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Gelungener Energie-Treffpunkt Weser-Ems mit erfolgreichem Bürgerwindpark-Projekt

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 05/2018

Am 1. März fand mit Unterstützung des GVWE-Arbeitskreises Energiegenossenschaften und -gesellschaften ein Energie-Treffpunkt Weser-Ems zum Thema Bürgerwindpark im Akademiehotel Rastede statt.

 © GVWE

Am Beispiel eines nach dem neuen Ausschreibungsverfahren realisierten Bürgerwindparks wurden die einzelnen Schritte von der Planung bis zur Realisierung vorgestellt und von den Referenten in einer offenen Gesprächsrunde erörtert. Die Teilnehmer konnten sich mit ihren Fragen aktiv einzubringen.

Referenten der DZ BANK, der R+V Versicherung, des Bürgerwindpark Oederquart, der Ostfriesischen Volksbank eG, der Volksbank Stade-Cuxhaven eG und der Kanzlei TA Recht – Klagen & Gesellschaftsrecht, erläuterten wie ein Windpark – auch im neuen Ausschreibungsdesgin – erfolgreich geplant und errichtet wird. Konkret ging es dabei um den Windpark Seeweg in Oederquart bei Stade. In der Nähe des 1.000-Einwohner-Orts an der Elbemündung werden bis zum Jahresende sieben neue Windräder errichtet. Die 149 Meter hohen Anlagen produzieren dann jährlich 65 Millionen Kilowattstunden (kWh) Ökostrom, was dem Jahresbedarf von rund 16.500 Haushalten entspricht. „Wir haben den Teilnehmern an einem konkreten Beispiel erläutert, wie auch mit den neuen Ausschreibungsverfahren ein Windenergieprojekt erfolgreich umgesetzt werden kann“, berichtete Alexandra Pohl, die als Gruppenleiterin bei der DZ BANK die strukturierte Finanzierung solcher Vorhaben organisiert.

Das seit Anfang 2017 geltende Ausschreibungssystem hat den deutschen On-Shore-Markt in der Tat erheblich verändert. Das Ausbauvolumen ist im Vergleich zum Zubau der vergangenen Jahre deutlich gesunken. Die Projekte selbst müssen innerhalb von zwei Jahren realisiert werden und an einem Ausschreibungsverfahren teilnehmen. „Trotz dieser neuen Vorgaben können Projekte erfolgreich umgesetzt werden, wie das Beispiel des Bürgerwindparks Oederquart zeigt“, betonte Pohl.

„Das komplette Know-how für solche Großprojekte haben wir in der genossenschaftlichen FinanzGruppe“, ergänzte Friis Konermann von der R+V Versicherung. Er leitet die Vertriebssteuerung Firmen Komposit VD Nord und zählte wie Pohl zu den Referenten in der Akademie. Für einen erfolgreichen Projektabschluss hat Konermann einen ganz wesentlichen Tipp: „Es müssen schon zu Beginn alle Beteiligten ins Boot geholt werden.“ In Oederquart waren dies die DZ BANK, die R+V Versicherung sowie die Volksbank Stade-Cuxhaven eG, die Ostfriesische Volksbank eG und der künftige Betreiber, die Bürgerwindpark Oederquart Windpark Seeweg. Welche vielfältigen Anforderungen angehende Windpark-Betreiber erfüllen müssen, schilderte Seeweg-Geschäftsführer Jürgen Goldenstein ausführlich den rund 30 Teilnehmern.

Die Finanzierung des 42-Millionen-Euro-Projekts organisierte die DZ BANK, für deren Spezialisten ein solches Vorhaben zum Tagesgeschäft zählt. Sie rechneten gemeinsam mit der Geschäftsführung verschiedene Szenarien durch. Dabei flossen in die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung auch die vielen Besonderheiten der Windbranche ein. Die Spanne reichte von möglichen Klagen gegen das Projekt über negative Strompreise bei einem Stromüberangebot bis hin zur Frage, ob die Windräder die Radaranlagen von Flughäfen stören. Neben den Versicherungs- und Finanzierungsfragen kümmerte sich Dr. Sophie Oldenburg von der Kanzlei TE Recht um nahezu alle rechtlichen Fragen. Von Beginn an stand fest, dass die beiden Volksbanken in die Finanzierung einsteigen, sobald sich die Rotorblätter drehen und Strom ins Netz fließt.

Die R+V Versicherung war mit ihrem „R+V Spezialkonzept Wind“ für die Absicherung der einzelnen Phasen verantwortlich. Wichtig war zunächst die Bieterbürgschaft, die das gesamte Vorhaben erst ermöglichte. Eine Geschäftsführer-Haftpflicht (D&O) und eine Rückbaubürgschaft sicherten die Planung ab. Die Baurisiken übernahm die R+V Versicherung mit Versicherungen für Transport und Montage sowie eine Haftflicht für Bauherren. Vor finanziellen Einbußen beim späteren Betrieb schützt R+V unter anderem mit diversen Technischen Versicherungen sowie einer Haftpflichtversicherung für den Betreiber. Alle Versicherungslösungen stimmten die R+V-Experten im Vorfeld individuell mit den Betreibern und den finanzierenden Instituten ab.

Jeden einzelnen ihrer Schritte beim Projekt Windpark Seeweg und wie sich die einzelnen Verbundpartner dabei mit einander verzahnt haben, erläuterten die Referenten detailliert. Bei der vierstündigen Veranstaltung hatten die Teilnehmer aber dennoch sehr viel Raum für konkrete Fragen an die Referenten. Dies bestärkt die Experten der DZ Bank und der R+V Versicherung, dass sie eine solche Veranstaltung möglichst schnell wieder anbieten wollen.

„Das Interesse der Teilnehmer war groß und deren Resonanz durchweg positiv“, so Referent Ralf-Peter Janik, Abteilung Marketing-Verbundkoordination-Gründungsberatung unseres Verbandes, der den Energie-Treffpunkt Weser-Ems erneut koordiniert hat.