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Nachhaltige Kapitalanlage gewinnt weiter an Bedeutung

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 09/2017

Die Menschheit verbraucht mehr Ressourcen als unser Planet zur Verfügung stellen kann. Klimawandel, Umweltzerstörung, Völkerwanderung und Ressourcenkonkurrenz sind nur einige der Herausforderungen, die auf der Nachhaltigkeitskonferenz von Union Investment zur Sprache kamen.

Spätestens seit dem angekündigten Austritt der USA aus dem Klimaschutzabkommen ist das Thema Nachhaltigkeit bei vielen Menschen wieder stärker präsent. Alle anderen Unterzeichner haben jedoch sehr deutlich klar gemacht, daran weiter festhalten zu wollen. Die Einstellung institutioneller Anleger in Deutschland gegenüber nachhaltigen Investments spiegelt dieses Bekenntnis zu den vereinbarten Klimaschutzzielen wider: Sie entwickelt sich auch in diesem Jahr weiter positiv. Der von Union Investment in Zusammenarbeit mit Professor Henry Schäfer von der Universität Stuttgart erstellte Stimmungsindex zur nachhaltigen Kapitalanlage stieg im Vorjahresvergleich um 1,9 auf 19,4 Punkte. Der Anteil der Großanleger, die nachhaltige Strategien in der Kapitalanlage nutzen, erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um vier Prozentpunkte auf 64 Prozent. Doch es bedarf weiter einer intensiven Auseinandersetzung, um der Komplexität des Themas gerecht zu werden. Eine Plattform hierzu bietet alljährlich die Nachhaltigkeitskonferenz von Union Investment.

Alexander Schindler, Vorstand von Union Investment, konnte im Offenbacher Büsing Palais auch in diesem Jahr viele Besucher aus der genossenschaftlichen FinanzGruppe und prominente Referenten begrüßen.

„Nachhaltige Investments sind längst kein Feigenblatt mehr, sondern gehören für viele Großanleger zum Alltag“, betonte Schindler zur Eröffnung der Konferenz. „Wir als Anbieter müssen künftig Investorenbedürfnisse noch passgenauer abbilden und für mehr Transparenz sorgen“, betonte er. Einen Ausstieg aus der nachhaltigen Kapitalanlage könnten sich immerhin mehr als zwei Drittel der Großanleger nicht mehr vorstellen. Daher gelte es, möglichst passgenaue Angebote und Produkte zu entwickeln.

„Der Klimawandel verändert den Handlungsrahmen für Politik und Wirtschaft in einschneidender Art und Weise“, konstatierte Professor Dr. Horst Köhler, Bundespräsident a. D. und Keynote-Speaker der Nachhaltigkeitskonferenz. Er erwartet große und entscheidende Transformationen der Ökonomie und der Gesellschaft. Der Finanzsektor müsse sich als „Ausrüster dieses globalen Wandels“ verstehen und könne so die Verbesserung des Wohlstands rund um den Globus aktiv mitgestalten. Köhlers Hoffnung: „Die sparstarken, alternden Gesellschaften des Nordens sollten Brücken bauen zu den jungen, wachsenden Gesellschaften des Südens.“ Für Investoren und Finanzdienstleister sei es eine große Chance, Teil dieser Hoffnungsgeschichte zu werden und dem globalen Wohlstand zu dienen.

Nachhaltigkeit, so wie sie Alexander Graf Lambsdorff, Vize-Präsident des Europäischen Parlaments, versteht, beinhaltet weit mehr als Klimaschutzpolitik. Denn er sieht den Begriff der Nachhaltigkeit verknüpft mit soliden Staatsfinanzen. Nur in diesem Rahmen könne Politik auch gestalten und dafür sorgen, dass soziale Gerechtigkeit, Wohlstand und Bildung, aber auch eine saubere Umwelt, für alle Menschen zugänglich sind: „Die Länder, die an der Spitze der Nachhaltigkeitsagenda stehen, sind die demokratischsten, rechtsstaatlichsten und auch die wohlhabendsten Staaten“, so der Politiker.

Der Klima- und Finanzexperte der Umweltschutzorganisation WWF, Matthias Kopp, beschäftigte sich in seinem Vortrag mit den Tragfähigkeitsgrenzen unseres Planeten. Er wies eindrücklich auf die Umweltverschmutzung und den Ressourcenverbrauch hin: „Wir ruinieren uns die eigenen Lebensgrundlagen. Auf dem Weg dahin nehmen wir eine Menge Arten mit.“ Er redete den Investoren ins Gewissen, bei der Geldanlage Umwelt- und Sozialkriterien sowie Unternehmensführung zu berücksichtigen. Er forderte, dass die Gesellschaft die Zukunft aktiv gestalten müsse, anstatt Probleme nur reaktiv anzugehen.

Rund 30 Milliarden Euro Vermögen verwaltet Union Investment mittlerweile nachhaltig. Und das starke Wachstum in diesem Bereich wird auch zukünftig anhalten, prognostizierte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Engagement bei Union Investment. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, entwickelt sich Union Investment stetig weiter. So wurde beispielsweise im letzten Jahr das ESG Committee gegründet, das die zentrale Institution im Portfoliomanagement für die Integration von ESG-Kriterien im Investmentprozess bildet. Auch Stephan Hirschbrich, Leiter Rates bei Union Investment, äußerte sich in seinem Vortrag davon überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit auch im Privatkundenbereich weiter an Bedeutung gewinnen wird. Auf die Folgen des Klimawandels und ihre Finanzierung wies Sean Kidney, CEO und Co-founder der Climate Bonds Initiative hin. Bernhard Mattes, Präsident der American Chamber of Commerce in Germany und ehemaliger Ford-Chef in Deutschland, betonte die Bedeutung von Elektromobilität für den Klimaschutz und die Reduzierung der Treibhausgase.