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Landwirtschaftstag Weser-Ems: Düngeverordnung und Agrarpolitik standen im Mittelpunkt

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 03/2019

Im Akademiehotel Rastede fand der letztjährige Landwirtschaftstag statt. Die teilnehmenden Agrarbetreuerinnen und Agrarbetreuer aus Weser-Ems erhielten einen umfangreichen Überblick über relevante Entwicklungen. Fachreferenten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der VR AgrarBeratung AG und unseres Verbandes informierten über aktuelle Branchendaten, Kooperationsmöglichkeiten, Auswirkungen der Düngeverordnung und über die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Über den Verlauf dieser Veranstaltung berichteten gemeinsam alle beteiligten Referenten in diesem Beitrag für unser Genossenschafts-Magazin Weser-Ems.

 © GVWE
Wirkten als Referenten beim Landwirtschaftstag mit (v. l.): Dr. Albert Hortmann-Scholten (Fachbereichsleiter Betriebswirtschaft der Landwirtschaftskammer Niedersachsen), Wilhelm Schepers (Meldestelle Düngerecht, Landwirtschaftskammer Niedersachsen), Reno Furmanek (Leiter der Düngehörde), Anna-Lena Niehoff (Referentin Betriebswirtschaft der Landwirtschaftskammer Niedersachsen), Ralf-Peter Janik (Verbundkoordinator unseres Verbandes), Uwe Bintz (Unternehmensberater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen) und Johann Kalverkamp (Vorstandsmitglied der VR AgrarBeratung AG).

Die wirtschaftliche Entwicklung der Region Weser-Ems ist eng mit einer erfolgreichen Agrar- und Ernährungswirtschaft verbunden. Volatile Agrarmärkte, die gesetzlichen Anforderungen in der Nutztierhaltung, das Nährstoffmana-gement, die Energiekosten und nicht zuletzt Reformvorschläge für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020 fordern die landwirtschaftlichen Unternehmer in unserer Region mit ihren leistungs- und wettbewerbsfähigen Betrieben.

Die Kenntnis aktueller Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen in den einzelnen landwirtschaftlichen Betriebszweigen, so Verbundkoordinator unseres Verbandes Ralf-Peter Janik, stehen im engen Zusammenhang mit einer qualifizierten Beratung und Begleitung durch die Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie Ländlichen Genossenschaften in Weser-Ems. In seiner Begrüßung stellte Janik Auszüge aus dem aktuellen Konjunkturbarometer Agrar vor. Der Indexwert zur Stimmungslage ist demnach zwar auf 23,4 Punkte leicht gestiegen, allerdings bleibt sie weiter verhalten. Die künftige wirtschaftliche Entwicklung wird von den Betrieben im Nordwesten mit der Note 2,95 etwas besser beurteilt als die aktuelle wirtschaftliche Situation mit einer Note von 3,12. Die Zukunftserwartungen haben sich dagegen zwischen Juni und September 2018 in allen Betriebsformen verbessert.

Die Liquidität der Betriebe hat sich gegenüber Juni 2018 weiter verschlechtert. Die Investitionsplanungen der Landwirte für die kommenden sechs Monate bleiben auf einem relativ niedrigen Niveau. Das geplante Investitionsvolumen für die nächsten sechs Monate liegt mit 4,7 Milliarden Euro um 0,5 Milliarden Euro unter dem entsprechenden Vorjahresstand.

Getreidemarkt: schlechte Ernte
Auf Janik folgte Dr. Albert Hortmann-Scholten, Fachbereichsleiter Betriebswirtschaft der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Er gab einen Überblick über die Entwicklung im Getreide-, Milch- und Schweinemarkt. Bedingt durch einen nassen Herbst 2017 und einem trockenen Sommer 2018 wurden in Niedersachsen nur 4,7 Millionen Tonnen Getreide geerntet, so wenig wie seit 1976 nicht mehr. Für die Milcherzeugung bedeutete dies einen rapiden Anstieg der Kosten. Für 2019 gibt es jedoch einige positive Impulse, wie zum Beispiel das Freihandelsabkommen mit Japan (JEFTA) ab Februar 2019, wovon auch der EU-Milchmarkt profitieren dürfte. Mit diesen guten Aussichten ist auch ein Ansteigen der Erzeugerpreise denkbar.

Beim Schweinemarkt gehen aktuelle Prognosen davon aus, dass die globale Fleischproduktion 2019 noch einmal steigen wird, jedoch etwas geringer als im Jahr 2018. Zugleich gewinnt der Außenhandel weiter an Bedeutung, wobei der Abstand der USA zur EU immer größer wird. Das Damoklesschwert der „Afrikanischen Schweinepest“ macht verlässliche Markt- und Preisprognosen für 2019 äußerst schwierig. Ein zu erwartender Ausbruch in Deutschland würde die Gesetze des Marktes komplett aushebeln. Fest steht allerdings, dass höhere Anforderungen an den Tier- und Umweltschutz zu kostenbedingten Wettbewerbsverzerrungen führen werden.

Uwe Bintz, Unternehmensberater bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, ging sodann in einem Vortrag auf die betriebliche Entwicklungsperspektiven in der Nutztierhaltung ein. Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung dieser landwirtschaftlichen Betriebe werden sich zukünftig erheblich verändern. In den vergangenen Jahrzehnten stand das betriebliche Wachstum im Vordergrund. Aktuell versuchen immer mehr Betriebe mit den vorhandenen Produktionseinheiten eine höhere Wertschöpfung zu erzielen. Der aus der Vergangenheit dominierende Slogan „Wachsen oder Weichen“ wandelt sich eher zu dem Motto „Besser ist mehr“.

Kooperationen: Strategie für die Zukunft
Johann Kalverkamp, Vorstandsmitglied der VR AgrarBeratung AG, stellte die Möglichkeiten von Kooperationen und Betriebsübernahmen als mögliche Strategien für die Zukunft dar. Mit einer Bruttowertschöpfung von 20,5 Milliarden Euro, so Kalverkamp, ist die Landwirtschaft in Deutschland nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftsbereich. Mit einem Kreditvolumen von über 70 Milliarden Euro ist die Agrarbranche ein kapitalintensiver Wirtschaftssektor.

Für Banken bedeutet dies ein hohes Kundenpotenzial in der Landwirtschaft. Größe und Komplexität der landwirtschaftlichen Betriebe steigen stetig. Kooperationen spielen dabei zunehmend eine übergeordnete Rolle. Die VR AgrarBeratung AG unterstützt die Landwirte und die Banken in der Begleitung wirtschaftlich nachhaltiger und zukunftsfähiger Kooperationen.

Düngeverordnung: Auswirkungen und Umsetzbarkeit
Reno Furmanek, Leiter der Düngebehörde, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, ging der Frage nach „Mit welchen Auswirkungen wird uns die Nährstoffproblematik in der Veredlungsregion Weser-Ems unter den Vorgaben der Düngeverordnung verfolgen?“. Die aktuelle Düngegesetzgebung und die darin enthaltenen Anforderungen an die landwirtschaftliche Praxis, so Furmanek, rufen Handlungsalternativen und Anpassungsmaßnahmen hervor, die im Wesentlichen darauf abzielen, die gesetzlichen Kontrollwerte und Maßstäbe nicht nur auf kurze Sicht sicherzustellen. Noch in 2019 erwartet die Behörde seitens der Landwirtschaftskammer strengere Vorgaben in Form von Melde- und Gebietsverordnungen und eine stärkere Fokussierung auf Abgleiche zur risikoorientierten, effektiven Überwachung des Düngerechtes in Niedersachsen.

Wilhelm Schepers, Meldestelle Düngerecht, Landwirtschaftskammer Niedersachsen Düngebehörde, wies darauf hin, dass im nordwestlichen Niedersachsen die Veredlungswirtschaft besonders durch den Neubau von Stallanlagen zur Geflügel- und Schweinehaltung in den Jahren ab etwa dem Jahre 2000 ein dynamisches Wachstum erfahren hat. Im Zuge der Energiewende sind seit 2003 landesweit rund 1.600 Biogasanlagen gebaut worden. In Kombination von Gärsubstraten und den Wirtschaftsdüngern aus der Tierhaltung hat sich das Stoffstromvolumen in den Veredelungsregionen insgesamt deutlich erhöht.

Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG): Änderungen der Fördergrenzen
Christoph Gers-Grapperhaus, Berater Energietechnik, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, referierte über den Energieeinsatz im landwirtschaftlichen Betrieb und Techniken zum Nährstoffmanagement. Weiterhin wies er auf Änderungen am EEG hin, die Ausschreibungstermine und Fördergrenzen betreffen. Eine wichtige Änderung stellt gerade für Banken die Festlegung zur Flexibilisierungsgrenze dar. Für Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) ist eine schrittweise Vergütungsabsenkung für Anlagen über 40 bis 750 Kilowatt peak vorgesehen, was den Eigenverbrauch von PV-Strom immer interessanterer machen dürfte. Neben der Bewertung der Strom-erzeugung aus erneuerbaren Energien wurden auch die unterschiedlichen Verfahren der Gülle- und Gärrestaufbereitung vorgestellt.

GAP nach 2020: Basisprämie bleibt
Zu der Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2020 (GAP) berichtete Anna-Lena Niehoff, Referentin Betriebswirtschaft, Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Mit der Veröffentlichung der Kommissionsvorschläge zur GAP Mitte des vergangenen Jahres haben die Diskussionen um die neue Architektur für den neuen Förderzeitraum nach 2020 weiter an Fahrt aufgenommen. Für die siebenjährige Förderperiode stehen rund 365 Milliarden Euro zur Verfügung.

Auch in der neuen GAP ist eine Art „Basisprämie“ vorgesehen. Dafür schmelzen die Förderungsbereiche „Basisprämie“ und „Greening“ zusammen und werden in „Einkommensgrundstützung für Nachhaltigkeit“ umbenannt. Die Förderkriterien gelten für alle Antragssteller verpflichtend. Zusätzlich wird es in der ersten Säule der Agrarförderung neue Regelungen für Klima und Umwelt geben. Der Start der neuen Förderperiode wird sich durch den Brexit, den noch abzustimmenden EU-Haushaltsplan und durch die bevorstehende EU-Parlamentswahl im Mai 2019 nach Aussagen von Niehoff weiter verzögern.

Die Gäste des Landwirtschaftstages waren sich nach einem abschließenden Resümee von Janik einig, dass die Kenntnis der aktuellen Entwicklungen und agrarpolitischen Themen zu einem besseren Verständnis und Einordnung führe. Somit unterstützt der Landwirtschaftstag den Anspruch des Kunden im Rahmen der genossenschaftlichen Beratung.