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Wissensmanagement – zentraler Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 01/2019

Wie gehen Unternehmen mit der Ressource Wissen um und welche Bedeutung hat Wissen, wenn es darum geht, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben? Um diese Frage drehte sich eine Tagung mit verschiedenen Experten und rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Land- und Ernährungswirtschaft des Oldenburger Münsterlandes im Unternehmen Miavit in Essen in Oldenburg.

 © GVWE
Geschäftsführer Dr. Christian Schmidt (r.), Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft, interviewte GVWE-Abteilungsleiter Harald Lesch hinsichtlich der heutigen Attraktivität von Unternehmen als Arbeitgeber.

Organisiert und veranstaltet wurde die Tagung von einer Kooperation der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft e.V., des NieKE (Landesinitiative
Ernährungswirtschaft), des Agrar- und Ernährungsforum Oldenburger Münsterland (AEF) sowie unseres Verbandes.

Der Vorsitzende des AEF, Landwirtschaftsminister a. D. Uwe Bartels, eröffnete die Tagung und machte klar, wie wichtig das Thema gerade heute ist. Wissensmanagement, so Bartels, sei ein entscheidender Wettbewerbsfaktor und eine Investition in die Zukunft. Schon heute könnten viele Positionen in mittelständischen Unternehmen der Region erst nach langwieriger Suche oder gar nicht besetzt werden. „Die Zeit drängt“, mahnte Bartels und nannte insbesondere den demografischen Wandel und den damit zusammenhängenden Fachkräftemangel als wichtige Ursachen.

Was Wissensmanagement ist und wie man Wissen im Unternehmen systematisch organisieren, analysieren und entwickeln kann, erläuterte anschließend Anja Gieske-Helmsen von der Marketinggesellschaft, die auch ausgebildete Wissensbilanz-Moderatorin ist. „70 Prozent des vorhandenen Unternehmenswissens ist unstrukturiert und liegt brach“, so ihre Botschaft. Mithilfe einer sogenannten Wissensbilanz, die Unternehmensleitung und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam umsetzen, könnten jedoch grundlegende Veränderungsprozesse in Unternehmen systematisch in Gang gebracht werden, empfahl sie.

Wie das geht, machte Arno Schoppe, geschäftsführender Vorstand der Raiffeisen-Warengenossenschaft Niedersachsen Mitte eG, am Beispiel seines Unternehmens deutlich. Man habe durchweg positive Erfahrungen mit dem Instrument „Wissensbilanz“ gemacht und zahlreiche Prozesse verändert. „Aber Veränderungen erfordern Flexibilität“, konstatierte Schoppe. Es funktioniere nur, wenn die Geschäftsführung hundertprozentig dahinterstehe. Mit welchen Tools eine zukunftsfähige Unternehmenskultur lebbar gemacht werden kann, zeigte Dennis Dochtermann von der Demografie-Agentur für die Wirtschaft aus Hannover. Er stellte die „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ vor, die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt wird. Die Initiative bietet Unternehmen sogenannte Audits an, mit denen sie sich eine zukunftsfähige Unternehmenskultur zertifizieren lassen können.

Sehr anschaulich berichtete die Personalleiterin der Firma Grimme, Dr. Alexa Bee, über die Wissensprozesse ihres Unternehmens. So sei nicht nur entscheidend, was explizit an Wissen vorliege, sondern auch, wie das Wissen nach Weggang eines Arbeitnehmers im Unternehmen gehalten werde. Neben den Erfahrungen und den Instrumenten sei das Wollen der Arbeitnehmer und der Geschäftsführung von grundlegender und entscheidender Bedeutung.

In einem abschließenden Statement wies Harald Lesch vom Genossenschaftsverband Weser-Ems auf zahlreiche Aktivitäten im Bereich Wissensmanagement hin, die von den Unternehmen bereits in Angriff genommen wurden. Wie Bartels in seinem Grußwort zur Eröffnung, betonte auch Lesch die enorme strategische Bedeutung des Themas für den Agrar- und Ernährungsstandort Weser-Ems.