zur Übersicht

Mittelstand: Fachkräftemangel bremst Innovationen

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 10/2018

Schwindet die Innovationskraft des deutschen Mittelstands? Dies legen die Ergebnisse einer Mittelstandsumfrage der DZ BANK nahe. Nicht einmal ein Drittel aller befragten Unternehmen (29 Prozent) will in den nächsten drei Jahren seine Investitionen im Bereich Innovation steigern; bei den kleinen Unternehmen sind es sogar nur 20 Prozent.

Für 92 Prozent steht die Steigerung der Effizienz im Vordergrund. „Das ist grundsätzlich sinnvoll“, gibt DZ BANK-Firmenkundenvorstand Uwe Berghaus zu bedenken. „Aber es entsteht der Eindruck, dass im deutschen Mittelstand Innovationen nicht systematisch genug betrieben werden. Wenn Firmen deswegen den Anschluss an neue Märkte und Produkttrends verpassen, kann sich das rächen.“

Die gute Nachricht der repräsentativen Mittelstandsumfrage der DZ BANK AG: Es gibt kaum Unternehmen, die in den nächsten drei Jahren ihre Investitionen insgesamt verringern wollen (7 Prozent). Alle anderen planen, ihr Investitionsniveau zu steigern (40 Prozent) oder zumindest konstant zu halten (53 Prozent). Am meisten ausgeprägt ist die Investitionsbereitschaft bei den Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 25 und 50 Millionen Euro; von ihnen wollen mehr als die Hälfte (56 Prozent) in den nächsten drei Jahren ihre Investitionen steigern. Unter den Branchen ragen zwei heraus: 60 Prozent der Unternehmen aus Chemie und Kunststoff wollen mehr investieren, wohingegen es in der Agrarwirtschaft nur 21 Prozent sind.

Ausdrücklich in Innovation oder Forschung + Entwicklung wollen in den nächsten drei Jahren nur 29 Prozent aller Mittelständler mehr Geld stecken als jetzt. Auch bei den großen Mittelständlern sind es mit 33 Prozent nur wenig mehr als im Schnitt. Im Jahr zuvor war es noch mehr als die Hälfte (54 Prozent) der großen Unternehmen, die plante, in diesem Bereich mehr zu investieren.

Fachkräftemangel ein Hemmnis

Als größtes Hemmnis für ihre Innovationskraft empfinden die deutschen Mittelständler den Mangel an Fachkräften (68 Prozent). 58 Prozent von ihnen fühlen sich auch gebremst von gesetzlichen Vorschriften. Berghaus: „Schon die letztjährige Umfrage zeigte, dass der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern für 61 Prozent der Unternehmen ein zentrales Investitionshindernis ist. Damals gab fast die Hälfte der vom Fachkräftemangel betroffenen Unternehmen an, auf Umsatz verzichten zu müssen. Der Befund dieses Jahres ist noch besorgniserregender, weil er nicht nur das aktuelle Geschäft, sondern die Zukunft der Unternehmen betrifft. Wenn bei zwei Dritteln der Mittelständler die Fachkräfte fehlen, um Innovationen voranzutreiben, leidet ihre Wettbewerbsfähigkeit.“

Effizienzsteigerung ist wichtigstes Ziel von Innovation

Wenn Mittelständler heute an ihre Investitionen in Innovation und Digitalisierung denken, feilen viele eher an der gegenwärtigen Aufstellung, anstatt nach vorn gerichtet auf neue Ertragschancen zu schauen. So steht für fast alle die Steigerung der Effizienz (92 Prozent) im Vordergrund. Auch dieses Ziel wird aber offenbar häufig nicht erreicht: Mit den Ergebnissen der entsprechenden Innovationsaktivitäten ist nur die Hälfte (Effizienzsteigerung) beziehungsweise ein Drittel (Kostenersparnis) zufrieden.

Derweil will nur die Hälfte aller Unternehmen mit Innovationen neue Geschäftsfelder erschließen und 59 Prozent sehen die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen als vorrangiges Ziel ihrer Innovationsaktivitäten. Dabei steigt gerade der Druck von außen deutlich an: Zwei Drittel (65 Prozent) der Unternehmen geben an, dass der Innovationsdruck in ihrer Branche zugenommen hat und sich die Zyklen verkürzt haben (60 Prozent). Außerdem stimmen 83 Prozent der Firmen der Aussage zu, dass Innovation vom Kunden und seinen sich verändernden Anforderungen getrieben werde. Folgerichtig haben in den letzten zwölf Monaten sieben von zehn Mittelständlern neue Produkte oder Leistungen eingeführt, obwohl Kostenreduktion das oberste Innovationsziel darstellt.

Berghaus sieht die Ursache für diese Entwicklung auch darin, dass viele Unternehmen mit dem zählbaren Ergebnis ihrer bisherigen Investitionen häufig nicht zufrieden waren. „Die vorhandene Unzufriedenheit hängt womöglich zusammen mit einem teils unsystematischen Vorgehen“, sagt er. Dies zeige sich unter anderem daran, dass die Impulse für Innovationen fast nie von spezialisierten Fachkräften, sondern von der Geschäftsführung (97 Prozent) oder vom Kunden (64 Prozent) kommen.