahlen als auch bei der Bilanzsumme, den Kundeneinlagen und dem Kreditgeschäft ein zum Teil deutliches Wachstum präsentieren. „2016 war ein gutes Jahr für die Volksbank Cloppenburg“, bilanzierte Fuhler einleitend, und Hauptvogel beschrieb die Cloppenburger Genossenschaftsbank im 121. Jahr ihres Bestehens als „bodenständig und erfolgreich auf Wachstumskurs“.

Besonders deutlich wurde das Wachstum beim Anstieg der Bilanzsumme, die um 6,5 Prozent zulegte und mit 420 Mio. Euro erstmals die 400-Millionen-Schwelle überstieg. Maßgeblich verantwortlich für diesen Anstieg war das Plus bei den Einlagen. Trotz der nach wie vor niedrigen Zinsen verzeichnete die Bank 2016 hier einen Anstieg auf 293 Mio. Euro (plus 8,8 Prozent). Dabei, so erläuterte Hauptvogel, habe sich der schon in den Vorjahren erkennbare Trend weiter fortgesetzt: „Die Anleger vermeiden langfristige Geldanlagen und bevorzugen liquide und sichere Anlageformen.“

Auf der anderen Seite der Bilanz hatte die Volksbank Cloppenburg am 31. Dezember 2016 über 310 Mio. Euro an vergebenen Krediten stehen, knapp drei Prozent mehr als Ende 2015. Wachstumstreiber waren das Firmenkundengeschäft mit einem Schwerpunkt im Baubereich, doch auch vom Privatkundengeschäft gingen deutliche Wachstumsimpulse aus. Gemeinsam war allen Krediten ein, so Hauptvogel, „deutlicher Trend hin zu langfristigen Darlehen mit Zinsfestschreibung“, ausgelöst durch die nach wie vor niedrigen Kreditzinsen, die sich die Kunden für einen möglichst langen Zeitraum sichern wollen.

Unterm Strich erzielte die Volksbank Cloppenburg eG auch 2016 trotz der schwierigen Ertragslage und steigender Ausgaben im Verwaltungsbereich einen Gewinn auf Vorjahresniveau, der zu über 80 Prozent in die Rücklagen floss. Die Mitglieder erhalten auf ihre Anteile wie im vergangenen Jahr eine Dividende von 6,4 Prozent. Die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat war angesichts dieser Zahlen ebenso reine Formsache wie die Feststellung des Jahresabschlusses, die Zustimmung zur Verwendung des Jahresüberschusses und die Wiederwahl von Werner Timmen in den Aufsichtsrat.