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Festakt in Mainz würdigt Reformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 04/2018

Vor 200 Jahren wurde der bedeutende Reformer und Gründervater des Genossenschaftswesens, Friedrich Wilhelm Raiffeisen, geboren. Am 11. März hat die Deutsche Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft dieses Jubiläum mit einem Gottesdienst und einem Festakt im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz gefeiert.

 © Pedro Becerra / STAGEVIEW.de "Wir schaffen Bildbotschaften"
Rund 600 Gäste aus Genossenschaftswelt, Wirtschaft und Politik eröffneten am 11. März mit einem Festakt im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz das Raiffeisen-Jahr 2018 anlässlich des 200. Geburtstages von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dem großen Reformer und Gründervater der Genossenschaften.

Beim Gottesdienst in der Mainzer Christuskirche mit Präses Manfred Rekowski würdigte dieser Raiffeisen als einen engagierten Christen, der mit seinem Genossenschaftsmodell eine Alternative zum Einsatz von Geldmitteln aufgezeigt habe. „Das Gemeinwohl, nicht der Eigennutz, ist für ihn das Ziel wirtschaftlichen Handelns", sagte Rekowski. „Für Raiffeisen war klar: Menschen, die hungern, muss geholfen werden. Am wirksamsten durch Hilfe zur Selbsthilfe." So habe Raiffeisen die Ideen für die Gründung von Hilfevereinen und Kreditkassen, den Gedanken der Solidarität aller Genossenschaftsmitglieder und die Ablehnung von Dividenden für die Geldgeber entwickelt. „Genossenschaft heißt: Mein Geld arbeitet für andere."

Rund 600 Gäste aus der Genossenschaftswelt, aus Wirtschaft und Politik kamen zum anschließenden Festakt ins Kurfürstliche Schloss, darunter auch die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer. Sie erklärte: „In Zeiten von Globalisierung und Individualisierung ist die Genossenschaftsidee überzeugender und moderner denn je. Sie ist ein Zukunftsmodell, um Probleme und Aufgaben in unserer Gesellschaft solidarisch und gerecht zu bewältigen." Es sei wichtig, gerade junge Menschen dafür zu gewinnen, die Genossenschaftsidee mit neuen Ideen und Kreativität weiterzuentwickeln. Die Ministerpräsidentin dankte allen, die sich für das historische Erbe von Friedrich Wilhelm Raiffeisen engagieren, insbesondere auch der Raiffeisen-Gesellschaft für die vielfältigen Aktivitäten im Jubiläumsjahr.

Der Vorsitzende der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft, Werner Böhnke, würdigte Raiffeisens Wirken in seiner Festrede. „Raiffeisen hatte immer den Menschen im Blick. Er packte zu und redete Klartext, wenn im Gerechtigkeitsgefüge der Menschen Dinge aus dem Gleichgewicht gerieten", sagte Böhnke. Dieses Erbe werde von den heutigen Genossenschaften fortgeführt. „Die rund 22 Millionen Mitglieder wissen: Genossenschaften stehen für Regionalität und Nähe, sie stehen für Transparenz, Fairness und Zukunftsfähigkeit. Genossenschaften und die sie tragenden Mitglieder übernehmen Verantwortung und zeigen, welche Kraft und Kreativität beherzte Eigeninitiative entfalten kann."

Auf dem Festakt wurde auch die Raiffeisen-Tour 2018 von Journalist und Buchautor Manuel Andrack vorgestellt. Der leidenschaftliche Wanderer besucht und entdeckt zwischen März und Juni Genossenschaften in ganz Deutschland.

Außerdem präsentierte Josef Zolk, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft, das Buch „Der Vordenker aus dem Westerwald – Ministerinnen und Minister über Politik, Genossenschaften und Friedrich Wilhelm Raiffeisen" der Öffentlichkeit. Darin würdigen alle Sozialministerinnen und -minister der Länder und die Geschäftsführende Bundesarbeitsministerin Katarina Barley den Reformer. In teilweise persönlichen Beiträgen erläutern sie, welche Bedeutung Raiffeisens Erbe für Gegenwart und Zukunft hat.

Diskussionsrunden mit Vertretern von Schülergenossenschaften und mit genossenschaftlichen Gründern zeigten den nachhaltigen Einfluss von Raiffeisens Ideen und Handeln bis heute.

Das Raiffeisen-Jahr 2018 unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist das Jubiläum für Friedrich Wilhelm Raiffeisen unter dem Motto „Mensch Raiffeisen. Starke Idee!". Die Genossenschaftsidee wurde 2016 von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Mehr als 22 Millionen Menschen in Deutschland sind Mitglied einer Genossenschaft, weltweit sind es mehr als eine Milliarde.

Bundesregierung stärkt Genossenschaften

„Die Bundesregierung will die Genossenschaften als nachhaltige und krisenfeste Unternehmensform in den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen stärken. Ich begrüße diese Ankündigung im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD ausdrücklich“, so Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), bei dem Festakt. „Die Genossenschaften sind eine wichtige wirtschaftliche Säule des ländlichen Raumes. Um das bleiben zu können, muss deutlich mehr in Standortqualität, Infrastrukturen und Fachkräfteversorgung des ländlichen Raumes investiert werden.

Voraussetzung für ein starkes Genossenschaftswesen ist darüber hinaus die bessere Vereinbarkeit des deutschen Kartellrechts mit diesem Sektor. Die Bundesregierung will hierfür Leitlinien entwickeln. „Ich erwarte, dass die Regierungskoalition diesen Prozess zügig einleitet. Der DRV und seine Mitgliedsunternehmen begleiten die Entwicklung der Leitlinien gerne“, so der DRV-Präsident weiter.