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"Wir haben dem Wetter getrotzt" - zufriedenstellende Bilanz der AGRAVIS

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 05/2019

Die lang anhaltende Trockenheit hat das Geschäftsjahr 2018 der AGRAVIS Raiffeisen AG massiv beeinflusst. Die Ernteergebnisse waren im vergangenen Sommer regional teilweise unterdurchschnittlich, teilweise sogar katastrophal.

Das spürt die AGRAVIS auch heute noch, wie Finanzvorstand Johannes Schulte-Althoff bei der Bilanz-Pressekonferenz des Konzerns in Münster bestätigte. „Die extreme Trockenheit hat die Landwirtschaft vor große Herausforderungen gestellt und damit natürlich auch den Agrarhandel maßgeblich beeinflusst. Wir gehen davon aus, dass uns durch das Wetter rund 40 Millionen Euro Ergebnis vor Steuern in 2018 und 2019 fehlen werden.“ Vor diesem Hintergrund zog Schulte-Althoff dennoch eine zufriedenstellende Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr: „Wir haben von unserem breiten Portfolio mit den unterschiedlichen Geschäftsbereichen profitiert. Nur so konnten wir die schwierigen Bedingungen in einigen Geschäftssegmenten und Regionen ausgleichen. Unter dem Strich – und gerade auch beim Blick auf den immer intensiver werdenden Wettbewerb – sind wir deshalb mit einem Umsatz von 6,6 Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Steuern von 30,4 Millionen Euro sehr zufrieden“, machte der Finanzvorstand deutlich. „Wir haben dem Wetter getrotzt. AGRAVIS bleibt trotz der Trockenheit auf Wachstumskurs.“

Die geschäftlichen Kennzahlen unterstreichen die Leistungsfähigkeit der AGRAVIS-Gruppe. Beim Umsatz gelang ein Plus von 2,2 Prozent, beim Ergebnis vor Steuern ein Plus von 20,2 Prozent, und auch das operative EBIT lag mit 81 Millionen Euro nochmals rund 9,4 Prozent höher als 2017. „Dennoch: Im Agrarhandel und Pflanzenbau mussten wir aufgrund der Trockenheit Umsatzrückgänge hinnehmen, in den anderen Segmenten konnten wir aber zulegen“, so der Finanzvorstand. Das Ergebnis vor Steuern von 30,4 Millionen Euro macht es möglich, in der Hauptversammlung Anfang Mai eine Dividende von 1,02 Euro je Aktie bzw. 4 Prozent auf den Nominalwert der Aktie vorzuschlagen.

Positiv auf die Leistungsstärke ausgewirkt haben sich auch die seit Jahren hohen Investitionen in strategische Kernbereiche der AGRAVIS – allein in den vergangenen zehn Jahren lag die Summe der Investitionen beispielsweise in den Neu- und Ausbau von Standorten, die Erweiterung von Lagerkapazitäten oder neue Geschäftsaktivitäten wie die Flüssigdünger-Anlage in Schwedt bei rund 660 Millionen Euro. 2018 wurde mit 48,3 Millionen Euro nicht mehr ganz so viel investiert wie in den Vorjahren und auf die massiven Einbrüche durch die Trockenheit reagiert. 2019 liegt das Investitionsvolumen erneut bei 51,3 Millionen Euro, führte Schulte-Althoff aus.

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft und im Agribusiness wird sich weiter unvermindert fortsetzen. Die AGRAVIS-Gruppe ist Teil des sich dadurch ergebenden intensiven Verdrängungswettbewerbes – immer mehr Anbieter kämpfen um die verbleibenden Kunden. „Wir sind auf einem guten Weg. Die AGRAVIS will dauerhaft der starke Player auf dem deutschen Agrarmarkt sein und auch international weiter gezielt wachsen. Dafür gehen wir die nächsten strategischen Schritte: Mehr Kundenerfolg, mehr Kundennähe, mehr Stringenz in der Kundenansprache stehen 2019 an erster Stelle“, machte Dr. Dirk Köckler, der seit dem 1. März 2019 den Vorstand der AGRAVIS ergänzt und seit 14. März den Vorstandsvorsitz innehat, deutlich. „ Auch in der Umsetzung unserer Digitalisierungsstrategie und vor allem in der Zusammenarbeit im genossenschaftlichen Verbund liegt ein Stück unserer AGRAVIS-Zukunft.“

Beim Blick auf das Jahr 2019 gehen Dr. Köckler und Schulte-Althoff von einer stabilen Umsatzentwicklung aus. „Wir werden im ersten Halbjahr die Auswirkungen der Trockenheit noch spüren. Bis zur Ernte haben wir noch eine Durststrecke vor uns“, so die beiden unisono. Insgesamt rechnet die AGRAVIS-Gruppe 2019 – ein normales Erntejahr vorausgesetzt – mit
einem Umsatz von 6,5 Milliarden Euro bei einem Ergebnis vor Steuern von mindestens 30 Millionen Euro.

AGRAVIS bereitet Einstieg in den Bio-Markt vor

„Wir haben das Segment in den vergangenen Monaten sehr genau analysiert und erkannt, dass sich hier ein eigenes, starkes Marktsegment in der Landwirtschaft entwickeln wird. Deshalb planen wir, unsere Angebote für die Bio-Landwirtschaft künftig in einer eigenen Gesellschaft zu bündeln“, verkündete Maria-Johanna Schaecher, Mitglied des AGRAVIS-Vorstandes, auf der Bilanz-Pressekonferenz des Agrarhandels- und Dienstleistungsunterneh­mens.

„Nicht nur die interessanten Marktchancen, sondern auch das konkrete Interesse unserer Kunden, mit der AGRAVIS auch im Bio-Segment einen starken Ansprechpartner zu haben, haben uns darin bestärkt, unser bestehendes Segment um den Bereich der ökologischen Landwirtschaft zu ergänzen. Für die wechselwilligen Betriebe, die im wachsenden Feld der Bio-Landwirtschaft eine eigene wirtschaftliche Alternative sehen, will die AGRAVIS ein verlässlicher Partner sein.“ AGRAVIS wolle, so Schaecher, für diese ­Betriebe mit einer starken Beratung, einer hohen Vermarktungssicherheit sowie einem guten Produkt- und Dienstleistungsan­gebot in Kooperation mit den Raiff­eisen-Genossenschaften der Ansprechpartner Nummer eins werden.

 

AGRAVIS: Wechsel im Vorstand

Hermann Hesseler wurde zum 1. Mai 2019 neues Vorstandsmitglied der AGRAVIS Raiffeisen AG mit Sitz in Münster und Hannover. Der 54-jährige Manager wurde Ende April vom Aufsichtsrat bestellt.

Hesseler war bisher als Mitglied der AGRAVIS-Konzernleitung, Prokurist und Bereichsleiter Controlling innerhalb der AGRAVIS aktiv. „Mit Hermann Hesseler ist es uns gelungen, eine versierte Führungskraft mit Unternehmens- und Branchenkenntnis für den AGRAVIS-Vorstand zu gewinnen“, beschrieb der Vorsitzende des AGRAVIS-Aufsichtsrates, Franz-Josef Holzenkamp. „Er verfügt über langjährige Führungserfahrung im AGRAVIS-Konzern und hat durch seine leitende Querschnittsfunktion Einblicke in ver­schiedene operative und funktionale Be­reiche. Zudem hat er in diversen Projekten zusätzlich maßgebliche Verantwortung übernommen“, erklärte Holzenkamp weiter. „Wir versprechen uns durch Hermann Hesseler weitere Impulse für unser opera­tives Geschäft, aber auch Kontinuität in der Weiterentwicklung der AGRAVIS-Gruppe.“

Maria-Johanna Schaecher, seit dem 1. Januar 2018 Mitglied des Vorstandes der AGRAVIS Raiffeisen AG, hat ihr Vorstandsmandat ­niedergelegt und bat den Aufsichtsrat um Aufhebung des Dienstvertrages, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Der Grund sind verschiedene Auffassungen über Herangehensweisen zum künftigen unternehmerischen Kurs der AGRAVIS-Gruppe. „Der Aufsichtsrat hat dem Wunsch auf Vertragsauflösung entsprochen. Wir danken Frau Schaecher für ihr Engagement und ihre Impulse, die sie in den vergangenen 16 Monaten zur Weiterentwicklung der AGRAVIS-Gruppe eingebracht hat“, so der Aufsichtsratsvorsitzende abschließend.

Der Vorstand der AGRAVIS besteht somit aus Dr. Dirk Köckler als Vorstandsvorsitzendem, Johannes Schulte-Althoff als Finanzvorstand und Hermann Hesseler als Mitglied des Vorstandes.