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Hauptversammlung der AGRAVIS Raiffeisen: Vorstand gibt klare Geschäftsziele bekannt

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 06/2019

Nach einem von der Trockenheit geprägten Geschäftsjahr 2018 will die AGRAVIS in 2019 Umsatz und Ergebnis stabilisieren, um ab 2020 wieder in den Wachstumsmodus zu schalten.

 © AGRAVIS Raiffeisen
Die Hauptversammlung der AGRAVIS war mit 850 Aktionären und Gästen sehr gut besucht

Der AGRAVIS-Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Köckler richtete auf der Hauptversammlung des Agrarhandels- und Dienstleistungsunternehmens den Blick nach vorn: Vor rund 850 Aktionären und Gästen in Wunstorf-Kolenfeld (Niedersachsen) formulierte er klare Ziele: Als erste Anforderung nannte er die Stärkung des genossenschaftlichen Verbundes und den Ausbau des Geschäftes mit allen Gesellschaftern. Weiter machte er klar: „AGRAVIS muss Geld verdienen in Form von thesauriertem Ergebnis. AGRAVIS muss für seine Aktionäre dividendenfähig sein. AGRAVIS muss für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein attraktiver Arbeitgeber sein. Um diese Ziele zu erreichen, muss AGRAVIS Marktführer in den relevanten Kernbereichen werden oder bleiben.“

Auf Augenhöhe mit den Genossenschaften

Dr. Köckler sei davon überzeugt, dass die AGRAVIS-Gruppe gemeinsam und auf Augenhöhe mit den Genossenschaften auf Sicht diese Ziele erreichen werde. Der scharfe Strukturwandel biete dem genossenschaftlichen Verbund die Möglichkeit, durch schlanke Prozesse, Innovation und Marktzugang frei werdende Marktanteile zu besetzen. Ein Mehr an Dienstleistung beim Einsatz neuer Techniken und beim Datenmanagement biete zusätzliche Möglichkeiten der Wertschöpfung. Mit dem zurückliegenden Strategieprojekt Hanse habe die AGRAVIS bereits kompakte organisatorische Weichenstellungen hin zu mehr operativer Ausrichtung vorgenommen. „AGRAVIS beschäftigt sich mit dem, was der Kunde benötigt und wofür er letzthin auch bereit ist, einen Marktpreis zu bezahlen. AGRAVIS muss das tun, was AGRAVIS kann und wofür sie ein nachhaltiges, wirtschaftliches Geschäftsmodell liefern kann“, forderte er eine Konzentration auf den Markenkern.

AGRAVIS-Pläne zu den Themen Bio und Digitalisierung

Die eigene Leistungsfähigkeit an den Kundenbedürfnissen auszurichten, ist laut Dr. Köckler ein Schwerpunkt der aktuellen und künftigen Aufgaben. Mit Blick auf das operative Geschäft skizzierte er die Pläne zu den Themen Bio und Digitalisierung: Die AGRAVIS plant für die zweite Jahreshälfte den Eintritt in den Bio-Markt mit einer eigenen Gesellschaft unter dem Namen „biovis“ und will ihre digitalen Services im Sinne der Kunden bündeln und weiter ausbauen.

Rückblick auf das Geschäftsjahr 2018

Die Zahlen zum Geschäftsjahr 2018 hatte eingangs der Hauptversammlung Finanzvorstand Johannes Schulte-Althoff vorgestellt. Das abgelaufene Geschäftsjahr konnte die AGRAVIS trotz der monatelangen Trockenheit und eines immer intensiver werdenden Marktes mit einem erfreulichen Umsatzsprung auf 6,6 Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Steuern von 30,4 Millionen Euro abschließen. „Unter dem Strich sind wir angesichts der besonderen Rahmenbedingungen zufrieden“, betonte Schulte-Althoff. Die Folgen der Trockenheit 2018 kostet die AGRAVIS-Gruppe rund 40 Millionen Euro an Ergebnis vor Steuern. Davon entfielen 24 Millionen Euro auf das Geschäftsjahr 2018, 16 Millionen Euro auf 2019.

Aktuelle Geschäftsentwicklung

In den ersten vier Monaten 2019 hat die AGRAVIS einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro erzielt, der damit den Wert des Vorjahreszeitraums erreichte. Das Ergebnis vor Steuern liegt aktuell aber noch deutlich unter dem Vorjahresniveau. „Nichtsdestotrotz halten wir an unseren Planungen für 2019 fest“, betonte der Vorstandsvorsitzende. „Wir wollen das Jahr mit einem Umsatz von 6,5 Milliarden Euro auf gutem Vorjahresniveau abschließen und auch beim Ergebnis gehen wir bei 30,1 Millionen Euro vom stabilen Vorjahreswert aus.“ Der Vorstandsvorsitzende verhehlte nicht, dass die Ziele für Umsatz und Ergebnis aus heutiger Sicht und beim Blick auf die aktuellen Zahlen ambitioniert seien. „Aber eine normale Ernte, keine Afrikanische Schweinepest und kein erneutes Ausnahmejahr vorausgesetzt, gehen wir davon aus, dass wir die Planzahlen erreichen können.” Die Investitionen sollen mit 51,3 Millionen Euro in 2019 hoch bleiben und auf Abschreibungsniveau liegen. Das Eigenkapital will die AGRAVIS auf 600 Millionen Euro ausweiten, bei einer stabilen Eigenkapitalquote von 30 Prozent. Dr. Köckler hierzu: „Auch das sind Kennzahlen, an denen wir uns messen lassen wollen.“

Die Beschlüsse der Hauptversammlung: Stärkung des Eigenkapitals für weiteres Wachstum

Auf der Hauptversammlung wurde mit großer Mehrheit eine Satzungsänderung beschlossen, die in den nächsten zwei Jahren eine Erhöhung des Grundkapitals um 12 Millionen Euro ermöglicht. Zugleich wurde der Vorstand ermächtigt, innerhalb der kommenden fünf Jahre Genussrechte in einem Gesamtnennbetrag von bis zu 100 Millionen Euro zu begeben.

Dividendenrendite von 4 Prozent

Die rund 6.200 Anteilseigner der AGRAVIS bekommen in diesem Jahr eine Dividende von 1,02 Euro pro Aktie. Bezogen auf den rechnerischen Wert der Aktie von 25,60 Euro entspricht das einer Dividendenrendite von vier Prozent. Die Gesamtausschüttung erreicht damit eine Summe von 8,2 Millionen Euro, das sind 44 Prozent des Konzernjahresüberschusses. Im Geschäftsjahr 2018 erhöhte sich das gezeichnete Kapital auf 205,5 Millionen Euro (Vorjahr: 200,2 Millionen Euro). Die Kapitalerhöhung resultiert aus der Gründung der „Raiffeisen West AG“. 32 westfälische Genossenschaften und genossenschaftliche Unternehmen bündeln darin ihre Interessen als Aktionäre, sodass nun mit der „Raiffeisen West AG“, „VR Holding“ und der „RHN Raiffeisen Norddeutschland“ drei starke nationale genossenschaftliche Aktionärsgruppen existieren. Dies führt auch auf der Aktionärsseite der AGRAVIS zu einer Stärkung des genossenschaftlichen Verbundes. Der Handelswert der AGRAVIS-Aktie wird als Folge der positiven Unternehmensentwicklung nun abermals angehoben – um 0,50 Euro auf 61,50 Euro pro Aktie. Seit Gründung der AGRAVIS Raiffeisen AG im Oktober 2004 ist der Wert der Aktie somit um 35,90 Euro angestiegen. Dies entspricht einer Erhöhung um 140 Prozent.

Kontinuität im Aufsichtsrat

Der 20-köpfige Aufsichtsrat kann seine Aufgaben in unveränderter Besetzung weiterführen. Susanne Schulze Bockeloh, Landwirtin und Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Münster, Axel Lohse aus Stade, Vorstandsmitglied der RAISA eG, und Günter Lonnemann aus Ankum, Geschäftsführer Raiffeisenagrar, wurden für jeweils fünf Jahre wiedergewählt. Auch für den AGRAVIS-Beirat standen turnusmäßig Wahlen an. Als neue Mitglieder wurden Theo Averbeck, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Raiffeisen-Warengenossenschaft Vechta-Dinklage eG, und Hermann Schartmann, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Raiffeisen-Warengenossenschaft Emsland-Süd eG, gewählt. Sie übernehmen die Mandate von Bernhard Mährlein und Paul Graé, die in den Ruhestand gegangen sind. Der Beirat hat beratende Funktion und besteht aus 47 Mitgliedern aus landwirtschaftlichen und genossenschaftlichen Organisationen.