„Günther der Treckerfahrer“ begeisterte das Publikum auf dem Landwirtschaftsforum
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 02/2019
Die Grafschafter Volksbank eG veranstaltete vor Kurzem ihr 10. Landwirtschaftsforum. Der Einladung des Bereichs Euregio Agrar in die Alte Weberei folgten etwa 450 Gäste. Bankdirektor Jürgen Timmermann begrüßte als Gastredner die Historikerin Dr. Frauke Schlütz und den aus zahllosen Radio- und Fernseh- sendungen bekannten Künstler Dietmar Wischmeyer, der als „Günther der Treckerfahrer“ auftrat. Bei der Jubiläumsveranstaltung stand damit neben der reinen Informationsvermittlung auch Unterhaltung im Vordergrund.

Unter dem Titel „Wer einer ist, erfährt man durch seine Geschichte“ beleuchteten Dr. Frauke Schlütz und Bereichsleiter Euregio Agrar Jan Schots von der Grafschafter Volksbank eG die gemeinsame Historie und die vielfältigen Beziehungen von Genossenschaften und Landwirtschaft. Kenntnis- und detailreich erläuterte Schlütz die Entwicklung der Genossenschaften Ende des 19. Jahrhunderts und der ersten Grafschafter Genossenschaftsbanken zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus der Landwirtschaft heraus. Sie ging dabei unter anderem auf die gesellschaftlichen und individuellen Herausforderungen im 19. und 20. Jahrhundert ein, die mehrfach durch große wirtschaftliche Not mit schwierigen Lebensumständen gekennzeichnet waren. Die Genossenschaften waren zur Bewältigung der Probleme kein Selbstzweck, sondern echte Hilfe zur Selbsthilfe.
Schots legte den Fokus seines Vortrags auf die aktuelle Situation von Landwirtschaft, Genossenschaften und Gesellschaft insgesamt. „Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln in Deutschland war noch nie so sicher und günstig, der Wohlstand in unserer Region und in Deutschland noch nie so groß wie heute“, sagte Schots. Dennoch gebe es auch Probleme, etwa die zunehmend auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich und vor allem die Wohnungsnot. Auch in der Landwirtschaft habe sich in den letzten Jahren sehr viel geändert. „Im Durchschnitt geben die Menschen in Deutschland nur noch 14 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus, zur Zeit der ersten Genossenschaftsgründungen waren es noch über 50 Prozent“, so Schots. Der Preis für den Fortschritt in der Landwirtschaft sei allerdings hoch, der Strukturwandel einschneidend: „Von einst 5,6 Millionen Betrieben in Deutschland sind nur noch 287.000 Familienbetriebe übrig geblieben.“ Dabei habe vor allem auch die Landwirtschaft den Wohlstand in einer ländlichen Region wie der Grafschaft Bentheim möglich gemacht: „Die hoch technisierte, kapitalintensive und arbeitsteilige Vieh haltende Landwirtschaft war die Keimzelle für den Aufbau von Arbeitsplätzen bei uns. Etwa 20 Prozent der Arbeitsplätze im Landkreis hängen von der Landwirtschaft ab.“ Die Grafschafter Volksbank habe auch im Hinblick auf die Landwirtschaft ihren Förderauftrag immer ernst genommen und vielen Betrieben ermöglicht, ihre Planungen umzusetzen, um sich zukunftsweisend aufzustellen. Für die Bank läge der Anteil des landwirtschaftlichen Kreditvolumens aktuell bei rund 20–25 Prozent ihrer Gesamtausleihungen, in Zahlen ausgedrückt bei mehr als 300 Millionen Euro.
Vor dem Hintergrund der öffentlichen Diskussionen betonte der Referent: „Landwirtschaft ist auf Langfristigkeit ausgerichtet. Sie braucht Planungssicherheit und Verlässlichkeit.“ Erhebliche Sorgen bereiteten ihm in diesem Zusammenhang der Preisdruck, der weltweite und europäische Wettbewerb, die zunehmenden Tierhaltungsvorschriften und Umweltauflagen. Wichtig sei ihm bei allen strittigen Themen und Problemen mit der Viehhaltung eine Rückkehr zur Sachlichkeit. Schots sprach sich dafür aus, die Zukunft der Grafschafter Landwirtschaft einschließlich aller vor- und nachgelagerten Bereiche gemeinsam zu gestalten, ganz nach dem genossenschaftlichen Leitmotto „Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele“.
Höhepunkt des Abends war danach der Auftritt von Dietmar Wischmeyer als „Günther der Treckerfahrer“. In bekannt scharfzüngiger, manchmal deftiger Weise referierte er über „das Leben zwischen Land und Wirtschaft“. Wischmeyer brachte die Lacher auf seine Seite und erhielt mehrfach Szenenapplaus für seine humoristischen Ausführungen. Dabei arbeitete er fast das gesamte Spektrum landwirtschaftlichen Lebens ab und beleuchtete kenntnisreich annähernd alle relevanten Facetten der aktuellen öffentlichen Debatten. Passend zu seinem Vortrag hatte die Grafschafter Volksbank auf der Bühne der Alten Weberei eigens einen Oldtimer-Traktor von Fendt aus dem Jahr 1959 platziert.