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Milchwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Marktrisiken und steigenden Anforderungen

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 12/2018

Die Herausforderungen für die Milchwirtschaft werden zunehmend komplexer. Strategien und Konzepte müssen mittlerweile fachübergreifend entwickelt werden.

Hierbei ist darauf zu achten, dass die Branche die Akzeptanz und die Wettbewerbsfähigkeit erhält, indem sie sich aktiv in die Diskussion einbringt. Ziel der Branche muss es weiter sein, Entwicklungen und Prozesse aktiv mitzugestalten.

Auf der Mitgliederversammlung der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen e.V. (LVN) berichteten Anfang November der Vorstand und die Geschäftsführung über Maßnahmen, Initiativen und Aktionen, mit denen sie dieses Ziel erreichen wollen. Dazu kamen rund 110 Gäste aus Politik und Wirtschaft, darunter zahlreiche Vertreter der 19 LVN-Mitgliedsorganisationen, zu denen Bauern-, Molkerei- und Gewerkschafts- sowie Verbraucherverbände gehören. „Wir sind fast am Ende eines spannenden und herausfordernden Jahres 2018. Spannend, aber eher im Sinne von nervenaufreibend, machten das Jahr die Wetterkapriolen, die uns von einem Extrem ins nächste jagten“, begann der Vorstandsvorsitzende Jan Heusmann seine Rede. Die Milchwirtschaft und die gesamte Landwirtschaft müssen sich einerseits Marktrisiken und andererseits steigenden Anforderungen an eine nachhaltige Prozessqualität stellen, betonte Heusmann daraufhin. Die extremen Witterungen, die aus seiner Sicht längst keinen regionalen Ursprung mehr haben, stellte er in den Vordergrund: „Klimaveränderungen sind ein Ergebnis globaler Entwicklungen. Die Probleme liegen heute vielschichtiger und können nur gelöst werden, wenn die Bereitschaft da ist, sektor- und fachübergreifend konstruktiv zusammenzuarbeiten. Eine der größten Herausforderungen der Zukunft wird es sein, dass eine Strategie entwickelt wird, Zielkonflikte zu überwinden. Dies kann nur erreicht werden, wenn Bereitschaft vorhanden ist, kurzfristige eigene Interessen zurückzustellen, um langfristige gemeinsame Ziele erreichen zu wollen.“

Mit Blick auf die Öffentlichkeitsarbeit lobte der stellvertretende Vorsitzende Herbert Heyen die „praxisnah“ entwickelten Kommunikations- und Öffentlichkeitskonzepte der Landesvereinigung Niedersachsen: „Mit zahlreichen Materialien für Hofbesuche von Schulklassen, aber auch mit Maßnahmen wie ‚Ich bin Milchbauer ... frag mich doch!‘, dem Milchlandpreis mit der Goldenen Olga oder dem Videoportal My Kuh Tube erhalten wir vielfältige Unterstützung. Sowohl on- und offline erzielt die Landesvereinigung damit eine Vielzahl an positiven Begegnungen und Berichten.“

Sorge bereitete den Milchbauern zuletzt weniger die Berichterstattung, sondern die lang anhaltende Dürre. „Da wegen der Trockenheit auf vielen Höfen Futter fehlt, könnte sich bei spät einsetzender Vegetation im kommenden Frühjahr die Situation für viele Futterbaubetriebe äußerst prekär darstellen“, sagte LVN-Geschäftsführer Frank Feuerriegel. „Aktuell sind die Folgen der lang anhaltenden Dürre im Hinblick auf die Milchmenge noch nicht sichtbar. Aber die Inhaltsstoffe Fett und Eiweiß waren insbesondere im 2. und 3. Quartal 2018 unterdurchschnittlich.“ Zurzeit liegt der durchschnittliche Auszahlungspreis bei rund 35 Cent/kg, nachdem der Auszahlungspreis Anfang 2018 auf knapp 32 Cent/kg abgesunken war. „Insgesamt wird das Jahr 2018 im Durchschnitt aber deutlich unter 2017 abschließen. Während 2017 noch 36,00 Cent/kg im Durchschnitt ausgezahlt werden konnte, wird das Auszahlungsniveau im Jahresmittel 2018 bei 33,80–33,90 Cent/kg liegen“, so Feuerriegel.

Nicht prekär, sondern populär steht das Projekt „My Kuh Tube“ in seinem fünften Jahr da. Diese Zahlen belegen das: Insgesamt über 2.000.000 Zugriffe auf die Videos des Kanals bei „YouTube“. Bei „Facebook“ besitzt die gleichnamige Seite aktuell über 9.000 Fans und erzielt wöchentliche Reichweiten im hohen fünfstelligen Bereich. Die LVN-Geschäftsführerin Kristine Kindler zeigte sich stolz auf das Projekt und seine erfolgreiche Laufbahn: „Dass wir Landwirte haben, die uns hierbei mit so viel Ehrgeiz, Spaß und hochwertigem Videomaterial unterstützen, ist der Grundstein dieses Erfolgs. Ihr stetiger Einsatz unterstützt uns, zu mehr Transparenz in der Milchwirtschaft beizutragen.“ Die LVN-Geschäftsführerin ging in ihrem Bericht besonders auf die öffentlich wirksamen Aktionen ein: Hier entwickelte sich die Initiative DIALOG Milch zu einem wichtigen Standbein. Unter diesem Titel gab es ebenfalls zahlreiche Einsätze der „Bauern als Botschafter“ in elf verschiedenen Begegnungen mit Mitbürgern unterschiedlichster Berufsgruppen. „Insgesamt stehen in der Kommunikation der LVN drei Dimensionen ganz weit vorn: Beziehungen, Glaubwürdigkeit und Erlebnisse“, resümierte Kindler.