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AGRAVIS nimmt mit „Hanse“ Kurs auf die Zukunft

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 06/2018

Die AGRAVIS bricht auf zu neuen Ufern und nimmt mit ihrem Strategieprogramm unter dem Namen „Hanse“ Kurs auf eine erfolgreiche Zukunft.

Andreas Rickmers, Vorsitzender des Vorstandes der AGRAVIS Raiffeisen, ließ bei der Hauptversammlung am 10. Mai in Bockenem vor rund 850 Aktionären und Gästen keinen Zweifel daran, dass die Hanse-Segel richtig gesetzt sind. „Mit Hanse setzen wir uns ambitionierte Wachstumsziele, die deutlich über die aktuellen Umsatz- und Renditeziele der Mittelfristplanung hinausgehen. Wir sind davon überzeugt, dass am Ende des Konsolidierungsprozesses nur eine Handvoll leistungsstarker Anbieter das Agrargeschäft in Deutschland bestimmen werden“, unterstrich Rickmers: „Hier wollen wir dabei sein“. Die Notwendigkeit der Kurserneuerung machte er auch an den Geschäftszahlen 2017 deutlich, die zuvor Finanzvorstand Johannes Schulte-Althoff erläutert hatte.

Bei einem Umsatz von 6,4 Milliarden Euro schloss die AGRAVIS das Geschäftsjahr 2017 mit einem Plus von rund 3,8 Prozent ab. Dazu trugen vor allem der Agrarhandel, das Mischfutter- und Technik-Geschäft sowie die Bereiche Märkte und Energie bei. Insgesamt konnte die AGRAVIS ihr operatives Ergebnis EBIT mit 74 Millionen Euro um 7,3 Prozent verbessern. Die Investitionen stiegen zudem auf 87 Millionen Euro – bei zunächst geplanten 63 Millionen Euro – an. „Wir haben in Leistungsstärke, Schlagkraft und Zukunftsprojekte – und damit vor allem in Kundennutzen investiert. Auch das ist ein Zeichen von Wachstum und Solidität“, wie Finanzvorstand Schulte-Althoff klarmachte.

Eine eindeutige Bewertung gab AGRAVIS-Chef Andreas Rickmers dann zum Ergebnis vor Steuern ab: „Ich bin mit unserem Ergebnis von 25,3 Millionen Euro vor Steuern nicht zufrieden. Denn auch wenn dieses Ergebnis vor allem durch Einmal-Belastungen zustande gekommen ist, haben wir nicht das erreicht, was wir uns für das Jahr 2017 vorgenommen hatten.“ Trotzdem betonte Rickmers: „Das Jahr 2017 war für die AGRAVIS ein Wachstumsjahr, in dem wir wichtige Weichen für unseren künftigen Erfolg gestellt haben.“ Dabei zielte er nicht nur auf EBIT-Wachstum, mehr Investitionen und zukunftsweisende Akquisitionen ab, sondern auch auf den eingeleiteten systematischen Strategieprozess Hanse. „Wir stehen auf einem festen Fundament, haben eine solide Bilanz, haben kontinuierlich in den Markt investiert – und wollen das in Kundennutzen, Kundennähe und Kundenerfolg ummünzen. Auch deshalb fällt meine Bewertung des Geschäftsjahres 2017 als Wachstumsjahr unterm Strich positiv aus“, machte der AGRAVIS-Vorstandschef vor den Aktionären und Gästen deutlich.

Für 2018 plant das Unternehmen, wie Rickmers und Schulte-Althoff betonten, bewusst konservativ. „Der Markt und die Rahmenbedingungen haben sich nicht wesentlich verändert.“ Deshalb sollen sich der Umsatz bei 6,5 Milliarden Euro, die Bilanzsumme bei rund 1,9 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Steuern bei rund 42 Millionen Euro und die Eigenkapitalquote bei rund 30 Prozent einpendeln. Aufbauend auf diesen Zahlen stellte Rickmers dann die Herausforderungen dar, die nach Veränderungen verlangen – „und auch vor der AGRAVIS-Gruppe nicht haltmachen“. Der AGRAVIS-Vorstandsvorsitzende erläuterte das anhand von vier Punkten:

  1. Die Landwirtschaft in Deutschland stehe vor einer dramatischen Konsolidierung. „Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe wird in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen. Gleichzeitig wissen wir auch, dass die bewirtschaftete Fläche tendenziell abnehmen wird – heißt, die Betriebe werden immer größer.“ Damit drohe langfristig auch die Abkehr vom jahrhundertealten Modell des bäuerlichen Familienbetriebs, den selbstständige Bauern, kleine Betriebseinheiten und mithelfende Familienangehörige kennzeichnen. Künftig würden immer stärker zwar inhabergeführte, aber große, kapitalintensive und betriebswirtschaftlich organisierte Agrarunternehmen die Branche prägen. Die neue Generation landwirtschaftlicher Unternehmer nutze intensiv modernste Technik und greife trotz rückläufigem Arbeitskräfteeinsatz zunehmend auf familienfremde Fachkräfte zurück.
  2. Die ökologische Landwirtschaft werde weiter an Bedeutung gewinnen – angetrieben von veränderten Ernährungsgewohnheiten, Umweltschutzbemühungen, staatlichen Förderungen, verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Gegensatz zu konventionell wirtschaftenden Betrieben und politischer Regulierung. „Selbst wenn sich der aktuell starke Zuwachs an Bio-Höfen abschwächt, dürften die Öko-Bauern bis 2040 auf rund 45.000 zunehmen und der Anteil ökologisch bewirtschafteter Flächen von derzeit 10 Prozent auf etwa ein Fünftel der landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands wachsen“, zitierte Rickmers aus einer aktuellen Studie der DZ Bank.
  3. „Die Digitalisierung in der Landwirtschaft wird sich beschleunigen“, nannte der AGRAVIS-Vorstandschef eine weitere einschneidende Veränderung. Prognosen gehen davon aus, dass der Markt für digitale Landwirtschaft sich weltweit von derzeit 3,5 auf 6 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020 beinahe verdoppeln wird. „Allein diese Zahlen illustrieren, vor welchem Wandel die Landwirtschaft und auch der Agrarhandel stehen.“
  4. Durch den demografischen Wandel werde der Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter härter. „Wir alle kennen die Herausforderungen des demografischen Wandels, der dafür sorgt, dass es immer weniger Talente, sprich leistungsstarke Arbeitnehmer geben wird. Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier nicht nur mit unseren direkten Wettbewerbern konkurrieren, sondern auch mit Marktteilnehmern aus völlig anderen Branchen. Wir müssen also so attraktiv sein, dass wir an marktfernen Standorten mit gutem Personal den Kundenwünschen gerecht werden können und mit Know-how überzeugen.“

Zusammenfassend meinte Rickmers damit, dass der Agrarmarkt sich mit zunehmender Geschwindigkeit wandele – Margen und Mengen würden sich in Deutschland perspektivisch rückläufig entwickeln. „Deshalb werden in sich konsolidierenden Märkten die Kundenfokussierung, leistungsstarke Angebote und Prozesse sowie realisierte Synergien und Skaleneffekte zu entscheidenden Wettbewerbsfaktoren – auch für uns. Und das bei gleichzeitig hohem Investitions- und Kapitalbedarf in Landwirtschaft und Agrarhandel bei steigenden gesellschaftlichen und politischen Anforderungen.“

Damit ebnete Rickmers den Weg für den laufenden Strategieprozess Hanse, dem als Basis ein neues AGRAVIS-Leitbild zugrunde liegt. Zentrale Botschaft des Leitbildes, die als Vision formuliert ist: „AGRAVIS-Kunden sind erfolgreicher als andere.“ Am Ende müsse sich der Kunde für die AGRAVIS und die genossenschaftliche Verbundleistung entscheiden. „Wir müssen ihm – dem Landwirt – und wir müssen den Genossenschaften die richtigen Lösungen bieten. Und die können und sollten nicht nur im besten Preis liegen, sondern in einem Gesamtpaket aus Preis, Leistung, Liefersicherheit, Beratung, Verlässlichkeit und Schnelligkeit.“

Hanse, so machte der AGRAVIS-Vorstandsvorsitzende deutlich, stehe also für eine konsequente Umsetzung von Kundenorientierung und nachhaltigem Wachstum. Mit Hanse entwerfe die AGRAVIS eine Strategie für das unternehmerische Handeln der Zukunft. Es sei ein Konzept mit klaren Rahmenbedingungen, die nun weiter erarbeitet werden müssten. „Wir stehen am Beginn einer Reise, die viel Zusatzeinsatz und Veränderungsbereitschaft verlangt.“