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„Düngeverordnung durch innovative Futterkonzepte begegnen“

veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 10/2019

Im Akademiehotel Rastede fand der 22. Agrar-Treffpunkt Weser-Ems statt. Es referierten Tim Eiler, Leiter des Sachgebietes Düngerecht bei der Düngebehörde der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Bernhard Walgern, Geschäftsführer der AGRAVIS Mischfutter Oldenburg/Ostfriesland GmbH.

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Tim Eiler berichtete über die Anforderungen an landwirtschaftliche Betriebe durch die künftige Düngeverordnung (DüV). In seinen Ausführungen ging er schwerpunktmäßig auf die bislang geltenden Nährstoffvergleiche, die Düngebedarfsermittlung und die beabsichtigten „verbindlichen Maßnahmen“ in „nitratbelasteten Gebieten“ ein. Positiv ist zu bewerten, dass die bedarfsgerechte Düngung noch stärker in den Fokus der DüV rückt. In diesem Zusammenhang ist davon auszugehen, dass in der neuen DüV der Nährstoffvergleich wahrscheinlich gestrichen wird und zukünftig nur der Düngebedarf zu ermitteln ist. Die Pflicht zur Erstellung der Stoffstrombilanz bleibt bestehen.

Eiler zeigte anhand von Berechnungen die N-Bedarfsermittlung auf dem Grünland und zu verschiedenen Ackerfrüchten auf und wies auf die hohen Abschläge für die N-Nachlieferung auf Hoch- und Niedermoorgrünland hin, wobei diese Korrekturwerte vor dem Hintergrund früherer N-Düngeempfehlungen in der Praxis häufig angezweifelt werden. Vor diesem Hintergrund hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen Feldversuche angelegt, um den N-Düngebedarf auf Hochmoor- und Niedermoorgrünland zu validieren. Im Rahmen der neuen DüV muss zukünftig vermutlich nachgewiesen werden, dass die Düngung am Düngebedarf ausgerichtet wird. Hierbei ist darauf zu achten, dass die N-Anrechenbarkeiten gemäß der DüV erreicht werden. Dieses gelingt nur, wenn die Wirtschaftsdünger unter optimalen Bedingungen, d. h. im Frühjahr mit entsprechender Technik ausgebracht werden. Ausreichende Wirtschaftsdüngerlagerkapazitäten sind daher von zentraler Bedeutung. Neben der bedarfsgerechten N-Düngung sind weiterhin die Grundsätze der bedarfsgerechten Phosphatdüngung in der DüV relevant.

Weiterhin erläuterte Eiler die Bemessung von Wirtschaftsdüngergaben am P-Bedarf versus der P-Abfuhr und den sich daraus ergebenden Restdüngerbedarf. Hinsichtlich der „verbindlichen Maßnahmen“ ergaben sich insbesondere Fragen hinsichtlich der beabsichtigten Reduzierung des N-Düngebedarfs um 20 Prozent. Der Referent stellte auf Grundlage von Versuchsergebnissen die Auswirkungen hinsichtlich der Reduzierung der Rest-Nmin-Gehalte dar und wies darauf hin, dass eine Reduzierung des N-Düngebedarfs zu einem Ertragsrückgang und damit zu einer Reduzierung der P-Abfuhr führt.

Nährstoffbilanz mit Futterkonzepten entlasten
Im Anschluss erläuterte Bernhard Walgern, Geschäftsführer der AGRAVIS Mischfutter Oldenburg/Ostfriesland GmbH, praxisnahe Lösungen in Hinblick auf die DüV. Ziel der AGRAVIS ist es, durch ernährungsphysiologisch wertvolle und ökonomisch sinnvolle Rohstoffe eine bestmögliche Futterversorgung für das Tier zu ermöglichen. Eine besser an den Bedarf der Tiere angepasste Fütterung kann den Nährstoffanfall deutlich senken. Die AGRAVIS Raiffeisen AG bietet verschiedene nährstoffreduzierte Futterkonzepte für Schweine, Rinder und Geflügel.

Praxisnahe Lösungen für einzelne Betriebszweige durch die AGRAVIS-Futterkonzepte wurden von Walgern erläutert. Für den Betriebszweig Schweinemast stellte er das innovative Konzept „Zukunft Füttern“ vor, das unter anderem das Kernthema „NährstoffExakt“ beinhaltet. Ein Prozent weniger Rohprotein in der Ration vermindert den N-Anfall um 10 Prozent. Ein um 0,05 Prozent geringerer P-Gehalt im Futter senkt die P-Ausscheidung um 17 Prozent. Es fällt weniger Güllemenge an. N- und P-reduzierte Fütterung trägt auch zur Ge-sunderhaltung der Schweine bei. Sie entlastet den Stoffwechsel und senkt den Ammoniakgehalt in der Stallluft. Die Atemwegsgesundheit ist verbessert. Bei Einsatz des Konzeptes „Zukunft Füttern“ braucht ein Schweinemastbetrieb mit 1.000 Mastplätzen ca. 550 m³ weniger Gülle abzugeben als bei der Fütterung nach RAM-Konzept. Weiterhin wurde der Ökoeffizienz-Manager Schwein entwickelt, mit dem unterschiedliche Futtermischungen für Schweine hinsichtlich ihrer ökologischen und ökonomischen Auswirkungen miteinander verglichen werden können.

Für eine bedarfsgerechte und phosphor-optimierte Milchviehration hilft das neue AGRAVIS-Rationsberechnungstool Phokus. Diese neue Form der Rationsberechnung spart Futterkosten und verringert nachhaltig die Phosphorüberhänge in der Ration. Einen weiteren Beitrag zur Entlastung der Nährstoffbilanz leisten das Laktaria QFit- und das AminoMilk-Programm. Sie unterstützen durch aminosäurebalancierte Fütterung die Reduzierung des Stickstoffgehalts in der Gülle.

Durch die Berücksichtigung der Aminosäuren in der Rationsberechnung kann der Proteingehalt in Milchviehrationen gezielt gesenkt werden. Somit ist es möglich, proteinreiche Futtermittel in der Ration einzusparen. Diese Einsparungen an Protein sind in Form geringer N-Gehalte in der Gülle wiederzufinden. Das Ergebnis ist eine Entlastung des N-Überhangs. Damit kann ein Betrieb mit 100 Milchkühen die Gülleabgabe um ca. 570 m³ reduzieren.

In der Praxis haben sich die AGRAVIS-Geflügelfutter in der nährstoffreduzierten Fütterung bewährt. Mit dem Einsatz von hochverdaulichen Eiweißträgern und dem gezielten Einsatz von Aminosäuren können die Leistungserwartungen von Legehennen, Broilern und Puten ausgefüttert werden.

DELOS – Nährstoffmanagement in Echtzeit
Zum Abschluss berichtete Walgern über die Entwicklung der intelligenten, kundenorientierten Software DELOS, die Ackerbau- und Veredelungsbetrieben in Echtzeit einen Überblick über die Nährstoffbewegungen auf dem Hof bietet. Sie unterstützt Landwirte außerdem bei den Herausforderungen der Düngeverordnung und erleichtert die Umsetzung der Stoffstrombilanz. Alle Geschäftsbeziehungen zwischen der Genossenschaft bzw. der AGRAVIS und dem Landwirt werden in dem Tool automatisch abgebildet.

Die Teilnehmer äußerten sich sehr zufrieden mit dem vermittelten Hintergrundwissen und den dargestellten Möglichkeiten, der Düngeverordnung durch innovative Futterkonzepte zu begegnen.