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Marktausblick 2018: Wachstum bietet Chancen

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 01/2018

Investoren steht ein aussichtsreiches Börsenjahr 2018 bevor. Jens Wilhelm, bei Union Investment unter anderem für Portfoliomanagement und Immobilien zuständiger Vorstand, sieht die Kapitalmärkte im zehnten Jahr nach dem Lehman-Kollaps auf dem besten Weg, die Nachwirkungen der Finanzkrise hinter sich zu lassen.

Wichtigster Stützpfeiler für die Kapitalmärkte bleibt demnach das Wirtschaftswachstum. „Zum ersten Mal seit Langem haben wir überall auf der Welt gleichzeitig Aufschwung. Der globale Konjunkturmotor läuft auf allen Zylindern“, meint Wilhelm. Für die Weltwirtschaft rechnet er 2018 mit einem Zuwachs von 3,5 bis 4,0 Prozent. Besonders in der Eurozone hat sich die Lage deutlich verbessert. Hier lassen die Prognosen von Union Investment ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 2,0 Prozent erwarten. In Deutschland dürfte das Wachstum mit 1,9 Prozent ebenfalls stark ausfallen.

In den USA sieht Wilhelm den Konjunkturzyklus deutlich weiter fortgeschritten, geht aber nicht von einem baldigen Abschwung aus. Grund dafür sind die anspringenden Investitionen der Unternehmen. „Damit bekommt die amerikanische Konjunktur neben dem Konsum ein zweites Standbein“, erläutert er. Im Ergebnis dürfte das US-Wachstum mit 2,4 Prozent im nächsten Jahr sogar stärker ausfallen als 2017.

Trotz der guten Wirtschaftslage rechnet Wilhelm nicht mit stark anziehenden Teuerungsraten. „Strukturelle Faktoren dämpfen den zyklischen Inflationsdruck“, erklärt er und verweist auf Aspekte wie Demografie und digitalen Wandel. Für die Eurozone wie die USA prognostiziert der Kapitalmarktstratege einen Anstieg der Verbraucherpreise um 1,5 Prozent. In Deutschland dürfte der Wert auf 1,7 Prozent klettern.

Geldpolitische Wende  der kleinen Schritte

Vor diesem Hintergrund geht Wilhelm von einer Fortsetzung der umsichtigen globalen Geldpolitik aus. „Die Notenbanken haben ausreichend Spielraum für einen Richtungswechsel der kleinen Schritte“, betont er. Für die Europäische Zentralbank bedeutet das: „Weniger Anleihekäufe 2018, aber keine Zinserhöhung vor 2019.“

Anlagefavoriten europäische Aktien und Rohstoffe

Vor allem chancenorientierte Anlageklassen sind auch 2018 nach Einschätzung Wilhelms attraktiv. Insbesondere Aktien zählt er zu den Favoriten. Die bisherigen Kursanstiege waren vor allem in Bewertungsausweitungen begründet. Dieser Treiber fällt nun weg, wird aber durch steigende Gewinne kompensiert: „Vielen Unternehmen wird es 2018 noch besser gehen als 2017. Wir rechnen mit einem Gewinnanstieg von 6 bis 8 Prozent.“ Insbesondere bei zyklischen Märkten, Branchen und Unternehmen sieht Wilhelm Chancen. Unter regionalen Gesichtspunkten präferiert er Aktien aus der Eurozone, Japan und den Schwellenländern. 

Aktivität als Schlüssel zum Erfolg

Risiken erkennt Wilhelm vor allem im (geo-)politischen Umfeld. „Die innere Stabilität der Kapitalmärkte wird begleitet von äußeren Risiken wie den geopolitischen Unsicherheiten in Nordkorea oder im Nahen Osten. Damit müssen wir als Investor leben und bei Bedarf schnell handeln“, warnt er vor Passivität der Anleger. Den Schlüssel zum Anlageerfolg im Jahr 2018 erkennt der Vorstand daher in einem hohen Grad von Aktivität. Das gilt nicht nur für die Bedeutung der Wertpapierauswahl, sondern auch für die Entscheidung zu einem Investment an sich. Angesichts der 2017 erreichten Höchststände bei vielen Aktienindizes sind viele Anleger skeptisch. „Wir befinden uns in einem der am wenigsten geliebten Bullenmärkte der jüngeren Geschichte“, fasst Wilhelm die weitverbreitete Haltung zusammen.